Erfurt. In der Nacht zu Sonntag werden die Uhren wieder eine Stunde zurückgestellt. Eigentlich sollte die Zeitumstellung im nächsten Jahr abgeschafft werden, doch bleibt das mehr als fraglich.

Eine Stunde länger schlafen: In Deutschland geht am Wochenende die Sommerzeit zu Ende. Pünktlich um 3 Uhr werden am 25. Oktober die Uhren um eine Stunde auf 2 Uhr zurückgestellt. Im nächsten Jahr sollte die Zeitumstellung eigentlich abgeschafft werden, so zumindest beschloss es das Europäische Parlament 2019. Dass es dazu kommt, ist aber mehr als fraglich, weil es keine ausreichende Mehrheit unter den 27 Mitgliedstaaten gibt, welche Zeit künftig gelten soll.

Walsmann: Mehrere Gründe die Zeitumstellung abzuschaffen

Die Thüringer Europaabgeordnete Marion Walsmann (CDU) sieht mehrere Gründe, die Zeitumstellung endlich abzuschaffen: „Seien es die dadurch verursachten gesundheitlichen Beeinträchtigungen für die Menschen, aber auch für die Tiere als auch die Tatsache, dass der ursprünglich vorgesehene Grund der Energieersparnis erwiesenermaßen keine Rolle mehr spielt. Im Europäischen Parlament haben wir uns schon 2019 deutlich dafür ausgesprochen, diesem ganzen Zeitumstellungszirkus ein Ende zu bereiten. Leider sind sich die zuständigen Minister in den Mitgliedstaaten nicht einig, und ich bedauere das sehr.“

Der deutschen Ratspräsidentschaft, die die Themen bis Ende des Jahres vorgibt, müsse man es jedoch nachsehen, dass sie momentan mit den Covid-19-Bewältigungsmaßnahmen und dem mehrjährigen Finanzrahmen wichtige Schwerpunkte bearbeitet, die prioritär behandelt werden müssen, so Walsmann. „Ich hoffe dennoch sehr, dass der Ministerrat den Wunsch der Bürgerinnen und Bürger Europas, die Zeitumstellung abzuschaffen, nicht mehr länger ignoriert.“

Umfrage: Vor allem Familien leiden unter Zeitumstellung

Die Zeitumstellung wurde 1980 eingeführt, damals war das Ziel, die Tageshelligkeit besser ausnutzen zu können. Nach einer Umfrage der Kaufmännischen Krankenkasse (KKH) leiden vor allem Familien darunter. Kinder müssten sich an neue Schlafenszeiten gewöhnen – bei einer Forsa-Umfrage im vergangenen Jahr gab mehr als die Hälfte der Befragten an, ihr Nachwuchs habe dadurch Einschlafprobleme und sei gereizter oder müder als gewöhnlich.

Abschaffung der bei vielen umstrittenen Sommerzeit weiter in der Diskussion

Im Sommer 2018 sprachen sich bei einer EU-weiten Onlinebefragung 84 Prozent der Teilnehmer gegen die Zeitumstellung aus. Allein drei Millionen der EU-weit 4,6 Millionen Teilnehmer kamen aus Deutschland. Wann die EU die Pläne umsetzt, ist nicht absehbar.

Die erforderliche Abstimmung unter den Mitgliedsstaaten lässt auf sich warten. Ohne Einigung kann das Vorhaben sogar noch scheitern. Portugal etwa – debattierte grundsätzlich gegen das Ende der Zeitumstellung.

Diplomatenkreise geben zu bedenken, dass es mit Ende der Zeitumstellung zwangsläufig mehr Zeitzonen in Europa geben werde. Eine große gemeinsame Zeitzone von Spanien bis Polen sei derzeit nur möglich, weil negative Effekte durch die Zeitumstellung abgefedert würden.

Kritiker der Zeitumstellung führen neben gesundheitlichen Belastungen ins Feld, dass diese ihren Zweck nicht erfüllt. Die erhofften Energiespareffekte sind kaum nachweisbar.