Mühlhausen/Schmalkalden. Die Spendenbereitschaft für die Kleiderkammern in Thüringen ist gut, sagen Fachleute. Doch sie haben andere Probleme in diesem Winter.

Die Kleiderkammern in Thüringen erwarten einen Ansturm von Bedürftigen im Winter. "Ihre Zahl steigt überall, besonders aber in Erfurt", beschrieb Thomas Müller vom Caritasverband für das Bistum Erfurt die Lage. Der große Run mit Beginn der kalten Jahreszeit und weiter steigenden Kosten stehe aber noch bevor. Diese Einschätzung teilen auch andere Einrichtungen im Freistaat. Je nach Standort haben die Betreiber mit unterschiedlichsten Problemen zu kämpfen. Stellenweise könne es zu einem Mangel an warmer Winterbekleidung kommen, warnte Müller.

"Bisher war es sehr mild - wir gehen davon aus, dass sich die Nachfrage erhöht, wenn es richtig kalt wird", sagte Katharina Hüther von den Caritas Sozialkaufhäusern in Nordthüringen. In den vier Caritas-Kaufhäusern in Mühlhausen, Leinefelde, Schlotheim und Bleicherode, die neben Kleidung auch viele andere Artikel im Angebot haben, gebe es lediglich bei Herrenbekleidung Engpässe.

Personalmangel größtes Problem für Einrichtungen

Größtes Problem sei in den Einrichtungen aktuell aber der Mangel an Personal. Derzeit gebe es nur vier ehrenamtliche Helfer sowie seit der Corona-Pandemie nur wenige Teilnehmer von Eingliederungsmaßnahmen des Jobcenters. "Wir benötigen dringend freiwillige Helfer", fasste Hüther zusammen. "Das würde uns derzeit am meisten helfen."

Auch bei der Erfurter Kleiderkammer herrsche seit dem Sommer mehr Betrieb als üblich, erklärte André Scheid von der Caritas Erfurt. Nach wie vor seien wie überall im Freistaat sehr viele Flüchtlinge aus der Ukraine unter den Bedürftigen. Problematisch für die Kleiderkammer seien vor allem die Platzverhältnisse: "Wir haben in den vergangenen Monaten unsere Lagerfläche zwar schon optimiert, haben aber nur sehr begrenzte Räumlichkeiten". Größere Spendenaufrufe könnten kaum gemacht werden, weil die Kleidung nicht untergebracht werden könne. Lange Planungen seien so nicht möglich. Ein Ausbau komme wegen der engen Bebauung in der Regierungsstraße auch nicht infrage. Gesucht würden - neben mehr Lagerflächen - auch Fahrer, die Spenden für die Kleiderkammer und die Suppenküche abholen können.

Bedarf an Kinderkleidung

Im "KleiderLaden" in Schmalkalden und im "Talisa Kleiderlädchen mit Herz" in Zella-Mehlis seien Nachfrage und Spendenbereitschaft ausreichend, erklärten Mitarbeiterinnen. Das Angebot reiche aus, um die Nachfrage zu bedienen. In Zella Mehlis könne mehr Kinderkleidung gebraucht werden, dort hätten sich in den vergangenen Wochen viele Kunden bereits verstärkt mit Winterpullovern und Jacken eingedeckt. Ein großer Ansturm werde deshalb nicht erwartet.

Die genaue Zahl der Kleiderkammern in Thüringen ist schwer zu beziffern, weil viele soziale Einrichtungen auch in kleinerem Rahmen Kleiderspenden ausgeben. Die Caritas für das Bistum Erfurt betreibt dem Sprecher zufolge Kleiderkammern in Erfurt und Weimar, eine Tauschbörse für Kinderkleidung in Nordhausen sowie fünf Sozialkaufhäuser in Nordthüringen und Meiningen. Unter dem Dach der Diakonie sind nach Angaben eines Sprechers acht Kleiderkammern zusammengefasst. Das Deutsche Rote Kreuz hat in Thüringen 25 Kleiderkammern. Einzelne Kreisverbände planten einen Ausbau beziehungsweise eine Aktualisierung ihres Angebots, hieß es dort.