Wie hippieinduzierter Sixties-Pop im Sommer gerade richtig sein kann. Christian Werner über das Album „Happy is the Sunshine Company“.

Wenn die Temperatur und der Verbrauch von Sonnencreme steigen, muss man zur musikalischen Zerstreuung nicht zwangsläufig Beach Boys auflegen. Soll es aber doch Sommer-Sonne-gute-Laune-Musik sein, die aus dem Strandkorb-radio am Baggersee oder über die Bluetooth-Kopfhörer beim Sonnenbaden auf Balkonien tönt, bietet sich die oft belächelte musikalische Unterkategorie Sunshine Pop an. Von Neidern süffisant gern auch als Soft Pop bezeichnet.

Was kann man an staubtrockenen und schwülen Tagen, die die Konzentration bei so ziemlich allem, was man tut, erschweren, im Musikkonsum also falsch machen, wenn sogar die Band den Sonnenschein im Namen trägt, wie The Sunshine Company aus – na, klar – Kalifornien?

Harmonie und Frohsinn, aber nur vordergründig

Die Gruppe hatte eine kurze Lebensdauer, zwei aktive Jahre um genau zu sein, eine Handvoll Hits, einige davon Coverversionen. Ein Großteil der Chartsaktiva befindet sich auf dem Debütalbum „Happy is the Sunshine Company“ von 1967. Ihre Markenzeichen: fast durchgängiger Harmoniegesang, kurzweilige Arrangements und nur vordergründig zwanghaft dem Frohsinn verschrieben.

Das Cover des Albums „Happy is the Sunshine Company“.
Das Cover des Albums „Happy is the Sunshine Company“. © Imperial

Was beim ersten Eindruck wie ein typisches Produkt der Sechzigerjahre klingt, offenbart bei genauerem Hinhören differenziertere Töne. „Up, up and away“ ist eines der Cover, im Original von 5th Dimension. Die Sunshine-Variante ist deutlich facettenreicher, weniger weichgespült, wenn man das überhaupt so sagen kann. Sie klingt mal wie die Titelmusik aus damals aktuellen Fernsehserien, mal wie aus einem Musical. „Warm in my Heart“ probiert sich vorsichtig in der Adaption von Techniken der klassischen Musik.

Zwei Beatles-Nummern gibt es auch

Wohl nicht ohne Ironie ausgewählt hat die Band das Beatlesstück „Rain“. Die Version ist solide, klingt ein wenig zu brav, aber vermittelt unaufgeregt die Sehnsucht nach dem kühlenden Nass in einem Fiebertraumsommer. Mutiger und interessanter ist die zweite Beatles-Nummer „I need you“, die man beinahe nur am Text erkennt.

Ebenfalls gelungen: das Stone-Poney-Lied „Back on the Street again“ und der letzte Track mit dem notorischen Titel „Happy“ (Glücklich).

Wer trotz Dauerrotation auf Oldiesendern und bräsigen Thomas-Gottschalk-Flowerpower-Gedenkshows keine Allergie gegen hippieinduzierten Sixties-Pop hat, liegt mit der Sonnenscheinfirma nicht falsch. Holen Sie Bikini und Badehose raus; der Sommer dauert nicht ewig – Klimawandel hin oder her.

Reinhören!

Wir haben die Playlist zum Krisen-Modus. Hören Sie unsere Auswahl an Songs für die Heimarbeit, zur Kurzweil oder für andere Ablenkungen in Selbstquarantäne. Die Titel werden mit jeder neuen Folge unserer Kolumne erweitert. Und hier erfahren Sie, warum die Songs ausgewählt wurden.

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