Sydney. Überschwemmungen sorgen in Australien für Chaos: Die Behörden erwarten Rekord-Werte. Evakuierungen scheitern am schlechten Wetter.

Die australischen Behörden gehen davon aus, dass es sich um das schlimmste Hochwasser aller Zeiten im Nordosten von Australien handelt: Nach dem tropischen Wirbelsturm „Jasper“, der die Region in der vergangenen Woche traf, haben Rekordniederschläge zu großflächigen Überschwemmungen im Norden des australischen Bundesstaates Queensland geführt.

Besonders betroffen sind die Menschen in der indigenen Gemeinde Wujal Wujal, die etwa 175 Kilometer nördlich von Cairns liegt. Sie sind teilweise von den Wassermassen eingeschlossen. Neun Menschen – darunter ein krankes Kind – mussten die Sonntagnacht auf dem Dach des Krankenhauses verbringen, bevor die Rettungskräfte sie am Montag erreichen konnten. Inzwischen soll die gesamte Gemeinde evakuiert werden, doch ein erster Versuch musste am Montag aufgrund der anhaltenden schlechten Wetterbedingungen abgebrochen werden.

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    Der Gemeinderat schickte am Montag gegen 15 Uhr (Ortszeit) eine Nachricht an die Bewohnerinnen und Bewohner, in der er sie bat, „durchzuhalten“. „Leider konnten die Hubschrauber nicht durchkommen, da es es zu gefährlich war“, hieß es laut der australischen Ausgabe des „Guardian“ in der Nachricht. Sie würden versuchen, so schnell wie möglich durchzukommen.

    Hochwasser in Australien schwemmt Krokodile in die Städte

    Der stellvertretende Bürgermeister der Gemeinde musste laut dem australischen Sender ABC mitten in der Nacht mit seinem Hund von seinem Haus aus in Sicherheit schwimmen – durch Wasser, in dem sich auch Krokodile aufhalten können. Regan Kulka sagte, er habe bei der Überschwemmung alles verloren: Fotos, Fernseher, Strom, Haushaltsgeräte, Kleidung und Lebensmittel.

    Bisher wurde nur ein Todesfall gemeldet, doch die Ausnahmesituation hat die einheimische Bevölkerung mitgenommen, die als besonders widerstandsfähig gilt. „Ich habe mit Einheimischen in Cairns vor Ort gesprochen und sie sagten, sie hätten so etwas noch nie gesehen“, sagte der Premierminister von Queensland, Steven Miles, der ABC. „Wenn jemand aus dem hohen Norden Queenslands das sagt, heißt das wirklich etwas.“ Die Naturkatastrophe sei die schlimmste, an die er sich erinnern könne.

    Behörden verzeichnen Rekordverdächtige Wasserstände

    Cairns, die größte Stadt der Region, hat mehr als zwei Meter Niederschlag verzeichnet und es wird erwartet, dass die starken Regenfälle noch weitere 24 Stunden anhalten könnten. Unzählige Häuser und Straßen sind vom Hochwasser überschwemmt oder durch Erdrutsche und umgefallene Bäume blockiert. Die Stromversorgung ist vielerorts unterbrochen und teilweise mangelt es an sauberem Trinkwasser.

    Der Flughafen Cairns musste den Flugverkehr infolge der starken Regenfälle einstellen. Das Wasser hatte Teile des Rollfelds überschwemmt.
    Der Flughafen Cairns musste den Flugverkehr infolge der starken Regenfälle einstellen. Das Wasser hatte Teile des Rollfelds überschwemmt. © DPA Images | Uncredited

    Es wird erwartet, dass mehrere Flüsse rekordverdächtige Wasserstände erreichen werden. Der Daintree River hat den bisherigen Rekord bereits um zwei Meter übertroffen, nachdem innerhalb von 24 Stunden 820 Millimeter Regen fielen. Die Region war zuletzt 1977 von ähnlich schlimmen Überschwemmungen getroffen worden.

    Starkregen setzt Flughafen unter Wasser

    Auch der Flughafen in Cairns wurde überschwemmt und musste den Betrieb am Montag einstellen. Teils standen auf dem Rollfeld Flugzeuge unter Wasser. Aus manchen Orten kommen Bilder von Krokodilen, die mit den Fluten mitten in die Ortschaften und Städte gespült worden waren. Inzwischen ist auch das australische Militär im Einsatz, um den Betroffenen mit Soldaten und Hubschraubern Hilfe zu leisten.

    Der Osten Australiens ist in den vergangenen Jahren häufiger überschwemmt worden. Vor allem im vergangenen Jahr folgte eine Flut auf die nächste. Damals waren aber die Regionen weiter südlich betroffen, unter anderem die Millionenmetropole Sydney.