Madrid. Marokko wurde von einem Erdbeben erschüttert. Ist es vor Ort und in den Hotels wieder sicher? Das müssen Urlauber jetzt wissen.

  • Marokko wurde von einem Erdbeben erschüttert
  • Dabei kamen knapp 3000 Menschen ums Leben
  • Lesen Sie hier, was Touristen jetzt wissen müssen, die das Land besuchen wollen

Auch eine Woche nach dem verheerenden Erdbeben im Urlaubsland Marokko werden noch Leichen aus den Trümmern geborgen: Nach Angaben des marokkanischen Innenministeriums wurden bisher annähernd 3000 Todesopfer registriert. Doch in der schwer zugänglichen Katastrophenregion, im südwestlich der Touristenhochburg Marrakesch gelegenen Gebirgszug Hoher Atlas, werden weiter Hunderte von Menschen vermisst. Die Zahl der Opfer dürfte also weiter steigen.

Auch im malerischen Marrakesch, der meistbesuchten Stadt Marokkos, kamen in der historischen Altstadt, der Medina, Menschen zu Tode. Mehrere Gebäude in der Medina, die mit ihren Gassen und Basarständen zum Unesco-Weltkulturerbe gehört, stürzten ein. Wie durch ein Wunder kamen durch das Beben, das sich am 8. September kurz nach 23 Uhr Ortszeit ereignete, keine Urlauber zu Schaden – wohl auch, weil die meisten kleinen Geschäfte in der Medina bereits geschlossen waren.

Zerstörung und Verzweiflung in den Bergregionen von Marokko nach dem schweren Erdbeben.
Zerstörung und Verzweiflung in den Bergregionen von Marokko nach dem schweren Erdbeben. © AFP | FETHI BELAID

Trotzdem erschütterten die Erdstöße auch den Tourismus in Marokko, einen der wichtigsten Wirtschaftszweige des Landes. Kurz nach der Tragödie brachen Tausende europäische Urlauber, die in Marrakesch das Erdbeben am eigenen Leib erlebt hatten, ihren Ferienaufenthalt ab und flogen überstürzt nach Hause. Zahlreiche Fluglinien vergrößerten ihr Sitzangebot oder setzten Sondermaschinen ein, um Feriengäste aus Marrakesch heimzuholen. Würden Sie jetzt ausbleiben, wäre es die nächste Katastrophe für Marokko, so Experten.

Diese Plätze sind bereits wieder für Besucher geöffnet

Doch inzwischen ist in der historischen Königsstadt Marrakesch schon wieder (fast) die Normalität eingekehrt. Auf dem berühmten Platz Djemaa el Fna im Herzen der Altstadt pulsiert wie früher das Leben. Schlangenbeschwörer, Musiker, Marktverkäufer und marokkanische Ess-Stände buhlen um die Aufmerksamkeit der Besucher. Fremdenführer lotsen die ersten Touristengruppen durch die Medina, in der die meisten Gassen begehbar sind und in denen die Basarhändler wie immer Gewürze, Lederwaren, Kleidung und Souvenirs feilbieten.

Kann man also jetzt wieder nach Marrakesch und überhaupt nach Marokko reisen? „Ja, natürlich. Das ist überhaupt kein Problem“, sagt der marokkanische Stadtführer und Reiseleiter Mustapha Arbia unserer Redaktion. Arbia, der fließend Deutsch spricht, ist seit 16 Jahren mit Reisegruppen aus Deutschland, Österreich und der Schweiz in Marokko unterwegs. Und er kennt Marrakesch wie seine Westentasche. Daher weiß er: „Die meisten Hotels und Restaurants in Marrakesch sind geöffnet.“

So ist die Lage in den beliebten Hotels der Altstadt

Nur einige „Riads“, die beliebten historischen Traditionshotels in der Altstadt, seien beschädigt worden und deswegen geschlossen. Und auch mehrere Sehenswürdigkeiten in der Medina wie der Bahia-Palast, die Saadier-Gräber und der el-Badi-Palast seien derzeit nicht zugänglich. Andere berühmte Monumente, etwa die mittelalterliche Koranschule Medersa Ben Youssef, könnten besichtigt werden.

Das Leben auf den Straßen in Marrakesch geht weiter.
Das Leben auf den Straßen in Marrakesch geht weiter. © picture alliance / abaca | Lafargue Raphael/ABACA

Nur jener Teil des Gebirgszuges Hoher Atlas im Südwesten Marrakeschs, in dem viele Dörfer durch das Erdbeben zerstört wurden und noch immer die Bergungsarbeiten laufen, könne nicht besucht werden, berichtet Reiseexperte Mustapha Arbia. Andere beliebte Tourismusrouten durch das Atlasgebirge, etwa von Marrakesch zu den südöstlichen Städten Ouarzazate und Merzouga, von denen die populären Wüstentouren in die Sahara starten, seien problemlos befahrbar. Auch im Norden, in den anderen historischen Königsstädten Fès, Meknès und Rabat, laufe der Tourismus normal.

Diese Einschätzung gibt das Auswärtige Amt an Touristen heraus

Europäische Diplomaten bestätigen diese Einschätzung in weiten Teilen. In den aktualisierten Reisehinweisen des Auswärtigen Amtes (AA) in Berlin heißt es zum Beispiel: „Die Infrastruktur (Telefon, Internet, Flughäfen) ist außerhalb des engeren Schadensgebietes am Epizentrum wieder weitgehend in Betrieb.“ Das gelte auch für die beliebten Badestädte Agadir und Essaouira, in denen es ebenfalls einige Erdbebenopfer gab.

Zudem wird vom AA im Fall Marrakeschs darauf hingewiesen, dass die „Hotels neuerer Bauart“, die nicht in der Medina, sondern im modernen Teil der Stadt liegen, „weitgehend unbeschädigt geblieben sind“. Die großen Reiseveranstalter beruhigen ebenfalls ihre Kunden: An den modernen Hotels sowie der sonstigen touristischen Infrastruktur Marokkos habe es keine größeren Schäden gegeben, heißt es einhellig. Bei dem Erdbeben stürzten vor allem alte und ländliche Gebäude ein, die oftmals nicht mit Beton und Stahlträgern, sondern mit Lehm, Steinen und Stroh gebaut wurden.

Reiseführer Mustapha Arbia hofft derweil, dass die durch das Erdbeben verschreckten Touristen möglichst bald wieder nach Marokko zurückkehren. Im ersten Halbjahr 2023 waren 6,5 Millionen Urlauber ins Land gekommen – vor allem Europäer. Der Tourismus sei jetzt sehr hilfreich, erklärt Arbia. „Nach Marokko zu reisen, ist die beste Möglichkeit, um unser Land zu unterstützen. Denn viele jener Gebiete, die vom Erdbeben betroffen wurden“, sagt Reiseleiter Arbia, „leben von den Touristen.“

Entsprechend ist Mustapha Arbia dankbar, dass seine nächste Tour, eine Marokko-Rundreise mit zwölf deutschsprachigen Urlaubern – nach bisherigem Stand – planmäßig stattfindet.