Berlin. Er füllt Hallen und begeistert sein Publikum wie ein Rockstar: Der frühere US-Präsident Barack Obama war in Berlin ein Publikumsmagnet.

Barack Obama in Deutschland. Es ist ein Wiedersehen des Rockstars der Politik nach einer gefühlten Ewigkeit. Krisen und der Ukraine-Krieg lagen oder liegen dazwischen. Und wie so oft nach einer langen Zeit fragt man sich: Wird es so sein wie früher? Kann ein Obama die Menschen noch einmal begeistern wie einst an der Siegessäule, als ihm Zigtausende „Yes, we can“ zuriefen? Lesen Sie auch: Obama in Berlin: So läuft der Mittwoch des Ex-Präsidenten ab

Zwar wurde er von Moderator Klaas Heufer-Umlauf als einer der interessantesten Gesprächspartner der Welt angekündigt, der seine Wirkmacht nutze, um Gerechtigkeit herzustellen. „Das macht nicht jeder ehemalige Präsident der USA, und das wissen wir“. Dennoch gab es eben diese Unsicherheit. Doch sie verschwand um 20.03 Uhr, als Barack Obama die Bühne betrat.

Obama in Berlin: Videos trotz Aufnahmeverbot

„Danke Berlin. Es ist gut, wieder hier zu sein“, sagte er im Beifall der Besucher, die sich von ihren Sitzplätzen erhoben haben. Der 61-Jährige sprach am Mittwochabend in der Mercedes-Benz-Arena. Es gibt rund 17.000 Sitzplätze, die allerdings nicht vollständig gefüllt waren. Tickets wurden im Vorfeld für rund 61 bis 550 Euro angeboten. Während des Auftritts galt ein Aufnahmeverbot.

Wie ein Rockstarr der Politik: Der frühere US-Präsident betritt die Bühne in Berlin.
Wie ein Rockstarr der Politik: Der frühere US-Präsident betritt die Bühne in Berlin. © Pascal Kerouche | Pascal Kerouche

Allerdings hielten sich nicht alle daran. Manche zückten ihre Smartphones und machten Videos. Der frühere US-Präsident trug schwarze Socken zu seinem schwarzen Sakko und dazu ein weißes Hemd. Das mag nach Abendgarderobe klingen, bei ihm sah es aber nicht streng aus, eher cool. Als der Applaus langsam leiser wurde, ließ er sich lässig in einen Sessel auf der Bühne fallen.

Obama in Berlin: Er besuchte Scholz, aber auch Merkel

„Wie war dein Tag in Berlin bisher?“, fragte ihn Klaas Heufer-Umlauf. Er habe einen wundervollen Tag gehabt. „Ich habe dem Kanzler Hallo gesagt”. Das Publikum lachte. Spätestens mit diesen Bemerkungen hatte er die Menschen im Saal auf seiner Seite.

Dann sprach er über seine kurze Europatour, die ihn von Barcelona über Zürich nach Amsterdam und letztlich Berlin führte. Er habe in den Niederlanden Dinge machen können, die er als Präsident nicht tun konnte, sagte er. Die Menschen im Saal, es blieben nur wenige Plätze frei, wurden hellhörig. „Amsterdam-Sachen?“, fragte Heufer-Umlauf. Ja. Er habe sich ein Boot im Kanal genommen und sei dann über den Fluss gefahren. Wieder lachen.

Ukraine-Krieg: Klare Worte über Putin

Nachdem er mit kurzen launigen Erzählungen das Publikum für sich eingenommen hat, wird es ernster. Heufer-Umlauf kam auf seine Rede von 2008 an der Siegessäule zu sprechen. Damals habe Obama gesagt, Amerika habe keinen besseren Partner als Europa. Wie sehe er das heute? „Wir gehen durch eine schwierige Zeit“. Er nennt den Angriffskrieg Russlands „fürchterlich“; dieser würde viele Menschen vor große Herausforderungen stellen.

