Rudolstadt. Die Zukunft der Tradition: Das Mandolinenorchester „Wanderlust“ 1919 Rudolstadt bewirbt sich als Verein des Monats.

Der 31. März dieses Jahres wird in der Chronik des Rudolstädter Mandolinenorchesters eine besondere Rolle einnehmen. An diesem Tag wurde das Ensemble für 100 Jahre ununterbrochene Verdienste für die Musik mit der Pro-Musica-Plakette ausgezeichnet, überreicht vom Bundespräsidenten.

„In diesem Rahmen wurde bewusst, welch große Kraft die Laienmusik in diesem Land hat. Sie steht für Gemeinschaftssinn, Verantwortung, Miteinander. Wir sind wie eine große Familie. Das spiegelt sich auch in den 100 Jahren unsere Geschichte wider“, sagt der Vereinsvorsitzende Daniel Mortsch.

Als sich 1919 ein paar musikbegeisterte junge Männer (und eine Frau) zum gemeinsamen Musizieren in Rudolstadt zusammenfanden, war das die Keimzelle des heutigen Orchesters. Die Gründung fiel in die Zeit der Wandervogelbewegung, daher auch der Beiname „Wanderlust“. Das mag aus heutiger Sicht etwas verstaubt und durchaus auch desorientierend wirken, ist aber dennoch ein wichtiger Bestandteil des ursprünglichen Namens. Denn er verweist auf die historischen Wurzeln.

Die Enkeltochter des Mitbegründers Willy Escher, Ursula Liebold, ist als Gitarristin und ehemalige Gitarrenlehrerin noch heute aktiv im Orchester tätig und mit ihren mittlerweile 92 Lebensjahren die „Alterspräsidentin“ des Vereins. Für ihr herausragendes ehrenamtliches Engagement erhielt sie 2010 das Bundesverdienstkreuz ebenso wie der langjährige Orchestervorstand Wolfgang Gazda.

Viele Konzerte und Wettbewerbe im Jahr

100 Jahre Mandolinenorchester Rudolstadt. Aufnahme aus dem Jahr 1921. Foto: Mandolinenorchester
100 Jahre Mandolinenorchester Rudolstadt. Aufnahme aus dem Jahr 1921. Foto: Mandolinenorchester © zgt

Im Kulturleben Rudolstadts haben die Konzerte des Orchesters einen festen Platz. Traditionsgemäß wird im Herbst jeden Jahres mit einem Festkonzert Geburtstag gefeiert. Weitere Konstanten im Veranstaltungsplan sind das Frühlingskonzert, die Weihnachtskonzerte, die Beteiligung am Rudolstadt-Festival sowie die Gestaltung und musikalische Umrahmung unzähliger Veranstaltungen, von Jugendweihen über Jubiläen, Ehrungen und Konzerten in Seniorenheimen. Konzertreisen führten das Orchester nach Österreich, Italien, in die Türkei und in die Schweiz. „Daraus entwickelten sich freundschaftliche Beziehungen zu den Mandolinenorchestern in Bozen, Wien, Annecy und Baar sowie zahlreichen Orchestern in ganz Deutschland, die bis heute lebendig sind und durch gegenseitige Besuche mit gemeinsamen Konzerten gepflegt werden“, so Daniel Mortsch.

Zu den Höhepunkten des Vereinslebens gehörte die regelmäßige Teilnahme an den Orchesterwettbewerben des Landes Thüringens. Im Ergebnis dessen waren die Rudolstädter zu den Bundeswettbewerben 2008 und 2012 delegiert, an denen sie mit dem Prädikat „Mit gutem Erfolg“ beachtlich abschnitten. Aber auch die engagierte Mitwirkung einiger Mitglieder im Landeszupforchester Thüringen und dessen Teilnahme an entsprechenden Wettbewerben ist beachtenswert. Das Orchester war in den Jahren 2004, 2007 und 2013 erfolgreicher Ausrichter des Internationalen Zupfmusikfestivals Rudolstadt.

Diese vielfältigen Aktivitäten blieben nicht ohne Einfluss auf Spielweise und Repertoire. Die Spielerinnen und Spieler sind inzwischen mit den Spieltechniken moderner Zupfmusik vertraut und interpretieren Werke zeitgenössischer Komponisten aus dem In- und Ausland ebenso wie Stücke der klassischen Mandolinenmusik.