Meiningen. Das zeitweise Verschwinden einer Mutter mit Zwillingsbabys beschäftigte am Dienstag das Landgericht Meiningen. Ein Ehepaar muss sich dort für eine ganze Reihe von Vorwürfen verantworten. Sie wiegen schwer.

In einem Prozess um Vorwürfe wegen Menschenhandels und Kindesmissbrauchs hat sich ein angeklagtes Ehepaar zum Verfahrensauftakt nicht geäußert. Der Prozessbeginn am Landgericht Meiningen zog am Dienstag viele Zuschauer an. Hintergrund ist der Fall einer Zwillingsmutter, die im vergangenen Herbst mitsamt ihrer Babys zeitweise als verschwunden galt.

Die Staatsanwaltschaft legte dem Ehepaar zur Last, die Zwillingsmutter mit ihren Babys in ihr Wohnhaus nahe Meiningen gelockt zu haben. Sie brachten die Mutter dazu, bei der 39-Jährigen und ihrem 45 Jahre alten Ehemann zu bleiben. Sonst würde sie ihre Kinder an das Jugendamt abgeben müssen, so die Drohkulisse des Ehepaars. Der weitere Plan der Eheleute soll gewesen sein, die geistig leicht gehandicapte Mutter nach Afrika zwangsweise zu verheiraten.

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Opfer wie Angeklagte sind Deutsche. Das Paar glaubte, in E-Mail-Kontakt mit einem angeblichen Menschenhändler zu sein. Die Zwillinge hätten sie als eigene Kinder ausgeben und großziehen wollen. Nach rund zwei Wochen habe die Mutter eine Gelegenheit genutzt, um das Haus mit ihren Kindern zu verlassen. Zeugen erkannten die Frau, die gesucht worden war, und alarmierten die Polizei.

Zudem soll der Ehemann zwei leibliche Söhne in mindestens drei Fällen schwer sexuell missbraucht haben. Die Ehefrau soll davon gewusst haben, aber nichts unternommen haben. Die Verhandlung soll am 4. und 13. Juni fortgesetzt.

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