Erfurt/Jena/Reggio Calabria. Nach einer Festnahme in Erfurt wird ein Mann, der verdächtigt wird, Mitglied der Mafia zu sein, nach Italien ausgeliefert.

Ein bei der weltweiten Mafia-Razzia „Eureka“ festgenommener italienischer Gastronom aus Erfurt wird nach Italien ausgeliefert. Der Anwalt des Beschuldigten bestätigte das auf Nachfrage. Sein Mandant akzeptiere die Auslieferung und hoffe auf eine baldige Überstellung nach Italien, sagte Rechtsanwalt Matthias Fertig dem MDR.

Der 50-jährige Maurizio C. war im Rahmen der internationalen Anti-Mafia-Operation „Eureka“ Anfang Mai in Erfurt festgenommen worden. Grundlage dafür ist ein EU-Haftbefehl der Behörden in Italien. Dort ermittelt die Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft Reggio Calabria gegen ihn. Ihm wird unter anderem vorgeworfen, an einem Kokaingeschäft beteiligt gewesen zu sein. Laut dem Haftbefehl, der dem MDR und der Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vorliegt, war geplant, über 20 Kilogramm der Droge von Ecuador nach Australien zu schmuggeln. Auf C.s mutmaßliche Beteiligung waren die Fahnder unter anderem beim Auswerten von sogenannten Kryptohandys des Anbieters SkyECC gestoßen. Im Rahmen von „Eureka“ gab es europaweit über 150 Festnahmen. Allein in Deutschland wurden knapp 30 Haftbefehle vollstreckt.

Nach Informationen von MDR und FAZ hatten Thüringer Ermittlungsbehörden bereits vor drei Jahren den Fall Maurizio C. auf dem Tisch. Die für Organisierte Kriminalität zuständige Staatsanwaltschaft Gera und das Thüringer Landeskriminalamt bestätigten, dass es 2020 ein entsprechendes Ermittlungsersuchen aus Italien gegeben habe. Allerdings sei man diesem damals nicht nachgekommen.

Die Vorwürfe in dem italienischen Ersuchen hätten 2020 nicht ausgereicht

Zu den Einzelheiten wollten sich beide Behörden nicht äußern. Aber aus Justiz- und Polizeikreisen heißt es, dass die Vorwürfe in dem italienischen Ersuchen der Staatsanwaltschaft Gera nicht ausgereicht hätten, um gegen C. zu ermitteln. Dies sei den italienischen Stellen mitgeteilt worden.

Demnach war weder die Staatsanwaltschaft Gera, noch das Thüringer Landeskriminalamt Teil der seit Juni 2019 laufenden Operation „Eureka“. Die Ermittlungen in Deutschland gegen den Erfurter Gastronom Maurizio C. im Auftrag der Anti-Mafia-Staatsanwaltschaft Reggio Calabria sollen dann durch das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen geführt worden sein.

Das Thüringer Landeskriminalamt teilte dazu mit, dass es vereinzelt Ermittlungsaufträge für das Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen erledigt habe. Details dazu wollte die Ermittlungsbehörde in Thüringen nicht nennen. Maurizio C. wurde am 3. Mai im Auftrag der italienischen Behörden vom Landeskriminalamt Nordrhein-Westfalen in Erfurt festgenommen.