Erfurt. Die Staatsanwaltschaft hat gegen einen ehemaligen Kindergarten-Praktikanten Anklage erhoben. Der heute 18-Jährige soll ein Kind sexuell missbraucht haben. Weitere Verdachtsfälle werden nicht weiter verfolgt.
Einem ehemaligen Praktikanten des katholischen Kindergartens Erfurt-Hochheim wird vorgeworfen, zwischen September 2021 und Februar 2022 einen kleinen Jungen sexuell missbraucht zu haben. Wie MDR Thüringen recherchierte, soll der heute 18-Jährige diese zwei Missbrauchsfälle gegenüber der Staatsanwaltschaft eingeräumt haben.
Sein Anwalt teilte auf Anfrage des MDR, dass sich sein Mandant nicht öffentlich äußern werde. Ursprünglich war ihm der sexuelle Missbrauch von insgesamt zwölf Kindern vorgeworfen worden. Der Prozess soll unter Ausschluss der Öffentlichkeit am 11. Mai vor dem Jugendschöffengericht des Amtsgerichts Erfurt beginnen. Auch der Besitz von kinderpornografischen Bildern wird verhandelt. Hintergrund ist, dass der Angeklagte zum mutmaßlichen Tatzeitpunkt minderjährig war.
Alle weiteren Ermittlungen zu den Vorwürfen sexuellen Missbrauchs bei den anderen elf Kindern sind nach §170 Abs. 2 eingestellt worden.
Die Aussagen der anderen Kinder seien aufgrund ihres Alters nicht zuverlässig
Demnach sieht die Staatsanwaltschaft keine hinreichende Chance auf eine Verurteilung in den weiteren Fällen. Hintergrund dafür ist offenbar die Einschätzung einer Gutachterin, die die Aussagen der Kinder untersucht hatte. Sie komme unter anderem zu dem Schluss, dass die Aussagen der Kinder aufgrund ihres Alters nicht zuverlässig seien. Zudem gebe es Zweifel, dass die Darstellungen der Geschehnisse frei von der Suggestion durch andere sein könnten, zum Beispiel der Eltern oder der vernehmenden Polizeibeamten.
Nach Informationen von MDR Thüringen will ein großer Teil der betroffenen Eltern sich mit entsprechenden Beschwerden gegen die Einstellung dieser Verfahren wehren.
Verfahren gegen den Leiter des Kindergartens wurde eingestellt
Eingestellt wurde auch ein Verfahren gegen den Leiter des katholischen Kindergartens. Ihm war im Zusammenhang mit den Vorwürfen gegen den Praktikanten ein Verstoß gegen die Fürsorge- und Aufsichtspflicht vorgeworfen worden.