Hermsdorf. Hermsdorfer erinnern Hatzfeldt-Wildenburg‘sche Verwaltung an besondere Bedeutung, die der Wald im Holzland hat.

Mit Freude haben zahlreiche ältere Einwohner von Hermsdorf zur Kenntnis genommen, dass ihre Stadt sich beim Erhalt alter Plätze im Waldstück „Gierau“ stark machen will (Beitrag „Hermsdorf will im Waldstück Hand anlegen“, OTZ vom 19. März). „Für uns ist und bleibt dieser Wald etwas Besonderes“, brachte es Leserin Helga Hertel auf den Punkt. Und Peter Mildner, ebenfalls ein Hermsdorfer, regte an, den einstigen „Kärrnerweg“, der von der Waldgasse durch das Waldstück in Richtung Raudenbach führt und von dort aus weiter zur Bad Klosterlausnitzer Flur durch den Eisenbahntunnel bis nach Tautenhain zur Bierstraße geht, doch unter besonderen Schutz zu stellen.

Über den „Gierau“ wusste Helga Hertel auch aus eigener Erfahrung folgendes zu berichten: „Unser seit über 750 Jahren bestehender Ort hatte vor 200 Jahren insgesamt 180 Häuser mit 1096 Einwohnern. Diese lebten von der Landwirtschaft und der Holzverarbeitung. Man muss sich vorstellen, dass vor jedem Haus – vornehmlich in der Bergstraße – Haufen von Holz lagen, die von den Männern der ansässigen Familien zu allerhand Gerätschaften verarbeitet wurden wie Dachschindeln, Leitern, Rechen, Radewellen. Mein Urgroßvater Friedrich war Schirrmacher, mein Großvater Leitermacher. Der Wald, ursprünglich Allmende beziehungsweise Bauernwald, davon zeugen heute noch die Flurnamen Gierau (Kuhaue) und Kochwinkel (Kuhwinkel), wurde also mit entsprechendem Respekt behandelt und verehrt, war er doch die Lebensgrundlage des größten Teils der Einwohner. Die Brunnen im Wald, auch der sogenannte ‚Buchborn‘ dienten der Wasserversorgung, es gab erst nach 1906 eine zentrale Wasserversorgung für den Ort“, so Helga Hertel.

„Respekt“ vor dem Wald und dessen Geschichte, dies vermisst die Hermsdorferin bei der Hatzfeldt-Wildenburg‘schen Verwaltung, der das Waldstück „Gierau“ sowie weitere Flächen zwischen Oberndorf, Bad Klosterlausnitz und Hermsdorf gehört.

Auch wenn die Industrialisierung mit dem Porzellanwerk Hermsdorf und seinen großen Brennöfen einen hohen Bedarf an Holz hatte, habe man dem Wald weiterhin Respekt gezollt. Mit der Umforstung sei der Wald zwischen Hermsdorf und Bad Klosterlausnitz zum Spazierwald für die Familien, Kurgäste, die Sehnsüchtigen und zu einem Abenteuerspielplatz für die Kinder geworden. „Von hier aus wurde der Maibaum geholt. Wer von den Älteren erinnert sich nicht gern an die rauschenden Feste mitten im Wald zur Einholung des Baumes! Da wurde mit dem Wald das Leben gefeiert. Alle diese Bräuche wurden auch zu DDR-Zeiten fortgesetzt. Im sogenannten NAW (Nationales Aufbauwerk/Anmerkung d. Red.) wurden vom ‚Bergvolk‘ ein Kinderspielplatz gebaut, eine Rodelbahn mit Sprungschanze geschaffen und der Buchborn, aus dem schon die Soldaten im Dreißigjährigen Krieg ihren großen Durst löschten, gesäubert.“

Und nun dieser Anblick des Waldes, der einen erstarren und weinen lässt. „Unser Wald ist mehr als ein forstwirtschaftlicher Betrieb“, gibt die Hermsdorferin den neuen Eigentümern mit auf den Weg.

Auch Peter Mildner ist der Ansicht, dass das Forstunternehmen mehr auf die regionalen Belange Rücksicht nehmen sollte. Ihm liegt der Erhalt des „Kärrnerweges“ besonders am Herzen. Abseits der Regensburger Straße nutzten einstmals Kleinhändler, mit Huckekorb oder Schiebekarren unterwegs, den Weg. „Als Wanderweg spielt er heute eine wichtige Rolle. Seine Hohlwege und Brücken schlagen die Verbindung zu früheren Zeiten und vermitteln einen Eindruck von den Mühen und Gefahren des Handels noch bis Mitte des 19. Jahrhunderts. Es empfiehlt sich sogar, dieses Wegstück zwischen Freibad und Köstritzer Straße unter besonderen Schutz zu stellen.“ Schön wäre es, so Mildner, wenn sich das Forstunternehmen um den Erhalt dieses Wegstücks auf seinen Grundstücken verdient machen würde.