Erfurt/Suhl. Manchmal geht mitunter ein Jahr ins Land, bis sich die Polizei per Fahndungsfoto des Täters an die Öffentlichkeit richtet. Warum dauert das so lange? Wir haben nachgefragt.

Die Straftat liegt schon fast drei Monate zurück: Ein Unbekannter, der – auf welchem Wege auch immer – in den Besitz einer fremden EC-Karte und der dazugehörigen PIN gelangt war, hebt mit dieser Karte an einem Geldautomaten binnen eines Tages mehrere hundert Euro ab.

Doch damit nicht genug: Nurwenige Tage später hebt der Täter erneut über 1000 Euro ab. Die Kripo nimmt die Ermittlungen auf, doch erst drei Monate später werden die Fotos veröffentlicht, die die Überwachungskamera bei den Abhebungen aufgezeichnet hatte.

Doch warum dauert das so lange?

Warum werden Fotos von mutmaßlichen Tätern mitunter erst ein Jahr nach der Tat an die Öffentlichkeit gegeben?

„Weil die Polizei gemäß Paragraf 131 der deutschen Strafprozessordnungdafür erst eine Anordnung des Gerichts oder der zuständigen Staatsanwaltschaft benötigt“, sagt ein Sprecher der Landespolizeidirektion. Außerdem, ergänzt ein Sprecher des Justizministeriums, muss der Abgebildete einer „Straftat von erheblicher Bedeutung“ verdächtigt werden.

Komme hinzu, dass sich die Identität eines Täters auf andere Weise nicht oder nur sehr schwierig feststellen lassen würde, dann könnten Abbildungen von ihm veröffentlicht werden – immer vorausgesetzt, dass eine entsprechende Anordnung vorliegt. „Derartige Fahndungen dürfen nur durch die Richter und lediglich bei Gefahr im Verzug auch durch die Staatsanwaltschaft und ihre Ermittlungspersonen, also Polizeibeamte, angeordnet werden“, ergänzt der Ministeriumssprecher. Das wiederum sei in Paragraf 131c Absatz 1 Satz 1 der Strafprozessordnung geregelt.

Manchmal könne der zeitliche Abstand zwischen einer Straftat und der Veröffentlichung von Fotos auch deshalb vergleichsweise groß sein, weil sich die Ermittler aus „kriminaltaktischen Erwägungen“ für eine Aufschiebung der Fahndung entschieden haben. Oder weil zunächst andere Ermittlungen Erfolg versprachen.

Gute Erfahrungen mit der Veröffentlichung von Fotos gemacht

Grundsätzlich hätten die Ermittler sehr gute Erfahrungen mit der Veröffentlichung von Fotos gemacht: „Sobald wir Fotos zur Verfügung stellen, gibt es Reaktionen. Der Mensch ist nun einmal ein visuelles Wesen“, sagt Julia Kohl. „Während es vielen schwerfällt, andere Menschen zu beschreiben und Angaben für ein Phantombild zu machen – ich könnte das nicht einmal bei meinen Kindern –, erkennen sie bei einem Foto sofort, ob sie jemanden schon mal gesehen haben.“ Auf diesen Effekt setzen die Ermittler, wenn sie Fotos zur Veröffentlichung freigeben.

Ob es die Thüringer Polizisten indes schon einmal mit einem so dreisten Gesuchten wie jüngst ihre Kollegen im US-amerikanischen Ohio zu tun hatten, ist indes nicht anzunehmen: Dort empfand ein 45-Jähriger die beiden Fahndungsfotos, mit denen die Polizei nach ihm suchte, als so unvorteilhaft, dass er den Ermittlern eine bessere Aufnahme zuschickte. Die veröffentlichte auch dieses Foto, was eine so große Aufmerksamkeit zur Folge hatte, dass der wegen Trunkenheit am Steuer Gesuchte wenig später in Florida festgenommen werden konnte.

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