Berlin (dpa/tmn) –. Zwei Türen, vier Sitze und Platz noch in der kleinsten Lücke - das ist bei Mini längst vorbei. Der neue Countryman wird zum bislang größten Modell der Marke. Ist Mini aber nur eine Frage des Formats?

Große Ereignisse stehen bei Mini in Haus. Denn wenn die britische BMW-Tochter noch im März die dritte Generation des Countryman in den Handel bringt, ist das nicht nur die erste echte Neuheit seit 2017. Sondern zudem ist der modische Stadtgeländewagen mit jetzt 4,43 Metern der bislang größte Mini in der Geschichte.

Und teurer wird er natürlich auch. Denn schon die Version mit Verbrenner kostet mindestens 39 900 Euro und wer den ersten vollelektrischen Countryman fahren möchte, ist mit mindestens 43.500 Euro dabei.

Auftritt und Ambiente entschlackt

Technisch eng verwandt mit den kleinen Modellen aus der BMW-Familie, wird er gemeinsam mit X1, X2 und Active Tourer erstmals in Leipzig gebaut. Der Countryman geht zwar spürbar aus dem Leim und streckt sich noch einmal um 13 Zentimeter. Aber dafür haben sich die Designer zurückgehalten. Es bleibt bei den charmanten Glupschaugen und der Stupsnase – doch gibt es deutlich weniger Lametta und Zierrat.

Immerhin: Der Union-Jack - die britische Flagge - flimmert auf Wunsch noch immer aus den Rückleuchten. Auch innen hat Mini den Minimalismus entdeckt und das Ornat deshalb drastisch reduziert. Mit Verweis auf die Nachhaltigkeit sparen sie sich Chrom und ersetzen Leder mit Kunstfasern. Und statt viel Bling-Bling gibt es neue Lichtspiele hinter transparenten Konsolen und praktische Finessen wie eine multifunktionale Mittelkonsole mit verschiebbaren Elementen und variablen Staufächern.

Und vor allem gibt es mehr Platz als je zuvor: Schon die Hinterbänkler profitieren spürbar von dem um zwei Zentimeter gestreckten Radstand, und der Kofferraum legt ebenfalls deutlich zu: 460 Liter passen jetzt hinter die große Klappe. Und wenn man die um 13 Zentimeter verschiebbare Rückbank umlegt, gehen 1450 Liter hinein.

Digitale Spielereien im Cockpit

Wer sich fragt, ob das alles noch Mini ist, dem führen die Briten ihren neuen Touchscreen vor Augen. Der prangt nun kreisrund vor der Mittelkonsole und bündelt jetzt alle Informationen – selbst das Display hinter dem Lenkrad haben sie sich dafür gespart. Augenzwinkernd bereiten sie charmant die wichtigsten Anzeigen auf, inszenieren die Bulldogge Spike als Maskottchen und schaffen mit den Mini-Modes ganz neue Erlebniswelten.

Denn statt einfach etwa nur Lenkung, Antrieb und Federung entsprechend sportlicher oder komfortabler zu kalibrieren, ändern sie das Ambiente bis hin zu Geräuschkulisse und Beleuchtung - und spielen obendrein auch noch einen passenden Jingle ein.

Beim Fahren ganz schön Maxi

Beim Fahren lässt das Mini-Gefühl dagegen wieder spürbar nach. Ja, der Countryman ist etwas knackiger abgestimmt als Konkurrenten aus Japan oder Korea, egal ob mit Verbrenner oder E-Maschine. Und auch die Lenkung ist spürbar direkter.

Aber durch Kurven räubern und den schnellsten Weg durch die Lücke suchen möchte man mit einem Hochsitz von viereinhalb Metern Länge und bald zwei Tonnen Gewicht nicht mehr wirklich. Auch dann nicht, wenn eine Batterie im Boden den Schwerpunkt spürbar senkt und damit das gute Gefühl in engen Kehren verbessert.

Der Antrieb bedient alle Ansprüche

Als treibende Kraft setzt Mini dabei wie bisher auf Verbrenner. Die Briten bieten neben drei Benzinern vom 125 kW/170 PS starken Einstiegsmodell bis zum John Cooper Works mit 221 kW/300 PS und 250 km/h Spitze auch weiter einen Diesel mit 120 kW/163 PS an. Und er fährt mit vollem Tank weiter als die anderen Mini-Varianten.

Insbesondere die beiden Stromer können da natürlich nicht mithalten, mit denen Mini den Countryman fit für Future machen will. Es gibt ihn wahlweise als Fronttriebler mit 150 kW/204 PS oder als Allradler mit 230 kW/313 PS – aber immer mit einem Akku von 64,8 kWh

Der reicht bestenfalls für 455 Kilometer und kann danach mit 11 kW am Wechsel- und 130 kW am Gleichstrom geladen werden. Konkurrenten wie ein ZeekrX oder ein Smart #1 mögen nicht so viel Charme und Tradition haben, sind da aber deutlich weiter.

Im Herzen ein Mini

Nein, der neue Countryman ist weder mini noch fährt er wie ein Go-Kart. Aber 65 Jahre nach der Erfindung des Originals und 60 Jahre nach dem ersten Sieg bei der Rallye Monte-Carlo ist Mini keine Frage des Formats mehr oder der Fahrleistungen.

Sondern Mini ist eine Mode und ein Mindset und definiert sich deshalb vor allem über das Design und über augenzwinkernde Erlebnisse. Und zumindest in dieser Disziplin ist der Countryman mindestens genauso Mini wie der Hatchback - nur mit mehr Nutzwert und mehr Auswahl beim Antrieb als bei der Konkurrenz.

Datenblatt: Mini Countryman SE AL4

Motor und Antrieb:Zwei Elektromotoren
Max. Leistung:230 kW/313 PS 
Max. Drehmoment:494 Nm 
Antrieb:Allradantriebrieb
Getriebe:Einstufen-Automatik
Maße und Gewichte
Länge:4433 mm
Breite:1843 mm
Höhe:1656 mm
Radstand:2692 mm
Leergewicht:k.A.
Zuladung:k.A.
Kofferraumvolumen:460-1450 Liter
Fahrdaten:
Höchstgeschwindigkeit:180 km/h
Beschleunigung 0-100 km/h:5,6 s
Batteriekapazität (brutto): 64,8 kWh
Durchschnittsverbrauch:16,8 kWh/100 km
Reichweite:433 km
Ladeleistung AC/DC: 11/130 kW
CO2-Emission:0 g/km
Kraftstoff:Strom
Energieeffizienzklasse:A+
Kosten:
Basispreis der Modellreihe: 39 900  Euro
Preis des Mini Countryman SE:49 500 Euro
Typklassen:k.A.
Kfz-Steuer:0 Euro/Jahr
Wichtige Serienausstattung:
Sicherheit:Acht Airbags, ESP, Spurhalte- und Abstandsregelung
Komfort:Klimaanlage, digitale Anzeigen, Navigation, Panorama-Kamera