Schmölln. Originelles Benefizkonzert in der Stadtkirche

Zum ersten Benefizkonzert in diesem Jahr hatte der Kirchbauverein Schmölln am Sonntagabend geladen, um weitere Spenden für die Sanierung der Stadtkirche Sankt Nicolai einzuwerben. Über 100 Menschen waren der Einladung gefolgt, um ein außergewöhnliches Programm zu erleben. Zwei Schmöllner, Benno Benndorf an der Orgel und Thomas Morgenstern, der Schmöllner Anekdoten der 1920-er Jahre vortrug, gestalteten das über zweistündige Programm, bei dem die Zuhörer nach einer Zugabe verlangten.

Der Vorsitzende des Kirchbauvereins, Jörg Milde, begrüßte die Gäste und verwies auf die durch das Baugerüst völlig verdunkelte Nordseite der Kirche. Hier haben Anfang April die Arbeiten des zweiten Bauabschnittes an der Fassade begonnen. Nach Fertigstellung des ersten Bauabschnittes im vergangenen Jahr wurde festgestellt, dass die Schäden am Dach größer sind, als zunächst eingeschätzt wurde. Die Kosten werden also weiter steigen. „Wir führen als Kirchbauverein diese Veranstaltung durch, um weiterhin Spenden für die Sanierung einzusammeln“, erklärte der promovierte Mediziner, der sich freute, dass so viele gekommen waren.

Zuvor, als Auftakt der Veranstaltung, erklang die Introduction von Léon Boëllmann (1862-1897) aus seiner Suite gothique.

Die Nordseite der Schmöllner Stadtkirche ist ­komplett eingerüstet. Foto: Jana Borath
Die Nordseite der Schmöllner Stadtkirche ist ­komplett eingerüstet. Foto: Jana Borath © zgt

Thomas Morgenstern, Mitglied im Heimat- und Verschönerungsverein, im Frack erschienen, quasi als Reinkarnation von Christian Belßner, dem Gründer des Heimatvereins im Jahr 1886, hatte Geschichten zum Schmunzeln von Ernst Enke mitgebracht, die aus der Zeit um 1928/29 stammten. Und es ließen sich noch immer Bezüge zum Heute herstellen, meinte er. Die handelnden Personen haben tatsächlich in Schmölln gelebt. Ob sich die Geschichten aber genau so zugetragen haben, ließ er offen. Die Geschichten handelten unter anderem vom schiefen Kirchturm in Großstöbnitz, den ein Schmöllner wieder gerade bog. Der Schwarze Steg oder der Bärenstammtisch – heute erinnert nur noch ein Fassadenteil des Kauflandes an den Schwarzen Bären – oder die Wahl und wie ein Kurendeschüler aus einem Leichentuch, das über die Särge einst gelegt, einen schwarzen Anzug erhielt, sorgten für Heiterkeit.

Nach ein, zwei Lesestücken spielte Benno Benndorf wieder kurze Orgelstücke. Unter anderem erklang die Gatilla de mano Isquierda von Sebastian Duron. Auch Variationen über ein Thema von Paganini, von Andreas Willscher, 1955 geboren, waren zu hören. Modernes und Klassisches wie die Flötenuhrstücke von Joseph Haydn hatte er im Repertoire.

Mit viel Beifall honorierten die Besucher den Abend, den Benndorf und Morgenstern unentgeltlich gestalteten, weil sie Schmöllner sind und weil es ihnen ein Bedürfnis sei, dass das Wahrzeichen der Stadt wieder in altem Glanz erstrahlt. Für Thomas Morgenstern war es zudem Eigennutz, wie er augenzwinkernd sagte: „Ich will einfach eine schöne Fassade vor der Haustür haben“. Er wohnt gleich vis-à-vis der Kirche.

Mit über 1067 Euro, die gespendet wurden, wurde ein Mosaiksteinchen für die Sanierung hinzugefügt, wofür sich der Kirchbauverein bedankt.

Zum Beitrag Nordseite der Schmöllner Stadtkirche geht in Kur