Erfurt. Die Beatles-Dokumentation „Get back“ von „Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson erscheint auch auf Blu-Ray.

„Wenn er bis Dienstag nicht zurück ist, holen wir Clapton.“ Hinter John Lennons lakonischem Kommentar in den Londoner Twickenham Filmstudios im Januar 1969 steckt eine Portion versteckter Verzweiflung: George Harrison hat eben unvermittelt während einer Probe die Band verlassen.

Die anderen drei Beatles – neben Lennon Paul McCartney und Ringo Starr – versuchen den Schock zu überspielen, auch musikalisch, sie klammern sich an ihre Instrumente. Es will nicht gelingen. Die zähen Proben für ein Konzert, das erste seit drei Jahren, stocken noch mehr.

Das Cover der Dokumentation „Get back“ von The Beatles.
Das Cover der Dokumentation „Get back“ von The Beatles. © Copyright 2022 Disney Apple Corps Limited

Doch die Fab Four raufen sich zusammen und überreden George zur Rückkehr. Es wird noch einmal alles gut – für kurze Zeit. Regisseur Andrew Old Loogham und sein Team halten die Vorbereitungen für das geplante Konzert in Echtzeit fest und machen aus 60 Stunden Film- und 150 Stunden Audiomitschnitten 1970 den „Let it be“-Film. Gut fünfzig Jahre später schneidet „Herr der Ringe“-Regisseur Peter Jackson aus dem Material einen differenzierteren Einblick in das Innenleben der berühmten Band.

Vorher nie aufgenommene Songs aus den Anfangstagen

„Get back“ heißt seine knapp achtstündige Version, die seit Ende November vergangenen Jahres auf dem Streamingkanal „Disney+“ verfügbar ist und dieser Tage für Fans, die gern etwas in den Händen halten, auf drei Blu-Rays erscheint; verpackt in einer stabilen Box, die von Haptik und Anmutung an Tonbandhüllen gemahnt. Teil 1 zeigt die Proben in den Twickenham Studios, die im neuen bandeigenen Apple-Studio fortgesetzt werden (Teil 2), Abschluss ist der berühmte Auftritt auf dem Dach (Teil 3) in voller Länge. Der Box liegen vier Fotos (Sammelkarten) der Band bei.

Die Band spielt nie aufgenommene Songs aus ihren Anfangstagen, nur scheinbar Triviales zeigt die Menschen hinter dem Mythos: Ringo steppt zum Klavierspiel von Paul, George singt einen Song von Bob Dylan und lobt Pauls Bart, John tanzt mit Yoko Walzer. Der Song „Get back“ fällt Paul beim Jammen ein, George und Ringo sitzen staunend daneben. Billy Preston schaut zufällig im Studio vorbei und wird prompt der fünfte Beatle.

Am Ende spielen sie doch nicht im Amphitheater von Sabrata in Libyen oder im britischen Parlament, sondern nur auf dem Dach ihrer Firma Apple in London, bis die Polizei kommt – und schreiben auch damit Musikgeschichte.