Bergern. Weimarer Agentur sucht Mitstreiter für eine Mietergenossenschaft auf dem alten Rittergut Bergern

Um sich ein Bild machen zu können, zu welch facettenreichem Leben das verlassene Rittergut von Bergern erweckt werden könnte, sind erstmal Bilder nötig.

Sebastian Kirschner von der Weimarer Agentur Wohnprojekte hält eine Visualisierung in die Höhe: hohe Bäume, glückliche Menschen, Haustiere, Wohnhäuser und eine Art Cafe sind darauf zu erkennen. So könnte es hier in ein paar Jahren aussehen – sofern sich bis zum Sommer genug Menschen zusammentun, um ihren Traum vom stadtnahen Mehrgenerationenwohnen im Grünen zu verwirklichen.

Deren gibt es, wie sich am Samstag auf einem ersten Begehungstermin vor Ort zeigte, etliche. Aber die Entwicklung solider Wohnprojekte gibt es nicht fürn Appel und Ei. An dieser Stelle beginnt für die Weimarer Agentur der weitaus schwerere Teil der Arbeit.

Der Wohnprojektor-Geschäftsführer steht mit knapp 20 Neugierigen in dem Winkel zwischen dem Jugendwaldheim Bergern und der Kirche zum Kripplein Christi, der sich zum Wald hin öffnet. Eine junge Familie mit mehreren Kindern ist sogar aus Brandenburg angereist.

1400 Quadratmeter Wohnfläche könnten hier neu gebaut werden, 10 bis 15 Wohnungen entstehen. In der Modellrechnung wird mit Kosten in Höhe von 2,7 Millionen Euro kalkuliert. Ein altes Stallgebäude mit zwei kargen Wohngeschossen obendrauf und den Blick auf den uninspirierten Anbau des Jugendwaldheims gibt es als Dreingabe dazu.

Architektin Anne Lippmann hat einen Neubau entworfen, der sich an der ursprünglichen Dreiseit-Bebauung des Gutshofs orientiert. Man muss seine Phantasie schon ein bisschen anfeuern, um von ihrer Zeichnung den Sprung zurück in die Wirklichkeit zu verkraften.

Das Grundstück im Ortsteil Bergern gehört der Stadt Bad Berka, die die Wohnprojektoren beauftragt hat, ein Konzept zur Wiederbelebung des Gutshofs zu entwickeln. Die letzten Bemühungen, ein Wohnprojekt an diesem Ort entstehen zu lassen, liegen fünf Jahre zurück. Bis Ende 2017 haben Kirschner und seine Team Zeit, auf der Brache ein genossenschaftliches Mietwohnprojekt anzustoßen, selbstbestimmt, bedarfsgerecht, nichts, was als Kapitalanlage in Frage kommt.

Gelingt die Gründung einer Mietergenossenschaft, könnte bereits 2018 der erste Spatenstich erfolgen. Wenn nicht, werden die Wohnprojektoren ihre Bemühungen für Bergern Ende des Jahres einstellen. Um loszulegen, müssten bis Juni 80 Prozent der künftigen Wohnfläche belegt sein – und damit auch 80 Prozent des nötigen Eigenkapitals beschafft worden sein.

Nächste Begehung: Samstag, 28. Januar, 14 Uhr, Treffpunkt Kirche Bergern