Berlin. . Teile von Nürnberg und Frankfurt standen im August 2023 nach Starkregen unter Wasser. Müssen wir uns an heftige Unwetter gewöhnen?

Überflutete Keller, gestrichene Flüge, Autos, die in Wassermassen feststecken: Im August 2023 haben Unwetter und Starkregen in Teilen von Nürnberg und Frankfurt für Chaos und Überflutungen gesorgt. Gewitter sind im Sommer an sich nichts Ungewöhnliches – doch die Ausmaße der Unwetter nahmen zuletzt deutlich zu. Ein Experte beantwortet: Ist das die neue Normalität?

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"Unwetter an sich gehören zum Wetter leider immer dazu", sagt Wetterexperte Frank Böttcher im Gespräch mit unserer Redaktion. Doch: "Mit jedem Grad mehr der Lufttemperatur kann die Luft sieben Prozent mehr Feuchtigkeit aufnehmen." Da es über Südeuropa durch den Klimawandel immer heißer werde, könne die Luft dort dementsprechend mehr Wasser aufnehmen, erklärt der Vorsitzende der Deutschen Meterologischen Gesellschaft.

Wenn die Luftmassen dann in Deutschland ankommen, ist sie also deutlich feuchter als normal, erklärt Böttcher. Durch das höhere Maß an Wasserdampf steige die Luft deshalb heute 200 bis 300 Meter höher als früher. "Einige Wolken, bei denen es früher nur für einen Schauer gereicht hat, werden dabei zu Gewittern", so Böttcher.

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Stärkere Gewitter laut Experten durch Klimawandel begünstigt

Er erklärt weiter: "Die Wolken, die es auch schon früher auf Gewitterstärke gebracht haben, bringen nun stärkeren Regen und stärkere Gewitter hervor." Experten sind sicher, dass diese Entwicklung mit dem Klimawandel zusammenhängt. So wie er laut Böttcher jedes Wetterereignis als Hintergrundrauschen beeinflusse.

Nach starken Regenfällen lief Mitte August Wasser durch den Südbahnhof in Frankfurt-Sachsenhausen.
Nach starken Regenfällen lief Mitte August Wasser durch den Südbahnhof in Frankfurt-Sachsenhausen. © dpa | dpa

Dass die Unwetter gerade den Süden Deutschlands besonders treffen, liege daran, dass die Gegend schneller von den feuchten Luftmassen des Mittelmeeres erreicht würde, so Böttcher. Sie ist daher besonders gefährdet. Trotzdem könnten Unwetter auch Köln, Hannover oder Berlin treffen. "Gewitter sind bei der Wahl der Region nicht wählerisch."

Doch wann ist die Gefahr dafür am höchsten? Starkregen könne eigentlich in jeder Jahreszeit auftreten, so Böttcher. Die klassischen Sommergewitter treten aber inzwischen vermehrt schon früher und damit schon ab April statt ab Mitte Mai auf. Zusätzlich nehmen in den Wintermonaten Starkregenereignisse zu, bei denen hohe Wassermengen in Folge von Dauerregen fallen.

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Einsatzkräfte der Feuerwehr konnten letzte Woche in Nürnberg nur noch mit einem Schlauchboot zu den Autos in einer überschwemmten Unterführung gelangen.
Einsatzkräfte der Feuerwehr konnten letzte Woche in Nürnberg nur noch mit einem Schlauchboot zu den Autos in einer überschwemmten Unterführung gelangen. © Oßwald/News5 /dpa

Insgesamt wird der Frage, wie sich Deutschland an den Klimawandel und seine Folgen anpassen kann, laut Böttcher noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Überschwemmungen wie in Nürnberg und Frankfurt seien seiner Meinung nach das Ergebnis schlechter Stadtplanung. "Nach wie vor passen wir unsere Städte zu wenig an und generieren damit Schäden und Kosten, die vermeidbar sind", so der Experte. "Workshops zur Planung einer Fußgängerzone sollten möglichst an einem Gewittertag stattfinden und nicht bei freundlichem Wetter."