Mühlhausen. Naturnah im Wald beerdigt werden – das ist in Mühlhausen ab sofort möglich. Wir haben uns auf dem neuen Waldfriedhof umgesehen.

Es ist ein Ort der Stille und des Gedenkens – Wald und Natur sollen aber trotzdem erlebbar bleiben. Das ist das Konzept des neuen Waldfriedhofes im Mühlhäuser Stadtwald. Der wurde jetzt – etwas später als geplant – offiziell eröffnet. Neben Beisetzungen sind dort deshalb auch Radfahrer und Spaziergänger mit Hunden erlaubt.

Bestattet wird dort bereits seit etwa drei Wochen, informiert Bürgermeisterin Beate Sill (parteilos). „Die Nachfrage nach einem Urnengrab im Wald ist groß“, sagt sie. Seit die Pläne zu einemFriedwald in Mühlhausen bekannt sind, bekommt die Friedhofsverwaltung beinahe täglich Anfragen.

Bestattungen haben vor etwa drei Wochen begonnen

Bis zur Eröffnung des Waldfriedhofes ließen viele Familien die Urnen ihrer Angehörigen aufbewahren. Weil das in Thüringen aber nur ein halbes Jahr erlaubt ist, musste es jetzt in einigen Fällen schnell gehen. „Deswegen haben wir bereits vor ein paar Wochen mit den Bestattungen begonnen“, erklärt der Chef der Mühlhäuser Stadtgärtnerei, Peter Weiland.

1136 Liegeplätze gibt es aktuell, die auf 142 Holzstelen verteilt sind. Pro Stele sind es acht Plätze, die nacheinander vergeben werden können, erklärt Jörg Willner, Fachdienstleiter für Forst und Landschaftspflege in Mühlhausen. Möglich ist es zudem, die acht Liegeplätze einer Waldgrabstelle zum Beispiel für die eigene Familie zu reservieren. Eine Gedenkstelle mit Bänken und Stein liegt im vorderen Bereich und ist über einen geschotterten Weg zu erreichen. Wege zu den Stelen habe man bewusst nicht anlegen lassen. „Trampelpfade werden sich über die Jahre ergeben, trotzdem soll der Wald Wald bleiben“, sagt Jörg Willner. Das bedeutet allerdings auch, das die Grabstellen nicht barrierefrei erreichbar sind. Dass sich die Bauarbeiten verzögerten, lag vor allem an der Witterung. „Zudem haben wir die meisten Bauarbeiten selber in die Hand genommen – um Kosten zu sparen und weil es der gesamten Verwaltung ein Herzensanliegen ist“, erklärt Bürgermeisterin Sill. Eigentlich sollte der Waldfriedhof schon Anfang April offiziell in Betrieb genommen werden. Nun fehlen nur noch die Begrenzung des Parkplatzes, sonst ist alles fertig. „Das Eichenholz für die Bänke, Stelen und Begrenzungen kommt direkt aus dem Stadtwald“, informiert Peter Weiland.

An den Holzstelen werden kleine Tafeln mit Namen und Daten der Gestorbenen befestigt. Um den Wald unberührt zu lassen, werden Nummern und Tafeln nicht an den Bäumen fest gemacht. 
An den Holzstelen werden kleine Tafeln mit Namen und Daten der Gestorbenen befestigt. Um den Wald unberührt zu lassen, werden Nummern und Tafeln nicht an den Bäumen fest gemacht.  © Susan Voigt

Ein Begräbnisort auch für auswärtige Verstorbene

Die Lage der neuen Ruhestätte zwischen Holzecke und Grüner Pforte ist nicht zufällig gewählt. „Zum einen ist die Anbindung per Bus, Auto und auch zu Fuß gut und wir haben hier einen ansehnlichen Mischwald“, sagt Jörg Willner. Bis jetzt sind etwa 20 Prozent der etwa acht Hektar großen Fläche für Waldbestattungen vorgesehen – bei Bedarf kann der Friedhof also noch um ein Vielfaches erweitert werden.

Zwar bedeute die neue Außenstelle des Friedhofs für die Verwaltung mehr Arbeit, die Stadt ist damit aber um eine attraktive Bestattungsart reicher. Eine weitere Besonderheit: Im Friedwald können nicht nur Mühlhäuser, sondern Menschen von überallher beerdigt werden. Das Angebot wurde bereits von Familien aus der Umgebung und sogar aus Görlitz genutzt.

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