Erfurt/Frankfurt/Main. Tausende Thüringer pflegen zuhause Angehörige, die auf Hilfe angewiesen sind. Der Sozialverband VdK hat Betroffene zu ihrer Situation befragt – und stellt als Konsequenz deutliche Forderungen.

Der Sozialverband VdK Hessen-Thüringen hat die Einführung einer Pflegezeit ähnlich der Elternzeit angeregt. Einer Verbandsumfrage zufolge monierten viele, die etwa ihre alten Eltern zuhause pflegten, mangelndes Entgegenkommen ihrer Arbeitgeber beim Thema flexible Arbeitszeiten. Dabei würden Arbeitgeber sehr unterschiedlich Rücksicht auf die Situation ihrer pflegenden Mitarbeiter nehmen, Angebote seien uneinheitlich.

"Deshalb fordern wir für Pflegende den Rechtsanspruch auf eine teilweise oder vollständige Freistellung von der Arbeit, analog zur Elternzeit. Und wie beim Elterngeld sollten sie in dieser Zeit als Lohnersatz ein Pflegepersonengeld erhalten", sagte der VdK-Landesvorsitzende Paul Weimann laut einer Mitteilung vom Dienstag.

Rund 3000 Frauen und Männer haben nach VdK-Angaben im August 2020 Fragen zur ihrer Situation in der häuslichen Pflege beantwortet. Davon würde die Hälfte noch arbeiten, oftmals sogar in Vollzeit. Nur ein Drittel arbeite auch mit einem Pflegedienst zusammen, die Mehrheit kümmere sich selbst um die pflegebedürftige Verwandtschaft.

Nicht alle Betroffenen über Hilfs- und Beratungsangebote informiert

Die Umfrage habe auch gezeigt, dass nicht alle Betroffenen über Pflegeschulungen, Reha-Maßnahmen wie eine Kur und andere Hilfs- und Beratungsangebote für sie informiert sind. Noch weniger der pflegenden Angehörigen würden solche Angebote überhaupt nutzen – so hätten lediglich rund zehn Prozent an einer Pflegeschulung teilgenommen oder einen Pflegekurs besucht.

Das Thüringer Landesamt für Statistik hat jüngst Vorausberechnungen veröffentlicht, wonach bis 2040 rund 167.000 Frauen und Männer im Freistaat pflegebedürftig sein werden. Für 2021 gehen die Statistiker in ihrer Vorausberechnung von rund 141.000 Pflegebedürftigen aus.

Im Jahr 2019, der Grundlage der Berechnung, belief sich die Zahl auf rund 136.000. Bei diesen Werten werden sowohl Menschen berücksichtigt, die in einem Altenheim gepflegt werden, aber auch solche, die zuhause von Angehörigen und/oder einem Pflegedienst versorgt werden. Damals wurden etwa 110.000 Betroffene zuhause gepflegt. Rund 70.000 von ihnen erhielten nur Pflegegeld; um sie kümmerten sich allein Familienmitglieder.