Christian Werner schreibt über das Album „Feeling strangely fine“ der Band Semisonic und ihren größten Hit zum Thema Schließzeit.

Sperrstunde oder Feierabend ist das von der Regierung verordnete Motto der Stunde, viele Unternehmer könnten derzeit davon unfreiwillig, aber notwendigerweise ein Lied singen. Die Band Semisonic hat das sogar getan, allerdings schon im Jahr 1998. „Closing Time“ heißt folgerichtig ihr bekanntester Song, für viele ist es der einzig memorable der Gruppe um den Sänger Dan Wilson geblieben. Sie gilt deshalb gar als One-Hit-Wonder.

In Wahrheit klingt so ziemlich jedes Stück auf dem dazugehörigen Album „Feeling strangely fine“ wie ein veritabler Hit aus dem US-amerikanischen College-Rock-Radio. In Übersee und dem Vereinigten Königreich gelangen der Band in der Tat noch zwei weitere mit „Singing in my Sleep“ und dem betörenden „Secret Smile“.

Das Albumcover von
Das Albumcover von "Feeling strangely fine" von Semisonic. © Geffen/Universal

Die Albumproduktion changiert zwischen Rocker-Pose und Singer/Songwriter, versetzt mit einigen der damals modernen Drum-Loops. Um ein paar viel zu oft verwendete Formulierungen der Musikkritik zu bemühen: Semisonic bewies im ausgehenden Jahrtausend ein Händchen für große Melodien und lieferte gut gemachtes Handwerk ab.

Klingt so lala? Nicht ganz. Einen Preis für die innovativste Platte der neunziger Jahre oder des Jahres haben sich Semisonic mit dem Werk freilich nicht verdient. Das war aber auch nicht das Ansinnen der Band. Legt man hingegen die Spielbarkeit in Autoradios als Qualitätsmaßstab und Spaßfaktor an, „Feeling strangely fine“ ist ein formidabler Begleiter auf dem Asphalt.

Und weil es derzeit wenig Ausflugziele – Stichwort Closing Time – gibt, die man mit dem Auto ansteuern könnte oder sollte: Einfach allein ins geparkte Auto setzen, die Sitzlehne waagerecht stellen, das Album einlegen oder anwählen und die Anlage aufdrehen. Selbstquarantäne mit Spaßfaktor – zwei Fliegen mit einer Klappe.

Eine Eintagsfliege blieb das Album indes nicht: Noch ein weiteres brachte Semisonic heraus – drei waren es damit insgesamt –, dann zerfaserten sich die kreativen Pfade des Trios. Schlagzeuger Jacob Slichter etwa schrieb ein Buch über seine Jahre in der Musikindustrie.

Von Hauptsongwriter Dan Wilson hört man buchstäblich immer wieder – im Radio, per Stream, auf Alben. Wenn auch nicht kraft seiner eigenen Stimme, aber, wenn man so will, der inneren: Er komponiert als gefragter Songwriter Stücke für etwa Adele („Someone like you“), Pink, die Dixie Chicks, Jason Mraz oder Taylor Swift.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne. Die Titel werden mit jeder neuen Folge unserer Kolumne erweitert. Und hier erfahren Sie, warum die Songs ausgewählt wurden.

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