Bad Berka. Prof. Harald Lapp, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin, und Dr. Michael Weber, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, über medizinische Möglichkeiten, „Waldarbeit“ und Perfektion.

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Die Bauarbeiten an der neuen internistischen Intensivstation (ITS) an der Zentralklinik schreiten voran. Bis März 2022 entsteht im OP-Gebäude eine dritte hochmoderne Intensivstation. Rund 5,5 Millionen Euro kostet die 16-Betten-Station.

Von dem innovativen Gestaltungskonzept profitieren dann sowohl Patienten als auch die Teams, die hier arbeiten. Prof. Harald Lapp, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und internistische Intensivmedizin, und Dr. Michael Weber, Chefarzt der Klinik für Pneumologie, über medizinische Möglichkeiten, „Waldarbeit“ und Perfektion.

Für wen wird die neue internistische ITS gebaut?

Lapp: Es wird für eine hoch spezialisierte Patientenversorgung gebaut, es ist keine einfache Kapazitätserweiterung. Die Station wird einige moderne Features beinhalten, die so nur in ganz wenigen Kliniken zu finden sind.

Weber: Für Thüringen insgesamt ist es ein hochinnovatives Konzept, was allen zugute kommt.

Warum brauchen Sie diese neue Station?

Lapp: Das hat mehrere Aspekte. Die Herzkreislaufmedizin und die Lungenmedizin wachsen und entwickeln sich stetig weiter. Auch das Gesamtbild der Inneren Medizin wächst. Dazu braucht es auch eine weiterentwickelte intensivmedizinsche Kompetenz.

Weber: Pneumologen und Kardiologen arbeiten Hand in Hand. Hier haben wir auch den Zentrumsgedanken im Kopf.

Lapp: Wir sehen uns als Partner in einem umfassenden Zentrum für Intensivmedizin, auch bautechnisch werden zukünftig die internistische und die operativen Intensivstationen miteinander verbunden.

Welche technischen und auch therapeutischen Möglichkeiten sind sehr zielgenau auf Ihre beiden Fachdisziplinen - Kardiologie und Pneumologie – zugeschnitten?

Weber: Eine modern aufgebaute Intensivstation hat insgesamt einen guten Apperatepark, der den internistischen Disziplinen gerecht wird.

Lapp. Wir ändern mit Lichtkonzepten und speziellem Schallschutz gut belegte Risikofaktoren für Delir. Patienten mit schweren Erkrankungen des Herzens und bzw. oder der Lunge benötigen eine Prävention gegen dieses Delirrisiko. Wir bauen zudem Hilfsmittel für die Pflege ein, z. B. über jedem Bett Kräne, die die Arbeit erleichtern.

Weber: Es ist innovativ. In den letzten 20 Jahren hat sich gezeigt, dass viele ITS-Patienten ein Delir entwickeln, damit steigt auch das Sterblichkeitsrisiko. Unruhe, Alarme, offene Türen, all das sind Stressfaktoren. Das neue Raumkonzept mit geschlossenen Türen, einer entspannten, ruhigen Atmosphäre ist gut für die Patienten, die Besucher und unsere Teams.

Das Thema „Wald“ ist stark in dem Gestaltungskonzept verankert, was verbinden Sie damit?

Lapp: Ich bin in einem kleinen Dorf in Hessen aufgewachsen, umgeben von Wald. So, wie wir hier Wald umsetzen, mit warmen Farben, der Ruhe, all dies wird dazu beitragen, dass sich alle wohler fühlen.

Weber: Wenn ich an Wald denke, denke ich an Ruhe und Besinnung.

Was war Ihr bisher schönes Erlebnis auf einer ITS?

Lapp: Als Neuling auf einer ITS ist man ab dem ersten Moment Teil eines Behandlungsteams, das hat mir als ganz jungem Arzt sehr gefallen.

Weber: Es gibt ganz viele schöne Erlebnisse. Wenn man einen Patienten über viele Gesundheitskrisen hindurch dann doch in die Gesundung bringen kann, fühlt sich das sehr gut an und anders als auf Normalstation.

Sie treffen die medizinischen Entscheidungen auf der ITS, wie würden Sie die idealen Pflegekolleginnen und –kollegen in drei Worten beschreiben?

Lapp: Offen, patientenzugewandt, stressresistent.

Weber: Freude (am Beruf), Empathie, Teamfähigkeit.

Welchen Rat haben Sie, um keine gesundheitlichen Probleme zu bekommen, die möglicherweise auf die internistische ITS führen?

Lapp: Man sollte das Szenario Intensivstation nicht negativ besetzen. Wenn jemand eine akute Erkrankung hat, die eine besondere Form der Betreuung braucht, dann kann man sich auf einer guten, organisierten ITS geborgen fühlen, das gilt auch für die Angehörigen. Das negativ Besetzte möchten wir hinter uns lassen.

Weber: Lassen Sie sich gegen Corona impfen – das ist mein aktueller Tipp. Gerade für Menschen, die Risiken haben. Ansonsten gilt alles, was einen gesunden Lebensstil ausmacht: gesund essen, nicht rauchen, mäßig trinken, viel Bewegung. Trotzdem kann es das Schicksal so wollen, dass man auf einer Intensivstation landet.

Was würden Sie gern als Arzt können bzw. welche Fortschritte wünschen Sie sich für die Medizin in den kommenden 10 Jahren?

Lapp: Die Medizin ist in der Vergangenheit in Berufsgruppen und Disziplinen aufgeteilt worden. Ich hoffe, dass diese Grenzen aufgelöst werden, dass es insgesamt ein stärkeres Miteinander in der Behandlung gibt, dass Jeder auch für den Anderen mitdenkt.

Weber: Ins Blaue hinein wünsche ich mir innovative Behandlungskonzepte, bei denen man weniger Nutzen und mögliche unerwünschte Wirkungen abwägen muss, z. B. nehmen wir bei der invasisven Beatmung derzeit noch viele Nebenwirkungen durch die Beatmung in Kauf, um zu helfen.

Interview: A.Geyer