Ruhla. Wie Iwana Steinigk vom Thüringer Hilfsverein „Zukunft Donbass“ die Situation der Menschen vor Ort erlebte.

Im Kinderkrankenhaus der ostukrainischen Stadt Lugansk werden alle schwierigen Fälle der gesamten Region behandelt. Dort erzählte ein Arzt Iwana Steinigk von einer Operation, die er am Lungenflügel eines Neugeborenen vornahm. Weil Glühbirnen für die OP-Lampen seit Monaten Mangelware sind, musste eine Krankenschwester das Operationsfeld mit der Handy-Lampe ausleuchten.

Iwana Steinigk gehört zum Thüringer Aktionsbündnis „Zukunft Donbass“, das seit 2016 Humanitäre Hilfstransporte auf den Weg bringt. Gerade ist sie von einer Reise in die „Volksrepublik Lugansk“ zurückgekehrt, um sich über die Verwendung der Spenden und die Hilfsbedarfe zu informieren.

Und das Beispiel der OP-Lampen beschreibt die Bedingungen, unter denen dort Ärzte ihre Patienten behandeln müssen. Hoffnungslos veraltete Technik, marode Pflegebetten, Mangel an Instrumenten und Medikamenten. Die Zuwendungen von den Gesundheitsbehörden sind kümmerlich, aus der Ukraine kommt nichts, aus Russland nur wenig. Und die Hilfen der wenigen dort aktiven internationalen Organisationen – wie das Rote Kreuz – reichen lange nicht aus.

Besonders für die Schwachen, Rentner, Familien mit Kindern, ist es im achten Kriegsjahr schwer

Die Menschen, erzählt Iwana Steinigk, versuchen einen normalen Alltag zu leben, aber besonders für die Schwachen, Rentner, Familien mit Kindern, ist es im achten Kriegsjahr schwer. Die Menschen sind müde, enttäuscht, dass der Minsker Friedensprozess nicht vorankommt, dass keine Lösung in Sicht ist. Sie haben diesen Krieg nicht gewollt, aber sie sind zu seinen Geiseln geworden. Ihr Leben steckt fest zwischen den verfahrenen Fronten der Politik.

Der letzte Transport des Vereins erreichte die Stadt im April: Abgeschriebene Pflegebetten eines Erfurter Seniorenheims, ein Ultraschallgerät aus einer Sömmerdaer Arztpraxis, Kanülen und Verbandsmaterial aus dem Uniklinikum Jena, Beatmungsgeräte, Kleinmöbel … Hilfen, sagt Iwana Steinigk, die immer wieder auf große Erleichterung und Dankbarkeit stoßen. Ärzte erzählten ihr von schmerzhaft fehlenden Beatmungsapparaten, Ultraschallgeräten, Ausrüstung für die Kardiographie, Skalpellen … Selbst simple Dinge wie Töpfe, Schüsseln und Mixgeräte für Kindergärten und Krankenhausküchen sind rar.

Einrichtungen wie das Uniklinikum Jena gehören inzwischen zu verlässlichen Spendern. Wir müssen, bemerkt Steinigk, dennoch viel telefonieren, um unsere Hilfstransporte zu füllen. Hinzu kommen nötige finanzielle Mittel, allein der aufwendige Lkw-Transport über Umwege durch Russland kostet etwa 3000 Euro. Im September will das Aktionsbündnis den nächsten Transport auf den Weg schicken. Die Menschen warten darauf.

Infos: www.zukunftdonbass.org