Erfurt/München. Der Erfurter Arzt Mark S. hat zahlreiche ihm vorgeworfene Dopingfälle eingestanden. Ums Geld sei es ihm aber nicht gegangen.

Der Erfurter Arzt Mark S. hat zahlreiche ihm vorgeworfene Dopingfälle eingeräumt. Er begründete sein Handeln am 5. Verhandlungstag im Münchner Doping-Prozess mit seiner Liebe zum Sport. Finanzielle Interessen habe er dabei nicht verfolgt, heißt es am Dienstag in einer Erklärung des 42-Jährigen, die von seinen beiden Verteidigern vor Gericht verlesen wurde. Fragen dazu hat der Angeklagte vorerst nicht zugelassen.

Insgesamt 14 der mehr als 140 gegen ihn gerichteten Anklagepunkte treffen laut seiner Anwälten so nicht zu. Das betreffe auch den Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung gegenüber einer Sportlerin. Die Mountenbikerin hatte nach der Einnahme eines Präparats über körperliche Beschwerden geklagt.

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Mark S. erklärte dem Gericht seine Gerätschaften

Der angeklagte Mediziner nutze am Dienstag die Verhandlung vor der 2. Strafkammer am Landgericht München, um zu verdeutlichen, dass das von ihm vorgenommene Eigenblutdoping bei den Sportlern auf medizinisch höchstem Niveau bei Einhaltung aller ärztlichen Standards erfolgte. Ausführlich erklärte der Angeklagte dem Gericht mehrere bei ihm im Februar 2019 beschlagnahmte Geräte, die zur Blutverarbeitung und Aufbereitung dafür genutzt wurden.

Mark S.: Doping im Sport "unverzichtbar"

Doping gehöre zum Sport, sei unverzichtbar, so die Einschätzung des Arztes. Mark S. wollte deshalb den Athleten dafür offenbar eine aus seiner Sicht medizinisch saubere Möglichkeit bieten.

Dem Hauptangeklagten werden rund 140 Dopingfälle vorgeworfen. Einige sollen er und seine vier Mitangeklagten als Bande begangen haben, zahlreiche gewerbsmäßig. Für Mark S. sieht die Staatsanwaltschaft bis zu knapp zehn Jahren Haft.

Dem Mediziner drohen mehrere Jahre Haft

Das Gericht konnte sich in einem Vorgespräch vor Prozessbeginn zwischen vier und sechs Jahren Haft für den Angeklagten vorstellen, wenn dieser sich ausführlich äußert und ein Berufsverbot als Arzt akzeptiert.

Vorerst ist der Prozess bis zum 21. Dezember mit insgesamt 26 Verhandlungstagen geplant. Am Mittwoch soll mit dem suspendierten Ski-Langläufer Johannes Dürr der Sportler als Zeuge befragt werden, der die Ermittlungen laut Staatsanwaltschaft im Januar ins Rollen gebracht hatte.

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