Erfurt. Zum Start der Adventsaktion will „Thüringen hilft“ Menschen dabei unterstützen, Kraft für den Alltag zu sammeln.

Phillip ist ein niedlicher Junge. Doch das verschmitzte Lächeln ist nur Fassade. „Sobald der Besuch weg ist, fängt er vor lauter Erschöpfung an zu schreien“, verrät seine Pflegemutter Ute Klein (Namen geändert) in Kleingeschwenda. „Das längste waren vier Stunden. Das ist schwer auszuhalten“, gesteht sie. Zudem verletzt sich der Vierjährige selbst, trägt einen Kopfschutz und bekam Pflegegrad 2 zugesprochen. Alle Gegenstände in seinem Kinderzimmer sind gepolstert.

In seinem früheren Leben wurde Phillip emotional und körperlich misshandelt, er ist traumatisiert, seine Seele schwer verletzt. „Er hat gelernt, dass er nicht geschlagen wird, wenn er lächelt“, erklärt Ute Klein. „Aus Selbstschutz hält er diese Fassade aufrecht.“ Aber für einen Vierjährigen ist das unglaublich anstrengend. Nach einem Tag im Kindergarten ist er völlig erschöpft. Nicht durch das lange Spielen, sondern durch das Verstellen. Auch emotional ist Phillip ist schwer gestört, kann keine Beziehung aufbauen. „Er kann nicht mehr glauben, dass es jemand gut mit ihm meint“, erklärt seine Pflegemutter. „Er kommt nicht zum Kuscheln, lässt sich nicht umarmen, streicheln. Zärtlichkeiten kennt er nicht. Es kommt einfach nichts zurück.“

In Kleingeschwenda kümmert sich Ute Klein neben vier eigenen Kindern auch um ein traumatisiertes Pflegekind mit schwerer Bindungsstörung.  
In Kleingeschwenda kümmert sich Ute Klein neben vier eigenen Kindern auch um ein traumatisiertes Pflegekind mit schwerer Bindungsstörung.   © Ingo Glase | Ingo Glase

Aber trotz der Mühe und der eigenen vier Kinder will Ute Klein den Jungen nicht weggeben. „Er hat nur noch uns. Käme Phillip in ein Heim, wäre er verloren“, glaubt sie. Um ihm einen sicheren Rückzugsort zu geben, hat sie ein spezielles Pflegebett beantragt. Doch weder die Krankenkasse noch andere Träger wollen die Kosten übernehmen. „Medizinisch nicht notwendig“, heißt es. Um Phillip die ersehnte Geborgenheit zu geben, will „Thüringen hilft“, die Spendenaktion von TA, OTZ und Diakonie Mitteldeutschland, die Familie beim Kauf des Bettes mit 5000 Euro unterstützen. Weitere 1000 Euro übernimmt eine andere Stiftung.

Schicksalsschlag trifft junge Familie aus Weimar

Um Geborgenheit geht es auch in anderen Projekten der aktuellen Adventsaktion, die heute beginnt. Etwa im Fall der Familie Hartmann aus Weimar. Beim 32-jährigen Robert wurde ein Gehirntumor diagnostiziert – zwei Wochen, nachdem die Familie in ein kleines Haus zum Selbstausbau zog.

Seit der OP leidet der handwerklich begabte Familienvater an epileptischen Anfällen. Er wird voraussichtlich dauerhaft arbeitsunfähig bleiben. Damit steht zu befürchten, dass auch das Haus niemals fertiggestellt wird. Die Familie hat einen Spendenaufruf gestartet, um 30.000 Euro zu bekommen, damit wenigstens Kinderzimmer, Schlafzimmer und Bad hergerichtet werden können. Mit 5000 Euro will „Thüringen hilft“ die Familie unterstützen.

Plauderbank als Möglichkeit der Begegnung

Sozialarbeiterin Ingrid Uhlmann und Tischler Stephan Neumann aus Saalfeld mit der Plauderbank für die Senioren-Wohnanlage.
Sozialarbeiterin Ingrid Uhlmann und Tischler Stephan Neumann aus Saalfeld mit der Plauderbank für die Senioren-Wohnanlage. © Ingo Glase | Ingo Glase

Und auch in Saalfeld geht es um Geborgenheit. In mehreren Wohngemeinschaften in der Brudergasse am Markt wohnen rund 50 Senioren mit und ohne Behinderung, die meisten allein. Obwohl die Anlage sehr schön und sehr modern ist, fehlt es an Möglichkeiten der Begegnung, vor allem auf dem Hof, gegenüber dem alten Kloster. Eine Plauderbank soll Abhilfe schaffen: aus naturbelassener Pappel, Esche und Akazie hat der der Saalfelder Tischler Stephan Neumann eine urige und extrabreite Bank gebaut. Sie soll – sobald es Wetter und Corona-Regeln wieder zulassen – die Bewohner zum Plaudern einladen und ihnen somit ein Stück Geborgenheit vermitteln.

Das Spendenkonto von „Thüringen hilft“ lautet:

  • IBAN: DE89 8205 1000 0125 0222 20
  • Empfänger: Diakonie Mitteldeutschland
  • Wer im Feld „Verwendungszweck“ seine Anschrift angibt, erhält automatisch eine Spendenquittung zugeschickt.
  • Alle Spender werden veröffentlicht. Wer nicht genannt werden möchte, vermerkt dort auch den Hinweis „anonym“.
  • Wer ganz einfach mit einem Mausklick spenden möchte, kann das auf unserer Internetseite: thueringen-hilft

Licht und Wärme schenken für Menschen in Not

Diakonie-Vorstand Christoph Stolte zu „Thüringen hilft“:

  • „Die Adventszeit wird in diesem Jahr anders sein. Statt auf dem Weihnachtsmarkt Freunde zu treffen, werden wir Abstand halten und häufiger zu Hause bleiben müssen. Jetzt liegt es noch mehr an uns, die Wochen vor dem Weihnachtsfest zu einem Monat des Lichts und der Nächstenliebe zu machen. Nichts hindert uns daran, in Gedanken enger zusammenzurücken. Wir können dieses Aneinanderdenken deutlich zeigen – mit einer Karte, einem Telefonat. Oder einer Spende.“
  • „Mit unserer Aktion ‘Thüringen hilft’ laden wir auch in diesem Jahr dazu ein, Notleidende in Thüringen zu unterstützen. Es macht mich froh zu sehen, wie vielen Menschen wir dank der großen Spendenbereitschaft schon helfen konnten. Diesmal ist Ihre Hilfe besonders wichtig: Die Corona-Pandemie vergrößert Notlagen, verschärft Armut. Daneben aber gibt es Schicksalsschläge unabhängig von der großen Krise. Deshalb kann ich nicht anders, als besonders um Ihre Unterstützung zu bitten. Helfen Sie, Not zu lindern und Hoffnung zu stiften. Lassen Sie uns gemeinsam Licht sein und Wärme schenken für Menschen in Not. Ich danke Ihnen.“