Barack Obama im Gespräch mit Moderator Klaas Heufer-Umlauf bei einem Großauftritt in Berlin.
Barack Obama im Gespräch mit Moderator Klaas Heufer-Umlauf bei einem Großauftritt in Berlin. © Pascal Kerouche | Pascal Kerouche

Es würden sich Klüfte innerhalb von Demokratien auftun, die unter anderem durch Desinformationen und Rassismus begünstigt würden. Zudem würden viele mit den Ängsten der Menschen spielen. Obama sagte, eine der größten Herausforderung sei es, das Vertrauen der Menschen in die Demokratie wiederherzustellen.

Ex-Präsident macht der jüngeren Generation Mut

Am Dienstagabend habe er eine „alte Freundin“ wieder gesehen, sagte er: Angela Merkel. Am Mittwoch habe er Olaf Scholz (SPD) getroffen. „Sie kommen aus zwei unterschiedlichen Parteien“, sagte er. Aber sie hörten einander zu und debattierten, um einen Weg zu finden, die Gesellschaft zu verbessern. Was hingegen gefährlich sei, das sei in Ungarn mit Victor Orban zu sehen: „Wenn ich meinen politischen Konkurrenten nicht mehr zuhöre, haben wir ein gefährliches Problem“, sagte er. Vor allem für die Demokratie.

An die jungen Menschen gerichtet, die wegen der Klimapolitik Vertrauen in die Politik verlieren, sagte er: „Ihr dürft nicht aufgeben.“ Als er der 44. Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika wurde, sei das Land der größte CO2-Emittent der Welt gewesen. Unter ihm hätten die USA die Windenergie verdreifacht und den Anteil an Sonnenenergie verzehnfach. „Aber das war nicht genug.“

2015 habe man das Pariser Klimaabkommen beschlossen. Doch nun stelle er fest, dass die Bemühungen wohl nicht ausreichen werden, um die Klimaziele zu erreichen. Dennoch zeigte er sich hoffnungsvoll. Jede Maßnahme, die man ergreife, gebe mehr Zeit, um Lösungen zu entwickeln.

Nachdenklich: Der Auftritt eines Weltenerklärers. Der frühere US-Präsident Barack Obama trat in Berlin vor einem großen Publikum auf.
Nachdenklich: Der Auftritt eines Weltenerklärers. Der frühere US-Präsident Barack Obama trat in Berlin vor einem großen Publikum auf. © Pascal Kerouche | Pascal Kerouche

Er warnte auch vor der Polarisierung der Gesellschaft und Desinformation. „Ich glaube, das sind einige der größten Gefahren für die Demokratie“, sagte Obama. „Manche jungen Leute glauben, alles, was sie auf Tiktok sehen, ist wahr. Wer auch immer von euch das auch denkt: Ist es nicht.“

Obama: Was ihm Hoffnung macht

Es gab mindestens eine drängende Frage, die man einem Obama stellen wollte: Was sagt er eigentlich zu dem Angriffskrieg auf die Ukraine, wie sieht er seine Rolle? Bloß, sie wird ihm nicht gestellt. Er beantwortet sie dennoch teilweise – auch mit klaren Worten an Russlands Präsident Wladimir Putin.

Obama sagte, als Führungskraft müsse man seine Arbeit ernstnehmen, nicht sich selbst. Er habe das Glück von wundervollen Menschen umgeben zu sein, die ihm widersprechen und ihm helfen würden, bessere Entscheidungen zu treffen. Anders Putin, der „Raketen auf ein Kinderkrankenhaus feuern ließ“, der nur noch in seiner eigenen Welt lebe.

Der frühere Präsident sagte, er sehe die Herausforderungen dieser Zeit. Doch, was ihm Hoffnung mache, sei die nächste Generation. Und wenn er den alten Menschen einen Rat geben dürfe: „Machen sie bitte Platz für diese jungen Menschen.“ Dann erhebt er sich. Es ist 21.07 Uhr. Die Menschen applaudieren und Obama verlässt die Bühne. An diesem Donnerstag fliegt er zurück in die Vereinigten Staaten. Auch interessant: Ex-Präsident Barack Obama – Das macht das Redetalent heute