Erfurt. Über die Situation von Prostituierten in Thüringen ist nicht viel bekannt. Inzwischen aber gibt es ein paar Zahlen mehr als noch vor einigen Jahren.

Für insgesamt 73 Bordelle, Terminwohnungen und andere Prostitutionsorte sind in Thüringen zuletzt Anträge auf Betriebserlaubnis gestellt worden. Das geht aus einer Antwort des Innenministeriums auf eine Kleine Anfrage der Landtagsabgeordneten Karola Stange (Linke) hervor. Allerdings gab es demnach Anfang dieses Jahres auch Hinweise auf deutlich mehr solcher Einrichtungen: Nach Polizeierkenntnissen waren es etwa 150. Dabei handelte es sich vor allem um sogenannte Terminwohnungen, die von wechselnden Prostituierten gebucht wurden.

Grundsätzlich ist Prostitution in Thüringer Städten erlaubt, in denen mehr als 30.000 Einwohner leben. Das sind Erfurt, Jena, Gera, Suhl, Eisenach, Weimar, Gotha, Ilmenau, Mühlhausen, Nordhausen und Altenburg. Hinweise auf Prostitution gab es demnach aber auch in Arnstadt, Saalfeld, Zella-Mehlis, Meiningen und Hildburghausen.

Wie viele dieser Einrichtungen die coronabedingte Schließung überstanden haben, könne nicht eingeschätzt werden, hieß es in der Ministeriumsantwort. Unter bestimmten Voraussetzungen sind sexuelle Dienstleistungen in Thüringen inzwischen wieder erlaubt.

Die meisten Prostituierten kommen aus Rumänien

Anfang Juni waren 466 Prostituierte in Thüringen angemeldet. Bei acht von ihnen handelte es sich um Männer. Die meisten stammten aus Rumänien (133), Deutschland (69) und Bulgarien (64). Die Altersspanne reichte nach Ministeriumsangaben von 18 bis 73 Jahre.

„Es sind nicht nur die Blutjungen, es sind Frauen aus allen Altersgruppen, und sie kommen nicht alle aus dem Ausland“, sagte Stange mit Blick auf die Statistik. Aus Sicht der sozialpolitischen Sprecherin der Linksfraktion haben die Frauen und Männer Anspruch auf menschenwürdige Arbeit und respektvollen Umgang. „Und zum respektvollen Umgang gehört die gesetzliche Grundlage.“

„Gesetz schützt nicht die Prostituierten“

Damit bezog sich Stange auf das seit 2017 geltende bundesweite Prostituiertenschutzgesetz, das in Thüringen noch nicht in einer eigenen Verordnung umgesetzt wird. Dass die Verordnung noch immer auf sich warten lasse, ärgere sie, so Stange. Ein Entwurf der Verordnung sei in der Endabstimmung, hieß es aus dem zuständigen Innenministerium.

Dabei ist das Gesetz durchaus umstritten. „Es schützt nicht die Prostituierten, sondern die Prostitution“, kritisierte Ilona Helena Eisner vom Landesfrauenrat. Das Gesetz müsse nachgearbeitet werden.

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