Guteborn/Ponitz. Warum die Protestler in Guteborn blockieren. Wie es jetzt weitergeht und was das Verwaltungsgericht Gera damit zu tun hat.

  • Deshalb blockieren Spediteure, Handwerker und Bauern das Netto-Zentrallager.
  • Was das für den Transport von frischen Waren bedeutet.
  • Wie der Ponitzer Bürgermeister diese Aktion findet.

Ponitz. Am Donnerstag war etwas Entspannung in Guteborn. Die Zufahrten zum Netto-Zentrallager blieben zwar gesperrt, doch alle zwei Stunden war freie Fahrt für 45 Minuten. Am Tag zuvor sah es dort noch ganz anders aus. Denn das Netto-Großlager im Ponitzer Ortsteil Guteborn wird seit Mittwochmorgen, 4 Uhr abgeriegelt. Betroffen ebenso die B 93. Die Aktion des Mittelstandes ist bis Samstag, 8 Uhr geplant.

Lange Schlangen, um verderbliche Fracht abliefern zu können

Am Donnerstag bildeten sich dann Schlangen, um zur rechten Zeit zum Lebensmitteldiscounter einfahren und wertvolle, meist verderbliche Fracht abliefern zu können. Gelöst war also nichts, wenngleich etwas gelockert. Dennoch. Marcel Greunke, der Ponitzer Bürgermeister (CDU), ist sauer.

Einen einzigen Betrieb derart zu blockieren, trifft auch die regionale Wirtschaft.
Ponitzer Bürgermeister Marcel Greunke

Die Aktion dauere einfach zu lange – von Mittwoch bis Sonnabend. „Natürlich habe ich grundsätzlich Verständnis für den Protest. Zu demonstrieren ist ein hohes Gut. Und es läuft einiges schief im Land.“ Korrekturen seien dringend nötig, das müsse politisch gelöst werden, so Greunke. Doch einen einzigen Betrieb derart zu blockieren, treffe auch die hiesige Wirtschaft, sagte Greunke auf Nachfrage dieser Zeitung.

Der Protest soll bis Sonnabend dauern.
Der Protest soll bis Sonnabend dauern. © Funke Medien Thüringen | Petra Lowe

Gerade bei Netto mit den hochsensiblen Frische-Produkten drohe ein enormer wirtschaftlicher Schaden. Es sei nicht nachvollziehbar, dass es ausgerechnet dieses Unternehmen trifft, das selbst seit Jahrzehnten ein stabiler Arbeitgeber und auch Partner in der Region sei, so der Bürgermeister.

Blockade mit Güllewagen, Multicar, Traktoren und Lkw

Ein Güllewagen, Multicar, Traktoren und LKW hatten am Mittwochmorgen ab 4 Uhr die beiden Zufahrten blockiert. Die Folge waren kilometerlange Staus mit Lastzügen, die in das Lager wollten. Lkw, die aus dem Lager hinausdrängten. Der Lebensmitteldiscounter hatte prompt reagiert, mit einer Anrufung des Verwaltungsgerichts in Gera. Noch am Nachmittag war der Eilantrag offenbar von Erfolg gekrönt, der Verwaltungsrichter sei vor Ort gewesen, war danach telefonisch aber nicht zu erreichen.

Kompromiss gefunden, Präsenz bis Samstagmorgen, 8 Uhr

Wie Landwirtin M. Fischer (Vorname soll nicht öffentlich werden), eine der Organisatorinnen des Protests, sagte, habe es nach einer etwa dreistündigen gemeinsamen Sitzung mit der Netto-Filialleitung eine Einigung auf eine zeitweise Öffnung gegeben. „Das Gespräch war erst relativ sauer verlaufen, dann ist es süßer geworden“, so Fischer. Man habe Kompromisse in der Auseinandersetzung gefunden und bleibe vor Ort - bis Sonnabendmorgen, 8 Uhr.

Laut Fischer sind am Mittwoch um die 40 Protestler in Guteborn gewesen, gestern etwa 20. Zu zehnt übernachten die Akteure in einem Traktor-Hänger auf der Zufahrtsstraße. Vornehmlich aus dem sächsischen Raum Kommende - wie an den Nummernschildern von Zwickau bis Stollberg ablesbar ist - haben sich an der Aktion beteiligt, die bis Sonnabendfrüh 8 Uhr andauern soll.

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„Das Guteborner Netto-Lager wurde wegen des verkehrsberuhigten Bereiches und der Sicherheit für den Protest ausgesucht“, sagte Fischer. Handwerker, Bauern, Spediteure, Gastronomen, Privatleute und Angestellte aus dem Grenzgebiet Thüringen/Sachsen seien aufgerufen worden, sich zu beteiligen. Aus privater Initiative, wie Fischer betonte.

Die Angst treibe sie um, sagte eine Protestteilnehmerin, die ihren Namen nicht nennen wollte. „Was soll aus meinen Kindern und Enkeln werden. Es ist nichts mehr wie vorher. Viele kämpfen um ihre Existenz“, so die Teilnehmerin. In den letzten zwei Jahren mit der Ampel-Regierung sei alles bergab gegangen und die Wirtschaft am Boden, war man sich in der Runde der Protestler einig, von denen niemand seinen Namen preisgab.

„Man muss erkennen, dass alles in Zusammenhang steht“, nannte Fischer ein Beispiel zur Verdeutlichung: Seit Mitte Dezember gelte die Mauterhöhung, die die Spediteure allein nicht tragen können. Sie muss an die Kunden weitergegeben werden. Preissteigerungen sind die Folge. Plötzlich fallen Förderungen weg, könne man sich auf nichts mehr verlassen, beklagte ein anderer Teilnehmer des Protestes. „Die sollten erstmal bei denen da oben anfangen“, warf ein anderer ein.

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Ob die Guteborner Aktion etwas bewirken könne, auf diese Frage antwortet Fischer mit einem klaren Ja. Sie sei schon bei den Bauernprotesten dabei gewesen, und bleibt weiter dabei. Und dass sie unterstützt werden, könne man am lauten Hupen der vorbeifahrenden Laster hören. Negative Reaktionen? „Es gibt halt immer Leute, die anders sind“, beantwortet ein anderer die Frage.