Bergen. Spektakulärer Großeinsatz im Chiemgau: Die Bergwacht befreite einen Gleitschirmflieger in Lebensgefahr. Er baumelte über dem Abgrund.

Es waren äußerst dramatische Stunden: Ein Gleitschirmflieger hat sich in Bayern in den Seilen einer Bergbahn verfangen. Die Rettung erwies sich als höchst kompliziert, stundenlang schwebte der junge Mann in Lebensgefahr – rund 80 Meter über dem Boden.

Der Unfall ereignete sich in Bergen im Chiemgau (Landkreis Traunstein). Der Mann hatte sich ausgerechnet an der höchsten Stelle der Hochfelln-Seilbahn mit seinem Fluggerät in den Stahlseilen verheddert. Ein Absturz an dieser Stelle wäre lebensgefährlich, wenn nicht sogar tödlich gewesen, sagte ein Polizeisprecher. Der Schirm habe sich um die Seile gewickelt und den Mann vor dem Absturz bewahrt.

Stundenlang bemühte sich die Bergwacht Bergen um die Befreiung des 26-Jährigen, der über dem Abgrund baumelte. Eine Rettung per Hubschrauber sei nicht möglich gewesen, hieß es. Die Einsatzkräfte arbeiteten sich deshalb über das Tragseil der Bahn mit einem Spezialgerät zum Unglücksort vor. Derweil wurde es dunkel. Erst in der Nacht zu Freitag gegen 2 Uhr konnte der Paraglider nach rund elf Stunden aus seiner lebensgefährlichen Lage befreit werden. Er blieb unverletzt und wurde zur routinemäßigen Untersuchung in ein Krankenhaus gebracht. Lesen Sie auch: Schweizer Alpen – Deutscher (19) bei Lawinenabgang getötet

Fahrgäste sitzen in Gondeln fest, Menschen vom Gipfel ins Tal geflogen

Rund 80 Meter über dem Boden verfing sich der 26-Jährige in den Stahlseilen - ausgerechnet an der höchsten Stelle der Bergbahn.
Rund 80 Meter über dem Boden verfing sich der 26-Jährige in den Stahlseilen - ausgerechnet an der höchsten Stelle der Bergbahn. © Bergwacht Bayern/BW Bergen/dpa

Auch Fahrgäste der Bergbahn waren von der Rettungsaktion betroffen. Die Bahn musste bei dem Vorfall abrupt stoppen. Beide Kabinen der Seilbahn kamen auf freier Strecke zwischen Mittel- und Bergstation zum Stehen. Die Rettungsgondel konnte wegen des Gleitschirms in den Seilen nicht eingesetzt werden. Rund 20 Fahrgäste saßen stundenlang in den beiden Gondeln fest. Die untere Gondel schwebte rund 20 Meter über dem Boden, die obere etwa 30 Meter.

Die Einsatzleitung der Bergwacht koordinierte zwei parallel laufende Einsätze: die Rettung des Gleitschirmfliegers einerseits, andererseits die Evakuierung der Hochfelln-Seilbahn. Einsatzkräfte kletterten entlang der Seile zu den Kabinen. Dort betreuten sie die Fahrgäste, legten ihnen Rettungsgurte an und ließen sie gesichert zu Boden.

Weil die Bergbahn nicht fuhr, saßen zudem etwa 50 Menschen auf dem Hochfelln-Gipfel fest – darunter Säuglinge, ältere Menschen, eine Schwangere sowie zwei Hunde. Sie wurden mit Hubschraubern ins Tal geflogen. Neben der Landes- und Bundespolizei beteiligte sich auch die Bundeswehr an dem Einsatz.

Auch interessant: Deutscher Reisebus stürzt Böschung hinab – ein Toter