Jena. Verkehrsbehörde wird sich die Straße noch mal anschauen.

Von den acht Gästen, die gestern am Tisch von Bürgermeister Christian Gerlitz (SPD) saßen, hatte einer bereits einen Unfall auf der Karl-Liebknecht-Straße: Frank Mechold zog sich an der Einmündung Schenkstraße als Radfahrer acht Rippenbrüche zu.

In Jena-Ost hat sich eine Initiative gebildet, die sich für Tempo 30 auf der Straße einsetzt, die etwas verharmlosend „Karli“ genannt wird. Denn „Karli“ ist ein kleines Monster. Das zeigen nach Auffassung der Bürger und einiger Ortsteilräte die 46 Unfälle, die es zwischen Jenzigweg und Eisenbahndamm 2018 gegeben hat. Darunter allein elf Unfälle an der Einmündung zur Schlippenstraße; teils wiederholte sich das Muster, was für einen Unfallschwerpunkt sprechen würde. Diese Zahlen haben die Bürger von der Polizei. Um die „30“ zu bekommen, wurden zwei Petitionen gestartet: einmal getragen durch 350 Bürger-Unterschriften, zum anderen befördert durch 32 Gewerbetreibende.

„Ich verstehe Ihr Anliegen in allerhöchstem Maße“, sagte Bürgermeister Gerlitz nach Übergabe der Listen. Allerdings konnte er der Gruppe keine Hoffnung auf eine kurzfristige Wunscherfüllung machen. Die Verkehrsbehörde der Stadt brauche zwingende Gründe, wenn für eine Hauptstraße ein vom üblichen Innerorts-Tempo abweichende Geschwindigkeit festgelegt werde. Politisch sei da nichts zu machen. Er werde aber den Behördenleiter darum bitten, die Straße noch mal insgesamt zu bewerten. Langfristlösung sei, den Verkehr von der Straße wegzulenken. – Das dauert den Bürgern aber zu lange.

Einigkeit herrschte gestern, dass die Karl-Liebknecht-Straße einige Tücken besitzt. Sei es die ständig wechselnde und sehr schmale Radspur, die Kreuzung vor der „Grünen Tanne“, Haltestellen mit vielen Schüler, der Parksuchverkehr und mittendrin die Straßenbahn!

Mit dem Lärmaktionsplan ist zumindest nachts Tempo 30 möglich. Im Ortsteilrat soll „Karli“ im April wieder Thema sein. Die jüngste Debatte um die Straße verlief monstermäßig kontrovers.