Berlin. Ein neues Medikament gegen Alzheimer verzögert die Folgen der Krankheit. Doch eine Studie zeigt: Die Nebenwirkungen sind gravierend.

In Deutschland erkranken immer mehr Menschen an Alzheimer. Eine Heilung gibt es nicht, Arzneimittel können den Verlauf der Krankheit aber verzögern. Ein neues Medikament aus den USA macht nun ein wenig Hoffnung: Donanemab verlangsamte einer Studie des US-Herstellers Eli Lilly zufolge das Fortschreiten der Krankheit im frühen Stadium. Noch in diesem Quartal will das Pharmaunternehmen die Zulassung bei der US-Arzneimittelbehörde FDA beantragen.

Das Medikament basiert auf dem Antikörper Donanemab. Dieser zielt im Gehirn der Patientinnen und Patienten auf sogenannte Amyloid-Plaques. Solche Ablagerungen von Eiweißen im Gehirn, Jahre bevor erste Symptome auftreten, sind charakteristisch für Alzheimer, die häufigste Form von Demenz.

Der Wirkstoff kann den geistigen Abbau dadurch zwar weder stoppen noch umkehren, ihn laut der Studie des Pharmakonzerns aber immerhin um rund 35 Prozent verzögern. Die Studienergebnisse zu Donanemab seien ein "wirklicher Fortschritt für die Patienten", sagte Frank Jessen, Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie der Uniklinik Köln, der Deutschen Presse-Agentur.

Grundsätzlich sei die Wirkung von Donanemab und Lecanemab vergleichbar. "Für einen genauen Vergleich muss man die Studiendaten sehen und hoffentlich auch zukünftig in der Versorgung in Deutschland mit diesen Substanzen vergleichende Erfahrung sammeln."

Alzheimer-Medikament: Antrag auf Zulassung in Europa wahrscheinlich

Lecanemab ist ebenfalls ein Arzneistoff zur Behandlung von Alzheimer und gewissermaßen der Vorreiter von Donanemab. Der Wirkstoff wurde bereits Anfang des Jahres in den USA zugelassen. In der EU wurde ebenfalls eine Zulassung beantragt. Diese steht allerdings noch aus.

Linda Thienpont, Leiterin Wissenschaft der gemeinnützigen Alzheimer Forschung Initiative, zufolge sind die Studienergebnisse zur Wirkung von Donanemab "erfreulich". Die Nebenwirkungen allerdings nennt die Expertin in einer Pressemitteilung "sehr bedenklich".

Donanemab: Hohe Wahrscheinlichkeit für Nebenwirkungen

Denn die bisher veröffentlichten Daten deuten zwar daraufhin, dass Donanemab effizienter in der Verzögerung des kognitiven Abbaus ist als Lecanemab. Aber gleichzeitig geht aus der Phase-3-Studie hervor, dass das Medikament mit gravierenden Nebenwirkungen einher gehen kann.

Demnach traten bei 24 Prozent der Probandinnen und Probanden Hirnschwellungen auf. Diese seien in den meisten Fällen zwar nicht so stark gewesen, wie Thienpont auf Nachfrage unserer Redaktion erklärt, aber trotzdem habe es drei Todesfälle gegeben und Nebenwirkungen von Donanemab seien insgesamt deutlich häufiger als bei Lecanemab.

"Es muss genau abgewogen werden, ob Nutzen und Risiko in einem vertretbaren Verhältnis stehen", sagte Thienpont. Es seien dringend Fragen zur Sicherheit des Wirkstoffs zu klären.

Donanemab: Keine Heilung für Alzheimer

Darüber hinaus richtet sich das Medikament ausschließlich an Alzheimer-Erkrankte in einem frühen Krankheitsstadium, die noch unter keinen schwerwiegenden Verlusten der geistigen Fähigkeiten leiden.

"Donanemab ist nach Leqembi der zweite Wirkstoff, der in die Krankheitsmechanismen der Alzheimer-Krankheit eingreift und den kognitiven Abbau verlangsamen kann, allerdings nur im frühen Krankheitsstadium", erklärt Thienpont. Obwohl Donanemab dabei effektiver zu sein scheine, könne auch dieser Wirkstoff die Krankheit nicht stoppen. Leqembi ist ein Antikörpermedikament, dass auf Lecanemab basiert.

"Menschen im fortgeschrittenen Krankheitsstadium werden im Falle einer Zulassung vermutlich nicht von Donanemab profitieren", schränkt die Expertin ein.