Greiz. Beim Tag der offenen Tür im Tierheim Greiz zeigen die Mitarbeiter, dass hier die Liebe zum Tier an erster Stelle steht.

Rüde Brutus fängt laut zu kläffen an, als sich die Familie dem Zwinger nähert. „Brutus ist ein Lieber. Doch er akzeptiert nur ein Herrchen“, sagt Tierheimleiterin Elke Becker. Seit fünf Jahren ist Brutus im Tierheim Greiz. Und wird es wohl auch ewig bleiben. Er gilt als schwer vermittelbar. Interessenten hätte es über die Jahre schon gegeben. „Doch wenn das Umfeld für die Eigenarten des Tieres nicht passt, dann geben wir es nicht her“, sagt Elke Becker.

Eines wird an diesem Tag der offenen Tür im Tierheim Greiz deutlich. Die überwiegend über Spenden finanzierte Einrichtung ist kein Tierknast. Und das liegt nicht nur an der Fachkenntnis von Elke Berger und den vier Mitarbeitern. Wer das Tierheim einmal von Innen gesehen hat, der muss viel mehr von einem Tierparadies sprechen.

Elf Hunde, 50 Katzen und sechs Meerschweinchen

Elke Berger nimmt uns mit auf eine Runde über das grüne Gelände. Gleich am Eingang fällt der große Badeteich ins Auge. Hier können, wenn nicht gerade Besucher über das Gelände streifen, die elf Hunde, die gerade hier wohnen, planschen. Doch auch sonst haben sie auf dem 15.000 Quadratmeter großen Gelände ausreichend Platz, um sich auszutoben. „Viel Platz bedeutet natürlich auch viel Arbeit“, sagt Elke Berger.

In der Mitte des Geländes steht das Katzenhaus. Hier sind jene Stubentiger zu Hause, die diesen Namen auch wirklich verdienen. Katzen, die bisher fast ausschließlich in Wohnungen untergebracht waren. Doch auch sie haben es gemütlich in den mit Spielzeug und Kratzbäumen ausgestatteten Zimmern mit Außenbereich. Katzen gibt es derzeit 50 im Tierheim Greiz.

Dazu zählen auch die wilden Samtpfoten und die Freigänger, die sich im hinteren Teil des Geländes in der Sonnen rekeln. Sie können ihr Areal mit Körbchen und einer kleinen Hütte jederzeit durch eine Klappe im Zaun verlassen und die Gegend erkunden. „Den Tieren geht es bei uns sehr gut. Wenn wir sie abgeben, dann wollen wir, dass sie dort ein vergleichbar schönes Leben haben“, sagt Elke Berger.

Deswegen führen die Mitarbeiter mit jedem Interessenten ein ausführliches Gespräch. Sie fragen nach den Vorerfahrungen mit Tier oder Rasse und der Zeit, die sie aufbringen können. „Wir verlassen uns da auch auf unser Bauchgefühl. Mit den Jahren ist das ganz gut geworden“, sagt sie. Manch ein Interessent könne auch schon mal ungehalten reagieren, wenn sie ihm sagen, dass dieses Tier wohl nichts für ihn ist. „Doch für uns steht das Wohl der Tiere an erster Stelle“, sagt Elke Becker.

Doch nicht nur menschliche Züge haben die Mitarbeiter über die Jahr lesen gelernt. Die ausgebildeten Fachleute müssen schließlich auch dafür sorgen, dass die Tiere gut miteinander auskommen. Gerade bei den Hunden, die im Außenbereich alle aufeinandertreffen, sei dies wichtig. Für Jacques, eine englische Bulldogge zum Beispiel, ist es schwer, von den anderen Hunden akzeptiert zu werden. „Die anderen Tiere können bei dieser Rasse die Mimik nicht deuten und reagieren dadurch unberechenbar auf ihn“, sagt Elke Berger. Es sind solche Fachkenntnisse, die die Mitarbeiter des Tierheims von „normalen“ Besitzern unterscheiden. Auch bei den derzeit sechs Meerschweinchen gilt es einiges zu beachten. Doch warum beschränkt sich das Tierheim eigentlich auf Hunde, Katzen und Nager? „Für andere Tiere – wie Reptilien oder Wildtiere – sind wir nicht ausgebildet und haben auch nicht die Ausstattung“, sagt Elke Berger.

Spenden und Fundtiere finanzieren Tierheim

Übringens ist das Tierheim derzeit sogar etwas unterbelegt. Denn Platz wäre für 35 Hunde und 100 Katzen. Aber obwohl es die Tiere hier gut haben, freuen sich die Mitarbeiter über jede Vermittlung. „Wir geben unser Bestes, doch ein liebevolles Umfeld, das ganz für das einzelne Tier da ist, wäre noch besser“, sagt Elke Berger. Und nachts seien nun mal keine Mitarbeiter da. Für manchen Neuzugang eine schwierige Situation.

Schwierig ist es auch manchmal mit der Finanzierung der Einrichtung. Denn anders als Tierheime in kommunaler Trägerschaft, erhalten die Greizer keine Zuschüsse von der Gemeinde. „Deswegen sind wir auf Spenden angewiesen“, sagt ­Elke Berger. Gut zwei Drittel der Arbeit finanziere man so. Ein weiteres Drittel komme durch Fundtierverträge mit den umliegenden Gemeinde rein.

Die Besucher bekommen am Samstag auf jeden Fall einen guten Eindruck, mit welchem Herzblut hier gearbeitet wird. Und manch einer hat vielleicht auch einen neuen Liebling entdeckt. Almut und Dieter Kaul sind ein Rentnerpaar aus Greiz. „Ich hätte gerne eine kleines Kätzchen“, sagt Almut. Aber dafür sei ihre Wohnung wohl zu klein. Doch ihre Tochter hole bald eine Hündin hier ab. „Dann fahren wir eben dorthin, um ein Tier um uns zu haben“, sagt sie

Elke Berger begrüßt diese Weitsicht. „Die Menschen sind viel vernünftiger geworden“, sagt sie. Denn auch wenn es die Tiere im Tierheim Greiz gut haben: Ein lebenslanges Zuhause bleibe doch das Schönste.

Dazu Meine Meinung Ein gutes Zuhause für Tiere