Berlin. Die Bedeutung der Landratswahl im Kreis Sonneberg geht weit über Thüringen hinaus: Die Rechtsaußen-Partei greift nach Macht und Ämtern.

Die ganze politische Klasse der Republik schaut wie gebannt auf eine Landratswahl im Osten: Das, was in den vergangenen Wochen im thüringischen Kreis Sonneberg vonstatten ging, dürfte das neue Normal in der deutschen Politik werden. Die AfD erlebt gerade einen beispiellosen Höhenflug in den Umfragen, in den meisten Parlamenten ist sie längst vertreten.

Doch zehn Jahre nach ihrer Gründung begnügt sich die Rechtsaußen-Partei nicht mehr mit einem Dasein in der Opposition. Am Sonntag gewann der AfD-Mann Robert Sesselmann die Stichwahl um das Amt des Landrats im Kreis Sonneberg.

Auch anderswo greift die AfD nach Führungsposten in Verwaltung und Staat. Sie will das Schmuddel-Image ablegen und zeigen, dass sie in der Lage ist, Mehrheiten und Einfluss zu erringen – erst auf kommunaler Ebene, dann in den Ländern, schließlich irgendwann im Bund. Die Parteien des demokratischen Spektrums haben dem bislang wenig entgegenzusetzen.

Thorsten Knuf, Politik-Korrespondent
Thorsten Knuf, Politik-Korrespondent © FUNKE Foto Services | Reto Klar

AfD: In Thüringen gesichert rechtsextrem

Mit Blick auf Thüringen ist dieses Scheitern besonders bitter: Anders als die Bundes-AfD gilt die dortige Landespartei als gesichert rechtsextrem. Insbesondere im Osten der Republik hat ein substanzieller Teil der Wählerschaft kein Problem damit, eine Partei zu wählen, die die offene Gesellschaft ablehnt, dem russischen Kriegstreiber Wladimir Putin huldigt und Klimaschutz für esoterisches Gutmenschentum hält.

An diesem Wochenende ging es nur um einen Landkreis mit nicht einmal 60.000 Einwohnern. Im kommenden Jahr aber finden Landtagswahlen in Thüringen, Sachsen und Brandenburg statt. Die Umfrage-Ergebnisse dort lassen nichts Gutes erahnen. Überall hat die AfD nach Lage der Dinge gute Chancen, stärkste Partei zu werden. Der Stresstest für die Demokratie hat gerade erst begonnen.