Erfurt. Die Stadt will Missbrauchsvorwürfen am Theater Erfurt nachgehen. Auch die Entlassung der Gleichstellungsbeauftragten beschäftigt dabei. Nun meldet sich die stellvertretende Landesbeauftragte zu Wort.

Die stellvertretende Gleichstellungsbeauftragte des Landes, Helga Herzfeld, hat sich für eine schnelle Aufarbeitung der mutmaßlichen sexuellen Übergriffe am Theater Erfurt ausgesprochen. "Wichtig ist nach wie vor die zügige Aufklärung der Vorwürfe in Zusammenhang mit dem Theater Erfurt", teilte Herzfeld auf Anfrage der dpa mit. Die Reaktion sei mit der eigentlichen Landesbeauftragten Gabi Ohler abgestimmt, so Herzfeld.

Zum Umgang der Stadtverwaltung mit der dortigen Gleichstellungsbeauftragten, die die Vorwürfe öffentlich gemacht hatte, wolle man sich nicht äußern, hieß es weiter. "Zur Auseinandersetzung zwischen der Stadtspitze und der kommunalen Gleichstellungsbeauftragten in Erfurt sind uns keine weiteren Details bekannt. Da hier den Berichten nach ein arbeitsrechtliches Verfahren im Raum steht, werden wir dieses - wie bei laufenden Verfahren üblich - nicht kommentieren."

Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt, Mary-Ellen Witzmann, ist inzwischen fristlos entlassen worden, nachdem sie bereits Ende Oktober "abberufen und beurlaubt" worden war. Vorausgegangen war eine Auseinandersetzung mit der Stadtspitze: Witzmann hatte öffentlich gemacht, dass es die Vorwürfe um sexuelle Übergriffe und Machtmissbrauch am Theater gebe.

Stadtverwaltung beauftragt Anwaltskanzlei

Daraufhin hatte Oberbürgermeister Andreas Bausewein (SPD) ihr unter anderem eigenmächtiges Handeln vorgeworfen. Die Stadtverwaltung hat inzwischen auch eine Anwaltskanzlei damit beauftragt, die Missbrauchsvorwürfe aufzuklären. Die Stadt ist Trägerin des Theaters.

Ein Anwalt, der Witzmann in der Auseinandersetzung mit der Stadtverwaltung vertritt, hat bestätigt, unter anderem bereits eine Arbeitsschutzklage gegen die fristlose Kündigung Witzmanns am Arbeitsgericht Erfurt eingereicht zu haben.

Das Vorgehen der Stadtverwaltung in der Sache hat bereits zu viel Kritik auch aus der Politik geführt. So hatten die Stadtratsfraktionen von CDU, Linke, Grünen und Mehrwertstadt in einer gemeinsamen Erklärung geschrieben: "Wir werden den Umgang mit der Gleichstellungsbeauftragten hinterfragen. (...) Es ist für uns nicht nachvollziehbar, warum nach der Suspendierung der Gleichstellungsbeauftragten noch eine Kündigung erfolgt."

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