Rom. In den überschwemmten Gebieten Italiens wird noch mehr Regen erwartet. Ministerpräsidentin Meloni reist nun früher vom G7-Gipfel ab.

Unermüdlich schaufeln ehrenamtliche Helfer überschwemmte Betriebe und Häuser frei. Durchnässte Matratzen und Möbelstücke werden in der Stadt Faenza in der norditalienischen Adria-Region Emilia Romagna aus den Erdgeschoßen der überfluteten Gebäude weggebracht. Die Aufräumarbeiten in der 58.000 Seelen-Gemeinde, die am stärksten die Auswirkungen der Unwetter zu spüren gekommen hat, laufen auf Hochtouren.

In der überschwemmten Adria-Region gibt es noch keine Entwarnung. In den nächsten Tagen wird mit weiteren starken Niederschlägen gerechnet, wodurch sich die Lage in den überschwemmten Gemeinden erschweren dürfte. 14 Menschen sind durch die Überschwemmungen diese Woche gestorben, 15.000 Menschen mussten ihre Wohnungen verlassen und sind in Sporthallen, Schulen und Pfarren untergebracht.

Italien: Unwetter verursachen schwere Schäden

Der Schlamm zwang zur Sperrung von 500 Straßen in der Provinz um die Adria-Hafenstadt Ravenna. Dadurch kam es zu erheblichen Verkehrsproblemen. Zivilschutz und Militär sind im Dauereinsatz, um die Straßen zu räumen. Im Bahnverkehr gab es weiterhin Unterbrechungen. Die Bahnlinie Bologna-Rimini ist weiterhin nicht befahrbar. In mehreren Gemeinden gab es weder Strom noch Gas, auch mit den Telefon- und Internetverbindungen gab es Probleme.

Die Unwetter verursachten schwere Schäden in der Landwirtschaft und in der Viehzucht. Ganze Felder sind überschwemmt. In einem Viehzuchtbetrieb in der Provinz Ravenna ertranken rund 600 Schweine. Schutz, Wasser und Nahrung müssen für mehr als 250.000 Rinder, Schweine, Schafe und Ziegen gesichert werden, die in den überschwemmten Ställen der Romagna gehalten werden. In der Gegend befinden sich etwa 400 Geflügelfarmen, darunter Hühner, Legehennen und Puten, sowie fast 45.000 Bienenstöcke, von denen viele vermisst werden, teilte der Landwirtschaftsverband Coldiretti mit, die von mehreren kritischen Situationen mit Tausenden von ertrunkenen Tieren berichteten.

Unwetter: Giorgia Meloni besucht betroffene Gemeinden

Während sich das Wasser langsam aus einigen der überschwemmten Gebiete zurückzieht, sind Hunderte von Rettungskräften, Freiwilligen und einfachen Bürgern im Einsatz, um Straßen vom Schlamm frei zu schaufeln. Neun Gemeinden der Gegend Bassa Romagna - insgesamt 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner auf etwa 100 Quadratkilometern, von denen 90 Prozent überflutet wurden - kämpften mit Problemen bei der Lebensmittel- und Wasserversorgung. Mehrere Häuser waren weiterhin ohne Trinkwasser.

In der italienischen Stadt Faenza versucht ein Anwohner die überschwemmte Straße von Schlamm und Wasser zu befreien.
In der italienischen Stadt Faenza versucht ein Anwohner die überschwemmte Straße von Schlamm und Wasser zu befreien. © Oliver Weiken/dpa | Oliver Weiken/dpa

Die meisten Bürger der von Überschwemmungen gefährdeten Gemeinde Sant'Agata sul Santerno suchten Zuflucht in Unterkünften für Evakuierte, die im nahe gelegenen Massa Lombarda und Lugo eingerichtet wurden. "Auf jeder Straße gibt es mindestens sechs Erdrutsche, die Geografie der Gegend hat sich verändert", sagte Monica Rossi, Bürgermeisterin der 6.800 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Gemeinde Mercato Saraceno in der Provinz Forlì-Cesena. In mehreren Teilen der Gemeinden ist die Strom- und Gasversorgung unterbrochen worden, Telefon und Internet funktionieren kaum. "Wir versuchen, mit unseren Bürgern ein wenig über soziale Medien zu kommunizieren, aber das ist nicht einfach", sagte die Bürgermeisterin.

Die italienische Ministerpräsidentin Giorgia Meloni ist vom G7-Gipfel in Hiroshima früher als geplant abgereist, um die von Überschwemmungen betroffenen Gemeinden zu besuchen. Meloni besuchte Stadt Forli, in der es schwere Schäden gegeben hat. Dabei traf die Regierungschefin Behördenvertreter und ehrenamtliche Helfer treffen, die seit Tagen die überfluteten Straßen und Gemeinden freischaufeln. Meloni plant am kommenden Dienstag eine Ministerratssitzung, um erste Hilfsmaßnahmen für die betroffenen Gebiete zu finanzieren. Der Papst drückte beim Gebet am Sonntag den Opfern der schweren Unwetter seine Nähe aus.