Oberwiera. Neues 250-Meter-Windrad im sächsischen Oberwiera liefert Energie für 5000 Haushalte. Anwohner klagen über Lärm.

  • Oberwiera beheimatet jetzt Sachsens leistungsstärkste Windturbine.
  • Meilenstein der Energiewende oder Belastung für Bürger?
  • Oberwieras Windrad versorgt auch thüringisches Nobitz.

„Mit der Beendigung der Braunkohleverstromung in Sachsen benötigen wir eine neue Energiebasis für unsere Wirtschaft, unsere Industrie. Diese können nur die erneuerbaren Energien bilden“, betonte am Samstag, 27. Januar, der sächsische Staatssekretär Gerd Lippold, der mit dem Bundestagsabgeordneten Bernhard Herrmann (beide Grüne), dem Oberwieraer Bürgermeister Holger Quellmalz und dem Anlagenbetreiber Andreas Berger bei einem Bürgertreff am derzeit größten Windkraftrad im sächsischen Oberwiera an der B 180 auf die Anliegen der rund 80 Teilnehmer einging.

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Projektleiter und Betreiber dieses Riesenwindkraftrades, das jährlich 15 Millionen Kilowatt-Stunden erzeugt, ist Andreas Berger, Geschäftsführer der Wowa GmbH & Co.KG in Oberwiera. Er berichtete ausführlich über die Anlieferung und den Aufbau dieser Windenergieanlage.

Strom für bis zu 5000 Haushalte

„Die Turmhöhe bis zur Rotornabe beträgt 169 Meter. Mit den 81 Meter langen Rotorblättern kommen wir sogar auf eine Höhe von 250 Metern dieser rund 10 Millionen teuren Windkraftanlage. Der erzeugte Strom wird in das Mittelspannungsnetz eingespeist“, so Berger. Schon die Anfahrt der Schwerlasttransporter mit den urig großen Anlageteilen wie Turmelemente, Maschinenhaus und Rotorblätter hin zum Standort war entsprechend der Straßenlagen teils sehr schwierig.

Blick auf Sachsens größte Windenergieanlage mit einer Höhe von 169 Metern bis zur Rotornabe. Die Länge der Rotorblätter mit dazu gerechnet, kommt man sogar auf 250 Meter.
Blick auf Sachsens größte Windenergieanlage mit einer Höhe von 169 Metern bis zur Rotornabe. Die Länge der Rotorblätter mit dazu gerechnet, kommt man sogar auf 250 Meter. © Wolfgang Riedel | Wolfgang Riedel

Dieser vom dänischen Hersteller Vestas Wind Systems gebaute und 2023 in Betrieb gegangene Oberwieraer Energieerzeuger kann bis zu 5000 Haushalte mit Strom versorgen. Von diesem gewaltigen Stromlieferanten profitieren vor allem auch die in dessen Umfeld liegenden Ortschaften, wie unter anderen Oberwiera, Schönberg und die thüringische Gemeinde Nobitz.

Kritik von Bürgern: Zu nah an der Wohnbebauung

Allerdings kam es am Rand des großen Gesprächskreises auch zu einer Protestaktion mit Transparenten und Trommelwirbel. Bernhard Ulbricht aus dem Oberwieraer Ortsteil Harthau kritisierte energisch das zu nah an Ortschaften errichtete Windkraftrad: „Wir wohnen nur rund 750 Meter weg vom Windrad und leiden unter dessen störenden Geräuschen. Es sollte vor allem über das Wohl der Bürger gesprochen werden und nicht hauptsächlich über den finanziellen Gewinn.“

Zudem beklagte er, dass die Bewohner vor dem Anlagenbau nicht ausreichend informiert worden seien. Der 58-jährige Gösdorfer Thomas Grünler tadelte gar hart: „Zu groß, zu laut und zu nah an den Ortschaften. Und alles nur, damit sich wenige Leute die Taschen füllen können. Das hat mit Energiewende nichts zu tun, das ist eigentlich eine Frechheit. Und ja, die Betreiber wohnen weiter weg und spüren so nichts von der Lärmbelästigung.“

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Diana Hemmann aus Harthau warf ein: „Unser ganzes Dorf ist gegen diese Lärmquelle. Alternative Energien ja, aber mit Abstand und Vernunft. Der Lärm ist so groß, dass wir nicht mehr bei offenem Fenster schlafen können.“ Anwohner Stefan Harnisch meinte indes, dass die Windradbebauungsfläche ein Raubbau an der Natur sei. Sogar die wechselnden Licht-Schattenreflexionen durch die großen Rotorblätter empfindet man störend.

Der Bundestagsabgeordnete Bernhard Herrmann entschärfte derweil die Kritiken mehr oder weniger, indem er anmerkte, dass die Belästigungsproblematik letztlich doch Beachtung finden wird. Übrigens: Eingeladen hatte zu dieser Info-Gesprächsrunde der Zwickauer Kreisverband der Grünen.