Sechs Wochen dauerte der heiße Wahlkampf im Ilm-Kreis. Zu übersehen war das nicht: Kaum eine Laterne an den Hauptstraßen blieb unbehelligt, überall wurden Plakate aufgehängt. Ob das zum Kreuzchen ...

Sechs Wochen dauerte der heiße Wahlkampf im Ilm-Kreis. Zu übersehen war das nicht: Kaum eine Laterne an den Hauptstraßen blieb unbehelligt, überall wurden Plakate aufgehängt. Ob das zum Kreuzchen Machen animiert, sei mal dahingestellt.

Denn so manches Plakat wirkte, mit Verlaub, bizarr. Da gab es zum Beispiel einen Kandidaten mit Tier auf dem Schoss. Es sah ein wenig so aus, als ob er eine Ratte würgt. Andere gaben an die Werbestudios Jugendfotos von sich weiter. Wer sie aus dem echten Leben kennt, weiß, dass sich in ihre Gesichter Pfunde und Falten geschlichen haben.

Effektiver als die Plakate dürften aber ohnehin die persönlichen Gespräche gewesen sein, die die Kandidaten geführt haben. An Haustüren klingelten sie, auf Märkten standen sie, auf Volksfesten ließen sie sich blicken. Dort wurde oft munter, manchmal auch ruppig diskutiert. Als Kandidat braucht man durchaus ein dickes Fell.

Eines aber ist mir ganz besonders aufgefallen: Die Parteien und Wählervereinigungen riefen diesmal nicht nur in eigener Sache zur Stimmabgabe auf. Sie führten immer wieder vor Augen, dass ein Kreuzchen für Gemeinderat und Stadtrat ebenso wichtig ist wie für das ferne Europaparlament. Denn Beschlüsse, die dort gefasst werden, sind weitreichend und tangieren unser aller Leben.

Die Aufrufe wurden offenbar erhört. Fast überall berichteten die Wahlvorstände von einem größeren Zulauf als bei vorangegangenen Wahlen. Demokratie lebt – auch wenn mitunter Unkenrufe anderes suggerieren.