Archäologen finden im Westen Schwedens 40 rätselhafte Steingravuren. Die sogenannten Petroglyphen sollen um die 2700 Jahre alt sein.

In Schweden finden sich schon lange vor Wikingern und Ikea-Imperium Spuren menschlichen Lebens. Die ersten Jäger und Sammler kamen bereits 8000 v. Chr. zum Ende der Eiszeit nach Schweden und begründeten eine für viele Jahrtausende bestehende kulturelle Tradition. Archäologen haben jetzt in der Provinz Bohuslän im Westen Schwedens 40 Steingravuren entdeckt, die Boote, Menschen und Tiere aus der Bronzezeit abbilden. Die auch Petroglyphen genannten Steinabbildungen sollen laut Einschätzung der Forscher 2700 Jahre alt sein.

Die Gravuren wurden auf einer steilen Felsoberfläche im Norden der schwedischen Provinz Bohuslän bei Kville gefunden. Das Granitgestein war wohl damals eine Insel, sodass die Bronzezeit-Menschen entweder auf einem Boot oder von einer Konstruktion auf dem Eis den Felsen bearbeitet haben müssen. Das berichtet Martin Östholm, Projektleiter der Stiftung für die Dokumentation der Steingravuren in Bohuslän, gegenüber "Live Science". Er war einer der Archäologen, die die Petroglyphen unter einer dicken Schicht Moos Anfang Mai entdeckten.

Petroglyphen in Schweden: Bedeutung bleibt ein Rätsel

Nahe dem Fundort gibt es zahlreiche andere Steingravuren, die wegen ihres Alters und ihrer Qualität zum Weltkulturerbe erklärt wurden. Die Forscher waren auf der Suche nach weiteren Abbildungen als sie auf dem mit Moos bedeckten Felsen Linien ausmachen konnten, die sich als Petroglyphen herausstellten, wie Östholm im Gespräch mit "Live Science" erzählt.

Die Petroglyphen zeigen sowohl Menschen als auch Schiffe und Tiere.
Die Petroglyphen zeigen sowohl Menschen als auch Schiffe und Tiere. © Foundation for Documentation of Bohuslän’s Rock Carvings

Die größte entdeckte Petroglyphe misst vier Meter und zeigt ein Schiff, so Östholm. Viele der Petroglyphen sind demnach zwischen 30 und 40 Zentimeter lang. Die Künstler der Abbildungen mussten harte Steine gegen das Granit schlagen, um die weiße Schicht darunter freizulegen. So waren sie auch von weitem gut von Land aus oder vom Schiff zu erkennen. Warum genau die Schweden der Bronzezeit die Petroglyphen in den Fels meißelten, ist bisher unklar. Sie könnten als Zeichen des Besitzanspruchs der Bewohner fungiert haben, mutmaßt Östholm.

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Weltkulturerbe in Tanum: Einzigartiges Zeugnis der Bronzezeit in Skandinavien

Die zahlreichen Felsgravuren nahe der schwedischen Gemeinde Tanum in Westschweden, zu deren Einflussgebiet wohl auch die neu entdeckten Petroglyphen gehören, gelten als einzigartig in Skandinavien. Laut Unesco bilden die Gravuren eine Kultur ab, die mehr als 8000 Jahre lang die Gegend kontinuierlich bewohnte und prägte. Der Norden der Provinz Bohuslän ist mit 1500 bisher bekannten Petroglyphen-Stätten überzogen.

Der Fels, auf dem die Steingravuren entdeckt wurden, war wohl früher eine Insel und nur per Schiff oder auf Eis erreichbar.
Der Fels, auf dem die Steingravuren entdeckt wurden, war wohl früher eine Insel und nur per Schiff oder auf Eis erreichbar. © Foundation for Documentation of Bohuslän’s Rock Carvings

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