Erfurt. Wird man noch in diesem Winter von Thüringen aus eine Supernova am Wintersternhimmel sehen können? Im Sternbild Orion deutet sich ein solches Ereignis gerade an.

Im bekannten Wintersternbild Orion tut sich was. Wer genauer hinschaut wird bemerken, dass der von der Erde aus gesehen linke Schulterstern Beteigeuze (auch Betelgeuse oder Beetlejuice) nicht mehr so intensiv Rot leuchtet, wie noch am Anfang des Monats Dezember im vergangenen Jahr.

Live fast and die young

Beteigeuze ist ein sogenannter Roter Überriese, das heißt sein Durchmesser ist etwa tausend Mal so groß wie der unserer Sonne und seine Masse beträgt das zehn- bis vierzigfache unseres Zentralgestirns. Was die Temperatur anbelangt, erreicht Beteigeuze gerade Mal rund 3200 Grad Celcius. Zum Vergleich: Auf der Oberfläche unseres Zentralgestirns kann es bis zu 5500 Grad Celcius heiß werden.

Vergleich der Sternengröße von Sonne, Rigel, Beteigeuze (beide im Sternbild Orion) und Antares (im Sternbild Skorpion). Die Sonne (winzig kleiner Punkt rechts) und Rigel werden von den Roten Überriesen Beteigeuze (links) und Antares (im Hintergrund) nahezu
Vergleich der Sternengröße von Sonne, Rigel, Beteigeuze (beide im Sternbild Orion) und Antares (im Sternbild Skorpion). Die Sonne (winzig kleiner Punkt rechts) und Rigel werden von den Roten Überriesen Beteigeuze (links) und Antares (im Hintergrund) nahezu "in den Schatten“ gestellt. © imago/Leemage | imago stock&people

Die Lebensdauer eines solchen Sterns ist in astronomischen Verhältnissen eher kurz – Rote Überriesen leben nach dem Motto „Live fast and die young“. Das bedeutet, solche Sterne verbrauchen ihren Brennstoff (Wasserstoff) in nahezu verschwenderischen Ausmaßen. Ein Stern wie Beteigeuze wird außerdem zu den veränderlichen Sternen gezählt. Solche Sterne haben ihr ganzes Leben lang über auffällige Helligkeitsschwankungen, die sich am Ende ihrer Lebenszeit noch verstärken.

Supernova wäre auch von Thüringen aus zu sehen

Und genau das kann man gerade am Nachthimmel im Sternbild Orion beobachten. Normalerweise zählt Beteigeuze zu den Top 10 der hellsten Sterne am Nachthimmel über der Nordhalbkugel. Derzeit wird er von den Astronomen allerdings nur noch auf Platz 21 geführt. Wissenschaftler spekulieren deshalb nun wie wild über das bevorstehende Ende des Roten Überriesen. Denn, wenn Beteigeuze sich von der Himmelsbühne verabschiedet, wird er das in einer spektakulären Supernova tun. Das ist der Moment, wenn es im Zentrum eines solch großen Sterns keinen Brennstoff mehr gibt, welcher den nötigen Druck auf die Stern-Außenhülle ausübt. Dadurch kommt es zu einem gravitativem Kollaps und der gesamte Stern sackt innerhalb von Bruchteilen einer Sekunde in sich zusammen.

Eine Supernova ist dann aufgrund ihrer immensen Helligkeit mehrere Tage oder Wochen von der Erde aus zu sehen. Würde Beteigeuze innerhalb der nächsten Wochen explodieren, könnte man diese Supernova auch am Thüringer Nachthimmel, ja vielleicht sogar am Taghimmel sehen können. Gefahr für uns Erdenbewohner besteht dann laut Astronomen nicht, dafür ist Beteigeuzes Entfernung zur Erde mit etwa 600 Lichtjahren sehr groß.

Die Aufregung der Wissenschaftler ist Verständlich, gab es ein solches astronomisches Ereignis das letzte Mal vor über tausend Jahren, als im Sternbild Stier eine Supernova von der Erde aus zu sehen war. Deren Überreste sind heute als der Krebsnebel (M1) bekannt und sogar mit einem Teleskop zu beobachten.