Zum Sommerende steigen die Corona-Infektionszahlen. Die Lieferung neuer Impfstoffe steht an. Sollten wir uns also wieder impfen lassen?

  • Die Corona-Zahlen nehmen wieder zu
  • Für die Corona-Impfung liegt ein angepasster Impfstoff bereit
  • Lesen Sie hier, was Sie über die Impfung im Herbst wissen müssen

Berlin. Von einer Welle mag Gerald Gaß nicht reden. Aber es gebe wieder höhere Corona-Infektionszahlen, sagte der Vorstandschef der Deutschen Krankenhausgesellschaft der "Rheinischen Post". "Es gibt auch wieder mehr Covid-positiv getestete Patientinnen und Patienten auf den Intensivstationen".

In etwa einer Wochen dürften den Arztpraxen in Deutschland neue und insbesondere angepasste Impfstoffe gegen das Coronavirus vorliegen, wie die "Ärzte-Zeitung" berichtete. Derzeit bereiteten sich die Praxen und Apotheken auf eine intensive Impfkampagne vor, sagte der Chef des Apothekerverbands Nordrhein, Thomas Preis, der "Rheinischen Post".

Auf dem Kurznachrichtendienst X, vormals Twitter, nannte Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) auch schon einen Termin für den Beginn der neuen Impfkampagne: den 18. September. Der Stoff sei "ausreichend" und vor allem "frühzeitig" besorgt worden, versicherte der SPD-Politiker.

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Am weitesten verbreitet ist derzeit eine Omikron-Variante mit der Bezeichnung EG.5. Sie wird häufig auch "Eris" genannt. Die Weltgesundheitsorganisation WHO hat die neue Mutation hochgestuft. Die Variante "Eris" gehört nun zu den "Virusvarianten von Interesse".

Corona: Neue Impfstoffe von den drei großen Herstellern

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD).
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD). © Kay Nietfeld/dpa

Die führenden Hersteller von Vakzinen, also Biontech/Pfizer, Novavax oder Moderna haben ihre Impfstoffe an die Omikron-Variante XBB.1.5 angepasst. Von der stammt wiederum EG.5. Passgenau ist der Impfstoff zwar nicht, aber jedenfalls besser als ältere Versionen.

Im Herbst kommen neue angepasste Impfstoffe gegen Corona. Experten erwarten einen Anstieg der Fälle.
Im Herbst kommen neue angepasste Impfstoffe gegen Corona. Experten erwarten einen Anstieg der Fälle. © dpa

Europaweit rechnet die EU-Gesundheitsbehörde ECDC mit einer steigenden Zahl von Corona-Infektionen in diesem Herbst und Winter. Aus Großbritannien wird schon jetzt ein ein Anstieg gemeldet. In Deutschland sind zwar viele Bürger geimpft und/oder haben sich mit Covid-19 angesteckt. Trotzdem werde es aufgrund fehlender "absoluter" Immunität gegen Corona "immer wieder Infektionsausbrüche geben", so Gaß. Lesen Sie dazu: Zahl der Corona-Fälle steigt: Das sagen Experten zum Risiko

Neue Corona-Varianten mit hoher "Immunflucht"

Das Coronavirus kann dem Impfschutz entkommen, denn es verändert sich laufend. "Immunflucht" nennen es die Experten. Das gilt für die Omikron-Variante. Als zusätzliche Treiberfaktoren werden genannt:

  • ein insgesamt nachlassender Infektionsschutz nach mehreren Monaten mit wenig Ansteckungen;
  • Abstandsregeln und Maskentragen finden kaum Beachtung;
  • in den kälteren Jahreszeiten halten sich Menschen verstärkt in geschlossenen Räumen auf, was die Ansteckungsgefahr erhöht.

Für Aufsehen sorgte in den USA, dass die Zahlen schon vor Wochen gestiegen sind und dass der Trend ernsthaft unter anderem mit zwei Blockbustern dieses Kinosommers erklärt wurde, nämlich "Barbie" und "Oppenheimer". Das Argumentationsmuster ist denkbar einfach: Wenn die Zuschauer stundenlang Schulter an Schulter in engen Kinosälen sitzen, dann hat das Virus es leicht; Menschen stecken sich umso schneller an.

Lesen Sie dazu: Liegt es am "Barbie-Fieber"? Irre Erklärung für Corona-Welle

Bisher sind die Fallzahlen in Deutschland überschaubar. Laut Corona-Pandemieradar des Bundesgesundheitsministeriums vom 28. August sind dem Robert Koch-Institut innerhalb der letzten sieben Tage drei neue Corona-Infizierte pro 100.000 Einwohnern gemeldet worden. Zur Wahrheit gehört auch, dass weniger getestet wird als zuletzt in der Pandemie. Die Dunkelziffer dürfte groß sein.

Stiko rät zu einer Grundimmunisierung

Der Impfstoff-Forscher Leif Erik Sander von der Berliner Charité geht aufgrund der breiten Bevölkerungsimmunität nicht von hohen Wellen oder einer übermäßigen Belastung der Krankenhäuser im Herbst und Winter aus. Im ZDF schränkte er, "Ganz ausschließen kann man stärkere Wellen aber nicht".

Für bestimmte Bevölkerungsgruppen wäre es ratsam, den Impfschutz aufzufrischen. Dazu zählt Lauterbach in seinem Tweet jüngere Risikopatienten sowie Menschen, die über 60 Jahre alt sind. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt die Impfung außerdem auch Bewohnerinnen und Bewohnern von Pflegeheimen sowie allen, die in der Medizin und Pflege arbeiten.

Die Grundimmunisierung mit einem an Omikron angepassten mRNA-Impfstoff ist wichtig. Denn Daten des Paul-Ehrlich-Instituts zeigen umgekehrt, dass nach der Immunisierung mit einem nicht an Omikron angepassten mRNA-Impfstoff "die Antikörperspiegel gegen die Omikron-Varianten niedrig sind", wie der am Institut ansässige Virologe Eberhardt Hildt erläuterte. Im Klartext: Wessen Impfung schon älter ist und nicht an Omikron angepasst war, der tut gut daran, seinen Impfschutz jetzt aufzufrischen.

Einfacher für die Ärzte: Vakzine in Einzeldosen geliefert

Generell empfiehlt die Ständige Impfkommission allen Erwachsenen eine Basisimmunität. Dazu gehört laut RKI mindestens drei SARS-CoV-2-Antigenkontakte durch Vakzine (mindestens zwei Impfstoffdosen) und/oder eine Infektion. Auffrischimpfungen im Abstand von etwa zwölf Monaten zum letzten Antigenkontakt empfehlen sich, vorzugsweise im Herbst.

Laut "Ärzte-Zeitung" werden die Ärzte die neuen Impfstoffe einfacher handhaben können: erstmals in Einzeldosen. Das erspart den Medizinern Arbeitsgänge: Es entfällt das Öffnen der Fläschchen und das behutsame "Aufziehen“ von Spritzen. Es sollte den Ärzten ermöglichen, mehr Menschen in kürzerer Zeit zu impfen.