Martin Debes über höhere Steuern auf Fleisch.

Der durchschnittliche Deutsche isst viel Fleisch. Um die 60 Kilogramm sind es pro Jahr. Zwar ist Tendenz derzeit leicht rückläufig. Doch nach der Mehrheitsmeinung von Ärzten und Ernährungswissenschaftlern ist der Konsum deutlich zu hoch.

Ebenso sehen es Tier- und Umweltschützer. Je mehr Fleisch gegessen wird, umso mehr Tiere müssen massenhaft gehalten und ja, getötet werden. Und je mehr Tiere gehalten werden, umso mehr Treibhausgase wie Kohlendioxid und Methan werden produziert.

Auch die meisten Verbraucher wissen, dass zu viel Fleisch ungesund und klimaschädlich ist. Trotzdem essen es die meisten munter weiter, zumal sie es ja billig einkaufen können. Der Preis von Fleisch aus Massentierhaltung ist hierzulande im internationalen Vergleich niedrig. Vor allem die mächtigen Discounter-Ketten sorgen für extreme Billigangebote.

Aktuell gibt es bei einer großen Kette Hähnchenbrustfilets in der 600-Gramm-Packung für 2,99 Euro. Zieht man davon die Kosten für Lieferung, Lagerung oder Verpackung und die Händlerspanne ab, bleibt für den Hersteller ein Erlös übrig, für den er sich so etwas wie Tierwohl kaum leisten kann.

Wenn also alles Wissen, alle Aufklärung, alle Appelle nicht helfen: Muss dann Fleisch teurer werden? Am besten mit einer Steuererhöhung, deren Erlöse in den Umbau der Ställe fließen?

Die Idee klingt logisch. Aber sie ist falsch. Die Erfahrung etwa mit der Ökosteuer lehrt, dass die Lenkungswirkung oft genug überschätzt wird und am Ende vor allem Menschen mit niedrigem Einkommen trifft.

Ja, dieses Land braucht ein einfacheres, intelligenteres und sozial gerechteres Steuersystem, das endlich die Folgekosten für Umwelt und Klima einrechnet. Was es aber nicht braucht, sind Debatten wie diese.

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