Erinnerung an eine kreative Kraft im Hintergrund. Christian Werner über das Album „With the Beatles“.

Unsere kleine musikalische Rückschau gilt heute einem aktuellen Anlass: Vor einer Woche starb mit 81 Jahren Astrid Kirchherr. Sollten Leser sich die Frage stellen: Astrid wer? Dann müsste man ruhig, aber bestimmt entgegnen: Astrid Kirchherr!

Die Frau, die dafür sorgte, dass Paul McCartney bei den Beatles auf die Position der Bassgitarre wechselte. Die Frau, die den Pilzköpfen (englisch: moptops) zu ihren charakteristischen Frisuren verhalf. Die Frau, die die ersten Profi-Fotos der Gruppe schoss und so Standards in Optik und Imagebildung von Popstars und somit unser aller Wahrnehmung setzte.

Die Gruppe das erste Mal 1960 in Hamburg live gesehen

Ein verdächtig in schwarz-weiß gehaltenes und ikonographisches Bild der Gruppe aber stammt nicht von Kirchherr: das Cover von „With the Beatles“. Das zweite Album der Band erschien im Jahr 1963. Kirchherrs direkte Verbindung zu den inzwischen berühmten Jungs aus Liverpool war zu diesem Zeitpunkt schon Geschichte, sie endete bekanntlich tragisch.

Das Cover des Albums „With the Beatles“.
Das Cover des Albums „With the Beatles“. © Apple/Universal

Die Kunststudentin und ihre Freunde erlebten die Gruppe das erste Mal 1960 im Hamburger Kaiserkeller. Die Tage der Beatlemania waren fern, das musikalische Fieber aber glühte bereits. Sie freundeten sich an, die vom Rock’n’Roll infizierten britischen Lederjacken und die existenzialistischen deutschen Künstler in schwarz.

Die Frau mit dem zeitlosen Kurzhaarschnitt stahl der Band den Bassisten Stuart Sutcliffe, weil sie ihm ihr Herz schenkte. Sie erweiterte quasi im Gegenzug den Horizont der Musiker bei Kunst und Stil und schnitt ihrem Stuart den ersten Pilzkopf. Sutcliffe, für den die Musik neben der Malerei zweite Wahl war, blieb in Hamburg bei seiner Astrid; ein gemeinsames Leben zwischen Küche, Bett, Staffelei bahnte sich an – unvollendet. Der ehemalige fünfte Beatle starb 1962 an einer Hirnblutung.

Für die Band war indes die Bande zu den Hamburger Tagen nicht abgeschnitten. Für „With the Beatles“ holten sie Kirchherrs Fotos heraus und beauftragten Fotograf und Grafiker, das Cover in diesem Stil zu gestalten. Das Album ist ein typisches Frühwerk der Gruppe, geprägt von Eigenkompositionen und live bewährten Coverversionen. Eine Sternstunde von vielen: George Harrisons erstes eigenes Stück auf Platte „Don’t bother me“.

Legen wir in Gedenken an Astrid Kirchherr „With the Beatles“ auf den Plattenteller, lassen Musik und Cover ihre Wirkung entfalten und erinnern, was einige nicht nur in diesen Abstand-halten-Zeiten verdrängen: Eine gelungene Arbeit ist meist das Ergebnis von vielen Köpfen und Händen.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne. Die Titel werden mit jeder neuen Folge unserer Kolumne erweitert. Und hier erfahren Sie, warum die Songs ausgewählt wurden.

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