Berlin. Lange galt sie als Königsmacher in der Bundespolitik: die FDP. So hat sich die Partei seit ihrer Gründung im Jahr 1948 entwickelt.

Sie ist eine der ältesten politischen Parteien in Deutschland: Die Freie Demokratische Partei (FDP). Gegründet wurde sie 1948 als liberale Partei, die sich für Freiheit und individuelle Verantwortung einsetzt. Der Liberalismus bildet bis heute das Grundprinzip der Partei. In der politischen Denkrichtung geht es darum, den Einzelnen in seiner Freiheit zu stärken und ihm die Möglichkeit zu geben, sein Leben selbstbestimmt zu gestalten. Gleichzeitig werden staatliche Eingriffe in die persönliche Souveränität, aber auch in die freie Marktwirtschaft weitgehend abgelehnt.

Gründung der FDP: Auf in ein neues Deutschland

Die Gründung der FDP war eng mit dem Aufbau einer demokratischen Gesellschaft in Deutschland verbunden. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs war das Land in einer schwierigen Situation. Die politische Landschaft war zersplittert und es bestand ein dringender Bedarf an politischen Kräften, die für den Aufbau einer neuen, rechtsstaatlichen und demokratischen Ordnung eintraten. Hier fand die FDP ihren Platz.

Denn bereits in den Anfangsjahren der jungen Republik konnte die Partei politisch Fuß fassen. Thomas Dehler, eines der Gründungsmitglieder der Partei, war der erste Justizminister der Bundesrepublik Deutschland. Walter Scheel, der von 1974 bis 1979 als Bundespräsident amtierte, war ebenfalls Mitglied der Freien Demokraten. Weitere wichtige Mitglieder der FDP waren und sind:

  • Theodor Heuss: Der liberale Politiker war Gründungsmitglied und erster Parteivorsitzender der FDP. Im Parlamentarischen Rat gestaltete er das Grundgesetz mit. 1949 wurde er erster Bundespräsident der neu gegründeten Bundesrepublik.
  • Hans-Dietrich Genscher: Er war von 1969 bis 1974 Bundesinnenminister sowie von 1974 bis 1992 Bundesaußenminister und Vizekanzler und trug maßgeblich zur Entspannungspolitik zwischen Ost und West bei. Er ist der am längsten amtierende Bundesminister der Bundesrepublik Deutschland.
  • Otto Graf Lambsdorff: Der Vertreter des ökonomischen Flügels der FDP wurde 1988 zum Parteivorsitzenden, obwohl er erst ein Jahr zuvor wegen Steuerhinterziehung zu einer Geldstrafe verurteilt worden war. Von 1977 bis 1984 war er zudem Bundeswirtschaftsminister. Sein Sohn Alexander Graf Lambsdorff ist bis heute in der FDP aktiv.
  • Guido Westerwelle: Er war von 2001 bis 2011 Bundesvorsitzender der FDP und von 2009 bis 2013 Bundesaußenminister sowie von 2009 bis 2011 Vizekanzler. Westerwelle war einer der ersten offen homosexuellen Spitzenpolitiker Deutschlands.
  • Christian Lindner: Seit 2013 steht Christian Lindner als Parteivorsitzender wie kein zweiter für die FDP. Er ist aktuell Bundesfinanzminister in der Ampel-Koalition von Kanzler Olaf Scholz (SPD).

FDP: Erst Königsmacher, dann in der großen Krise

Da es in Deutschland in den 1950er und 1960er Jahren nur drei bundesweit relevante Parteien gab – die Union, die SPD und die FDP – waren die Liberalen in dieser Zeit oft der Königsmacher: Durch ihren Eintritt in eine Koalition entschieden sie darüber, welche der beiden großen Parteien an die Macht kam. So verhalf die FDP etwa Konrad Adenauer (CDU), Ludwig Erhard (CDU) und Willy Brandt (SPD) ins Kanzleramt.

1969 stürzte die FDP bei der Bundestagswahl auf 5,8 Prozent ab und hatte in den darauffolgenden Jahren mit anhaltenden Krisen zu kämpfen. Die Partei gewann bei den folgenden Wahlen zwar wieder an Zustimmung, konnte sich aber nicht vollends aus ihrem Tief befreien. Die Regierungszeit der sozialliberalen Koalition unter Bundeskanzler Helmut Schmidt, an der die FDP als Juniorpartner beteiligt war, war von heftigen Konflikten geprägt. Zudem erstarkte ab Anfang der 1980er Jahre die Grünen, die das bisherige Drei-Parteien-System der Bundesrepublik beendeten.

Mit dem Wechsel zu einer christlich-liberalen Koalition unter Bundeskanzler Helmut Kohl erlangte die FDP wieder an Bedeutung. In den 1990er Jahren setzte die Partei verstärkt auf eine liberale Wirtschaftspolitik und trat für eine Deregulierung des Arbeitsmarkts und eine Reduzierung der Staatsausgaben ein.

FDP – Die Partei im Steckbrief

ParteiFreie Demokratische Partei (FDP)
Gründung11. Dezember 1948
IdeologieKlassischer Liberalismus, Wirtschaftsliberalismus, Europäische Integration
VorsitzenderChristian Lindner (Stand: April 2023)
Fraktionsstärke92 Abgeordnete im Bundestag (Stand: April 2023)
Bekannte MitgliederChristian Lindner, Wolfgang Kubicki, Nicola Beer

Die FDP als wichtiger Partner der Union

Seit dieser Zeit ist die FDP ein wichtiger Partner der Union, mit der sie wiederholt in Regierungsbündnisse eintrat. Dabei setzt sie sich für eine liberale Wirtschaftspolitik, eine Stärkung der Bildung und eine Entlastung der Bürger ein. Auch das Thema Digitalisierung und eine Modernisierung der Gesellschaft gehören zu ihren Kernthemen.

Doch ebenjene Zusammenarbeit mit der Union führte die FDP 2013 schließlich in eine erneute Krise: In der schwarz-gelben Regierungskoalition unter Angela Merkel (2009 bis 2013) konnten die Liberalen sich nicht ausreichend behaupten und ihre Positionen nicht klar genug vertreten. Das Ergebnis: Mit nur 4,8 Prozent der Zweitstimmen verfehlte die Partei bei der Bundestagswahl 2013 den Einzug ins Parlament – zum ersten Mal in ihrer Geschichte.

Wiederaufstieg der Liberalen: Die Rückkehr der FDP

Zeitweise galt die FDP als abgeschrieben. Doch unter der Führung von Christian Lindner gelang ihr der Wiederaufstieg. Bereits bei der Bundestagswahl 2017 erreichte sie 10,7 Prozent der Zweitstimmen und war daraufhin an Sondierungsgesprächen mit Union und Grünen für eine sogenannte Jamaika-Koalition beteiligt. Diese brach die Partei aber schließlich wegen fehlender Einigungen ab – Christian Lindners Aussage "Es ist besser, nicht zu regieren, als falsch zu regieren" wurde legendär.

Nach einem erneuten leichten Zugewinn bei der Bundestagswahl 2021 (11,5 Prozent) trat die FDP als kleinster Partner in eine Ampel-Koalition mit SPD und Grünen ein. Die drei Parteien regieren Deutschland seit Dezember 2021.

Innerhalb des Bündnisses kommt es aber gerade zwischen Grünen und FDP immer wieder zu Konflikten. Vor allem die FDP leidet darunter: In der Sonntagsfrage sind die Zustimmungswerte der Partei seit der letzten Bundestagswahl deutlich gesunken.