Mit Rechten reden ist eine Aufgabe, der sich die Gesellschaft stellen muss. Ich hatte heute einen Anruf eines AfD-Wählers aus Rudolstadt. Das Gespräch war sehr erhellend für mich. Er ...

Mit Rechten reden ist eine Aufgabe, der sich die Gesellschaft stellen muss. Ich hatte heute einen Anruf eines AfD-Wählers aus Rudolstadt. Das Gespräch war sehr erhellend für mich. Er will kein Nazi sein, ich halte das für eine gute Nachricht. Ich habe ihm zugehört und wenig geredet, auch wenn seine Ausführungen zumeist in Frageform vorgetragen wurden. Zum Schluss war er sehr zufrieden, weil er jemanden erreicht hatte. Er hat eine Telefonnummer gewählt, jemand ist rangegangen und hat ihm zugehört. Es schien ein bemerkenswertes Erlebnis für ihn zu sein. Der Mann gilt mir als Beleg für etwas, was ich bereits ahnte. Es geht am rechten Rand nicht um einen rationalen Diskurs über Politik, in dem er gnadenlos unterlegen wäre. Es geht um Emotionen, Anerkennung, Würde, Identität. Wer vertritt diese Leute, wer in dieser repräsentativen Demokratie repräsentiert den kleinen Mann? Mit Fallada gefragt: Was nun? Die Parteien haben sich auf die zumeist gut gebildete Mitte konzentriert, die den Status quo nicht ändern will, weil es ihr gut geht. In der Politik etwas zu wollen, wurde zum Karriere-Hemmnis ersten Ranges. Erfolgreich war der Typus „Angela Merkel“. Politiker ohne Eigenschaften machten das Rennen. Nun haben sich mit Höcke und Co. Politiker gefunden, die sich für die Abgedrängten und Marginalisierten nicht zu schade sind, die den „Kindern des Zorns“ einen Abfuhrkanal für ihren Frust bieten. Wollen wir diesen Hameln‘schen Rattenfängern das Wasser abgraben, müssen wir es lernen, den Leuten wieder zuzuhören. Wir müssen Politik wieder erklären. Es muss wieder eine demokratische Partei geben, die die Partei der kleinen Leute sein will.