Artern. Der Tod seiner Frau warf einen Mann aus der Bahn; das Leben überforderte ihn. Er wurde krank und zuletzt wohnungslos. Nun geht es wieder bergauf.
Die Wohnung ist klein und erfordert noch handwerklichen Einsatz vom 49-jähriges James A. (Name der Redaktion bekannt), doch das ist dem Mann sein neues Leben in Nordthüringen wert! Durch einen Privatvermieter bekam er eine Wohnung am Ortsrand der Salinestadt. Zwei Zimmer, Küche, Bad. Knapp 50 Quadratmeter stehen ihm nun zur Verfügung. Seine gut dreiwöchige Obdachlosigkeit hat damit ein Ende. Möbliert sei die Wohnung zwar nicht, aber er hofft auch die Unterstützung der Möbelkammer, betrieben von der Thüringer Arbeitsloseninitiative (Talisa) e.V. Deren Chefin Karin Franke und Team halfen dem Mann schon in den letzten anderthalb Wochen.
Chance auf Neuanfang in Thüringen
Thüringer, so sagt er, hätten ihm hier in der Region die Chance auf einen Neuanfang gegeben. Donnerstagabend betrat der Mann, der Anfang August im Raum Ravensburg seine Wohnung verlor, seine neue Bleibe in der Salinestadt. Nach einem Behördenhickhack in seiner alten Heimat, in dem ihm wegen vermeintlichen Mietschulden die Wohnung gekündigt worden ist, sah der 49-Jährige keine Perspektive mehr im Raum Ravensburg. Der 49-jährige gebürtige Berliner begab sich auf den Weg nach Bottendorf. Dort, wo er einst bei seinen Großeltern die Kindheit verbrachte. Die letzten Tage campte er auf einem Zeltplatz nahe der Bottendorfer Wassermühle, zahlte wie jeder andere seine Gebühren, wie er sagte. Einen festen Wohnsitz hatte er zu diesem Zeitpunkt allerdings nicht. Die Sachen aus seinem „alten“ Leben sind übersichtlich. Ein Fahrrad, ein Koffer mit Unterlagen und in Plastiksäcken verpackte Kleidung, eine Sackkarre, zwei Schlafsäcke, ein wenig Kochgeschirr.
Durch eine zufällige Begegnung traf er letzte Woche auf die Chefin der Thüringer Arbeitsloseninitiative, Karin Franke. Sie und ihr Team halfen, etwas Stabilität in sein Leben zu bringen. Geld vom Amt aus Baden-Württemberg gabs trotzdem nicht. Das hiesige Jobcenter zahlt dem gelernten Maler und Lackierer erst Hartz IV, wenn ein Aufhebungsbescheid des „alten“ Jobcenters vorliegt. Das ist nun der Fall. „Am Dienstag habe ich hier einen Termin, möchte meine Sachen klären und Arbeit finden“, sagte James A. und richtete seinen Dank an all jene, die ihm in den letzten Tagen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft entgegen gebracht hätten.
Ein fester Wohnsitz ist umso wichtiger, denn ohne diesen sei er in den letzten Tagen bei Firmen auf der Suche nach Arbeit wieder weggeschickt worden. Er solle sich melden, wenn er einen festen Wohnsitz habe, sollen einige zu ihm gesagt haben. Eine Arbeit im technischen Bereich würde er sich zutrauen. „Aber ich würde mir auch zutrauen, in die Pflege zu gehen“, blickte der Mann in seine Zukunft. Vor knapp 15 Jahren pflegte er seine Frau über mehr als drei Jahre. Sie litt an einer Krebserkrankung und verstarb schließlich. Ein Ereignis, das den Wahl-Thüringer, der neben seiner technischen Maler-Ausbildung auch noch eine zusätzliche Ausbildung zum Steuerfachangestellten abschloss, aus der Bahn warf. Ein fester Wohnsitz, eine Arbeit - und ein guter Kontakt zu seinen beiden Kindern und Angehören. Nichts, das sich James A. derzeit mehr wünscht.