Beim Debüt der Arctic Monkeys kommt vieles zusammen: Das Ungehobelte und das Können. Christian Werner über das Album „Whatever People say I am, that’s what I’m not“.

Auch 14 Jahre nach ihrem Debüt wirken die Arctic Monkeys irgendwie noch immer wie die ewigen Frischlinge. War es nicht erst vor Kurzem, als sie die Newcomer waren, die Jungspunde aus Sheffield, die Rotznasen, die mit Gitarren die Welt retten wollten? Wie doch die Zeit vergeht...

Dabei sind sie eigentlich Überlebende einer Ära von Bands aus dem ersten Jahrzehnt dieses Jahrtausends, die den Rock’n’Roll reanimieren sollten. Wieder einmal. Nach Punk, Grunge und Britpop. Was für ein Erbe. The Strokes galt als Speerspitze dieser Welle an Gruppen, die auch als The-Bands bezeichnet wird. Selbst, wenn nicht alle (aber erstaunlich viele) das The vor dem Namen trugen.

Kostenlos verteilte Demos im Internet

Die Arctic Monkeys wurden vor ihrem Plattenvertrag als Internetstars gehypt, so geht der Mythos. In Wahrheit haben Fans kostenlos verteilte Demos der Band ohne deren Wissen hochgeladen. Für den Erfolg absolvierten sie aber die analoge Ochsentour: Auftritte, Auftritte und Auftritte.

Das Cover des Albums „Whatever People say that I am, that's what I'm not“ von den Arctic Monkeys.
Das Cover des Albums „Whatever People say that I am, that's what I'm not“ von den Arctic Monkeys. © Domino Records

Der offizielle Erstling „Whatever People say I am, that’s what I’m not“ aus dem Jahr 2006 vereint das Krachige, Ungehobelte der Jugend und die satten, gut sitzenden Riffs der späteren Alben. Und er führt das Frische, das Besondere sowie die abgeklärte Talentschau zusammen.

Die Platte riecht sprichwörtlich nach Studentenclub. Nach schweißgetränktem T-Shirt, weil die Nacht durchgetanzt, in der einen Hand ein billiges Bier, in der anderen die glimmende Kippe. Und das soll es auch: Es geht ums Auf- und Abarbeiten von Beobachtungen aus dem Nachtleben.

Die Tempo- und Rhythmuswechsel, die ungewöhnliche Phrasierung beim Singen, das Können am Schlagzeug. Das klingt nicht nach Debütanten-Musik, sondern wie jahrelanges Bankdrücken in der School of Rock.

Obwohl nur zwei Singles ausgekoppelt wurden, hat die Platte eine Handvoll Klassiker aus der Indie-Disco zu bieten: Neben „I bet you look good on the Dancefloor“ und „From the Ritz to the Rubble“ sind das „Fake Tales of San Francisco“, „Dancing Shoes“ oder „Mardi Bum“.

Heute weiß man, die Arctic Monkeys haben alles, was man auch abseits eines musikalischen Trends für einen langen Atem braucht: Melodien, tanzbare Stücke und einen Frontmann, der vielleicht kein Boygroup-Casting bestehen würde, aber die heimliche Aufmerksamkeit – und somit die echte – von Frauen sicher hat.

Außerdem wichtig: Durchhaltevermögen, den Willen zum Wandel und das gewisse Quentchen Glück, das es zum Erfolg braucht.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne. Die Titel werden mit jeder neuen Folge unserer Kolumne erweitert. Und hier erfahren Sie, warum die Songs ausgewählt wurden.

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