Stockholm. Der Neffe von Schwedens Königin soll eine Straftat begangen haben. Nun erklärt er sich in einem Interview erstmals zu den Vorwürfen.

Schwedens Königin Silvia (79) hat einige Turbulenzen bewältigen müssen. Die Affären und Eskapaden ihres Mannes, König Carl Gustav (77), hatten immer wieder für Unruhe im Leben der gebürtigen Deutschen gesorgt. Nun ist es ihr Neffe Patrick Sommerlath, der die Nerven der Königin strapaziert.

Sommerlath (52) wird beschuldigt, Sex in einem als Thaimassage-Laden getarnten Bordell im exklusiven Stockholmer Stadtteil Östermalm gekauft zu haben. Was harmlos klingen mag, ist durchaus hoch brisant: Bordellbesuche sind in Schweden strafbar und können mit Bußgeldern, sogar mit einer Gefängnisstrafe von bis zu sechs Monaten, geahndet werden.

Ein Sommerlath unter den Bordellbesuchern? Das Thema schlägt hohe Wellen. Doch der königliche Neffe will die Vorwürfe nicht auf sich sitzen lassen und äußert sich selbst.

Schweden: So geriet Patrick Sommerlath in den Fokus der Polizei

Um dem Wirbel ein Ende zu bereiten, hat sich der Lieblingsneffe der Königin entschieden, dem schwedischen Blatt „Svensk Damtidning“ ein Interview zu geben, in dem er alles abstreitet und seine Unschuld beteuert: „Diese ganze Geschichte ist absurd“, erklärt er dort. „Ich war überzeugt, dass man mich vom Vorwurf des Sexualstraftäters freisprechen würde. Erstens, weil ich die Straftat nicht begangen habe und zweitens, weil es keine Beweise dafür gibt“, so Sommerlath.

Patrick Sommerlath, Neffe von Königin Silvia, soll ein Bordell besucht haben.
Patrick Sommerlath, Neffe von Königin Silvia, soll ein Bordell besucht haben. © action press | Karin Törnblom / IBL Bildbyrå

Der Vorfall soll sich im November 2021 zugetragen haben. Wie schwedische Medien berichten, sei Sommerlath im Zusammenhang mit einer längeren Aufklärungsaktion in den Fokus der Polizei geraten. Der Massagesalon sei von der Polizei überwacht worden. Hunderte „Sexkäufer“ seien gesichtet worden.

Aufgefallen sei es auch deshalb, so „Svensk Damtidning“, weil Sommerlath mehrere Zahlungen über die in Schweden populäre Zahl-App Swish getätigt haben soll. Zunächst seien es 250 Schwedische Kronen (umgerechnet etwa 22 Euro) gewesen, weniger als eine Stunde später weitere 1000 Kronen (etwa 87 Euro). Der Staatsanwaltschaft zufolge deute diese doppelte Zahlung auf einen Sexkauf hin, berichtet das Blatt.

Schweden: So erklärt Silvias Neffe den Besuch im Studio

Die Schweden sind in Rage. Sommerlath selbst liefert dagegen eine vermeintliche Erklärung für die Ausgaben: „Ich habe seit 2010 Probleme mit meinem Rücken und Nacken, chronische Schmerzen. Termine bei Ärzten, Chirurgen, Schmerzkliniken, Akupunkteuren und Massagen gehören für mich zum Alltag“, erläutert er gegenüber dem schwedischen Blatt. Er habe nur eine Massage erhalten, bekräftigt Sommerlath.

Doch es gibt ein weiteres Problem: Anstatt sich den Vorwürfen der Behörden zu stellen, soll Sommerlath untergetaucht sein. Im Interview erklärt er das so: Er halte sich im Ausland auf, auch, um die Königsfamilie zu schützen. Außerdem fürchte er, so Sommerlath, dass er bis zum Beweis seiner Unschuld „als Sexkäufer in ganz Schweden geächtet werden würde“.

Weil er nicht „in den Augen aller als Freier und Sexkäufer“ gelten wolle, habe sich Sommerlath dazu entschieden, sich vor der Polizei und der Zustellung der Anklage zu verstecken. Nur: Weil die mutmaßliche Tat seit wenigen Tagen verjährt ist, könnte er jetzt ohnehin nicht mehr strafrechtlich verfolgt werden.

Königin Silvia von Schweden mir ihrem Neffen Patrick.
Königin Silvia von Schweden mir ihrem Neffen Patrick. © imago images/TT | IMAGO stock

Schweden: Königshaus übt scharfe Kritik am deutschen Neffen

Vom schwedischen Königshaus war lange keine Reaktion zu hören. Nun aber hat sich Margareta Thorgren, die Informationsbeauftragte des Hofes, gegenüber dem schwedischen „Expressen“ geäußert. Sie erklärt, dass König Carl Gustaf und Königin Silvia Sommerlaths Flucht ins Ausland „sehr missbilligen und die entstandene Situation sehr ernst nehmen“ würden.

Das harte Durchgreifen des Staates erklären die Schweden mit dem Schutz der Frauen. Denn es handele sich in dem Metier keineswegs um freiwillige Sexarbeitnehmerinnen, sondern um moderne Sklavinnen. Schweden war das erste Land weltweit, das die Inanspruchnahme sexueller Dienste 1996 als Straftat definierte.

Dass ein Verwandter der Königin in den Fokus der Ermittlungen geraten ist, wird Silvia, gebürtige Sommerlath, erschüttert haben. Patrick Sommerlath galt geradezu als ihr Ziehsohn. Sie sei, so liest man es in schwedischen Medien, eine Art Ersatzmutter für den Jungen gewesen.

Schweden: Patrick Sommerlath kam mit 16 ins Land

Patrick ist der Sohn von Silvias 2020 verstorbenen Bruder Walther Sommerlath. Als er mit 16 Jahren nach Schweden kam, war er Teil der königlichen Familie. Gemeinsam mit Kronprinzessin Victoria, Prinz Carl Philip und Prinzessin Madeleine verbrachte der junge Patrick Sommerlath Zeit im malerischen Schloss Drottningholm. Zu seiner Abiturfeier 1990 war Königin Silvia bei den Feierlichkeiten in Stockholm dabei. Sie habe vor Stolz gestrahlt wie eine richtige Mutter, heißt es.

Immer war die Königin eine Art Beschützerin des jungen Mannes. Als Patrick sich nach 15 Jahren Ehe scheiden ließ, durfte er nach Schloss Drottningholm ziehen. Dass ihr Neffe sie je in eine so schwierige Lage bringen würde, damit dürfte die Königin wohl nicht gerechnet haben.