Gütersloh/Erfurt. Seit Jahren weist ein Länder-Monitoring auf Defizite bei Personalschlüssel in Thüringer Kitas hin. Auch die im Landtag vertretenen Parteien diskutieren das Thema lebhaft.

In Thüringen muss sich einer Studie zufolge eine Kita-Erzieherin um zu viele Kinder kümmern. Rechnerisch komme in dem Krippengruppen eine Vollzeitbeschäftigte auf 5,4 Kinder, in den Kindergartengruppen seien es 11,1 Kinder, wie aus dem am Dienstag vorgelegten Ländermonitoring Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann-Stiftung hervorgeht. Demnach müsse eine Erzieherin oder ein Erzieher in Thüringen rechnerisch drei Kindergartenkinder mehr betreuen als in westdeutschen Bundesländern.

«Thüringen bietet seinen Kita-Kindern - gemessen an den Personalschlüsseln - demnach noch immer deutlich schlechtere Bildungschancen als westdeutsche Bundesländer», teilte die Bertelsmann-Stiftung mit.

Wie schon in vergangenen Jahren hoben die Autoren jedoch das Betreuungsangebot und die Teilhabechancen im Freistaat positiv hervor. Demnach besucht mehr als die Hälfte der unter Dreijährigen in Thüringen (55 Prozent) eine Kita oder Kindertagespflege. In westdeutschen Ländern sind dies dagegen nur 31 Prozent der Kinder dieser Altersgruppe. In Thüringens Nachbarland Sachsen-Anhalt lag der Anteil sogar noch höher - bei 58 Prozent.

Bereits in den vergangenen Jahren hatte das Ländermonitoring der Bertelsmann-Stiftung den Personalschlüssel an Thüringer Kitas kritisiert. Das Thema wird auch zwischen den im Thüringer Landtag vertretenen Parteien kontrovers diskutiert - etwa in der Abwägung, ob etwa in weitere beitragsfreie Kita-Jahre oder stärker in eine Personalaufstockung investiert werden sollte. So pochen die Grünen seit Längerem darauf, die Betreuungsqualität in den Kindergärten zu verbessern. Die Linke forderte zuletzt sowohl den Personalschlüssel zu verbessern als auch ein drittes kostenloses Kita-Jahr einzuführen.

Berechnungen der Bertelsmann-Stiftung zufolge müsste Thüringen bis 2030 rund 6000 Erzieherinnen zusätzlich einstellen, um eine Betreuung zu erreichen, die wissenschaftlichen Empfehlungen entsprechen würde. «Diese Lücke ist bis 2030 weder durch die Aufstockung der Ausbildungskapazitäten zu schließen», heißt es in einer Mitteilung. Noch ließen sich bis dahin genügend Quereinsteiger gewinnen und qualifizieren. Als Etappenziel schlagen die Studienautoren daher eine Angleichung des Personalschlüssels zunächst an das West-Niveau vor.