Berlin. Lange wurde getagt. Nun endet die COP28 in Dubai ohne großen Beschluss – und mit einer Taktlosigkeit gegenüber einigen Staaten.

Fast zwei Wochen wurde auf der Weltklimakonferenz in Dubai verhandelt, die letzten Tage war es dann ein bitteres Ringen. Nun haben sich die knapp 200 teilnehmenden Nationen auf ein Abschlussdokument geeinigt. Was drin steht, wer die Gewinner und Verlieren sind – und wie es nun weitergeht.

Gibt es einen Ausstieg aus fossilen Energien?

Nein. Es war einer der Streitpunkte, um den hart gerungen wurde. Am Ende hat sich die Weltgemeinschaft nun darauf geeinigt, sich von Kohle, Öl und Gas wegzuentwickeln. Die entscheidende Formulierung „Fossil Fuel Phase-Out“ – also der Ausstieg aus den fossilen Brennstoffen, der von so vielen Teilnehmern vehement gefordert wurde – steht nicht im Abschlusspapier der COP28.

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Stattdessen einigte man sich auf einen „Übergang weg von fossilen Energieträgern in den Energiesystemen, auf eine gerechte, geordnete und faire Weise“. Dieser Übergang soll vor allem mithilfe von erneuerbaren Energien bewältigt werden, aber auch mit Atomkraft oder neueren Technologien. Trotzdem: Es ist das erste Mal in der Geschichte der kurz COP genannten Klimakonferenzen, dass sich die Staaten konkret auf eine Abkehr von Öl und Gas verständigen.

Was wurde sonst noch beschlossen?

Um schnellstmöglich aus den fossilen Energien auszusteigen, sollen die Erneuerbaren gestärkt werden. Genauer gesagt: Sie sollen sich bis 2030 verdreifachen. Zudem soll sich die Energieeffizienz jährlich doppelt so schnell verbessern wie bisher. Außerdem bekannten sich die Staaten weiter zum 1,5-Grad-Ziel, das bei der Klimakonferenz 2015 in Paris beschlossen wurde. Die Unterzeichner haben es sich zum Ziel gesetzt, 43 Prozent der globalen Treibhausgasemissionen bis 2030 einzusparen. Schon am ersten Konferenztag wurde ein Fonds für klimabedingte Schäden und Verluste aufgesetzt – mittlerweile wurden hierfür 700 Millionen Dollar zugesagt.

Was bedeuten die Beschlüsse konkret?

Der Präsident der Konferenz, Sultan Al Jaber, sprach nach dem Beschluss im Plenum von einem „historischen Paket“. Es sei ein robuster Aktionsplan, um das 1,5-Grad-Ziel in Reichweite zu halten. Kritiker bemängeln jedoch, dass das Papier zahlreiche Schlupflöcher und Spielräume für Interpretationen offen lasse. Dazu gehört etwa die Möglichkeit zur weiteren Nutzung von Gas als Übergangstechnologie. Zudem finden im Text auch umstrittene Technologien zur Speicherung und Abscheidung von CO2 (kurz CCS) Erwähnung – ein Punkt, über den zuvor lange diskutiert worden war, weil der tatsächliche Klimanutzen von vielen Expertinnen und Experten angezweifelt wird. Der Beschluss bedeutet nun: Mit CCS können fossile Energien weiterhin genutzt werden – zumindest übergangsweise.

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Auf Drängen der EU wurde schließlich noch eine Einschränkung aufgenommen: Die Möglichkeit zum Einsatz solcher Technologien soll nur für Bereiche gelten, in denen Emissionen besonders schwer zu reduzieren sind. Auch beim Thema Kohle blieb die Formulierung im Abschlussdokument vage. Darin heißt es lediglich, der „Abbau des unverminderten Kohlestroms“ solle vorangetrieben werden – wodurch in der Theorie die weitere Nutzung möglich bleibt.

Wer sind die Gewinner und Verlierer?

Das Abschlussdokument wurde am Mittwochmorgen veröffentlicht und bereits wenige Stunden später in der Plenarsitzung vom Konferenzpräsident der Vereinigten Arabischen Emirate überraschend schnell mit einem Hammerschlag verabschiedet. Damit werden auf Klimakonferenzen, wo das Prinzip der Einstimmigkeit gilt, Beschlüsse gefasst. Nicht anwesend zu diesem Zeitpunkt: die besonders vom steigenden Meeresspiegel bedrohten Inselstaaten.

Bundesaußenministerin Annalena Baerbock gemeinsam mit der Delegation der Marshall Islands.
Bundesaußenministerin Annalena Baerbock gemeinsam mit der Delegation der Marshall Islands. © picture alliance / photothek | Sebastian Rau

Sie fühlten sich dementsprechend beim Beschluss der Weltklimakonferenz übergangen. Eine Vertreterin Samoas sagte, die Gruppe der Inselstaaten habe sich noch koordinieren müssen und sei nicht rechtzeitig im Raum gewesen, um Stellung zu beziehen. Zu den Gewinnern zählen hingegen ölreiche Staaten wie Saudi-Arabien, die erfolgreich einen kurzfristigen Ausstieg aus fossilen Energien verhindern konnten.

Wie sind die Reaktionen auf das Abschlussdokument?

Die Bundesregierung stellte sich hinter den Beschluss der COP. Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne) sagte bei einer Pressekonferenz am Mittwoch, die Klimakonferenz würde „de facto das Ende des fossilen Zeitalters“ besiegeln. Ähnliche Worte kamen auch von UN-Generalsekretär Antonio Guterres. „Die Wissenschaft sagt uns, dass eine Begrenzung der globalen Erwärmung auf 1,5 Grad ohne den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen unmöglich ist. Dies wurde auch von einer wachsenden und breiten Koalition von Ländern auf der COP28 anerkannt“, schrieb Guterres auf X, vormals Twitter. „Das Zeitalter fossiler Brennstoffe muss enden – und es muss mit Gerechtigkeit enden.“

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Auch Umweltverbände befürworteten das Ergebnis – allerdings mit Einschränkungen. „Diese Weltklimakonferenz markiert nach 30 Jahren Klimaaktivismus den Beginn vom Ende der Öl-, Gas- und Kohleindustrie – nicht mehr, aber auch nicht weniger“, sagte der deutsche Greenpeace-Chef Martin Kaiser.

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Er fügte hinzu: „Die Dominanz und das destruktive Vorgehen der ölexportierenden Länder, der einflussreichen Öl- und Gaslobby sowie der kohleabhängigen Länder, wurden auf der Weltklimakonferenz überdeutlich und verhinderten weitergehende und verbindliche Beschlüsse.“ Ähnliche Signale kamen auch aus der Wissenschaft. Das Ergebnis sei „ein entscheidender Meilenstein“, sagte der Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung, Johan Rockström. Er kritisierte gleichzeitig jedoch, dass keine harten Grenzen für die Abkehr von fossilen Brennstoffen gesetzt worden seien.