Schmölln. Austausch zur Burg Posterstein – ein Museum im Wandel. Plauderstunde in Schmölln über Geschichte und Zukunft des Museums.

  • Historie und Zukunft der Burg Posterstein.
  • Familiengeführtes Museum enthüllt DDR-Geschichte.
  • Welche Fortschritte gefeiert werden.

Schmölln. Ganz in Familie könnte man sagen. Zur Plauderstunde rund um das Thema Burg Posterstein hatten Moderator Frank Hübschmann und Gastgeber Thomas Büchner den Leiter des Museums Burg Posterstein, Klaus Hofmann und Tochter Marlene, die dort unter anderem fürs Marketing zuständig ist, eingeladen. Frank Hübschmann plauderte mit beiden über die Anfänge der Burg, Historisches, die Zeiten in der DDR und wie es nach der Wende weiterging. Auch auf das aktuelle Projekt, dem Neubau des Nordflügels und welches Konzept damit verbunden ist, gab es interessante Informationen. Eine Menge an Fakten und Zahlen. Bei einem Quiz wurde wieder Wissen rund um die Burg abgefragt. Dass die Burg 1191 erstmals urkundlich erwähnt wurde, wussten dank Internet dann auch alle. Der kleine Exkurs in die Geschichte der Burg, zeigte auf, dass man durchaus Glück hatte, dass die Burg heute noch besteht und sich entwickeln konnte. Kalt und zugig war es dort immer.

Aktuelle Nachrichten aus dem Altenburger Land

Deshalb zog der letzte Burgherr auch 1833 ins nebenan erbaute Herrenhaus um. Fortan waren in den alten Gemäuern nur noch der Burgverwalter und eingelagerte Ernten zu finden. Als Speicher diente sie fortan fürs Rittergut. Es wurde instandsetzungsmäßig nur noch das Nötigste gemacht. 1936/37 wurde das Dach gedeckt. Nach dem Zweiten Weltkrieg stufte man seitens der sowjetischen Militäradministration die Burg als kulturhistorisch ein. So gelangte es am Ende in den Besitz des Kreises Schmölln und wurde zum Kreismuseum. Nach dem Krieg hatten Vertriebene, die dort und im Herrenhaus wohnten, so Klaus Hofmann, Türen und Holzfußböden verheizt. Der Zustand war katastrophal. Das Gebäude leer.

Maschinenpark der Schmöllner Knopfindustrie im Museum

Nach und nach wurde es mit Mobiliar bestückt. Man nahm, was man kriegen konnte. Der Maschinenpark der Schmöllner Knopfindustrie kam ins junge Museum, stand im Obergeschoss. Dass die kaputten Balken den schweren Maschinen stand hielten über Jahre, gleicht einem Wunder. Dafür stürzten 1977 im Obergeschoss Decken ein. Zu diesem Zeitpunkt suchte der Rat des Kreises einen Nachfolger für den in Rente gehenden staatlich eingesetzten Burgherrn. Da traten die Hofmanns auf den Plan, Klaus Hofmanns Frau Sabine übernahm das Amt. Er stieß wenig später nach dem Studium dazu. Seither liegt das Werden und Gedeihen der Burg in Hofmannschen Händen.

1980 erfolgte eine Notsicherung durch die Firma Köblitz Gößnitz. Geld war zu DDR-Zeiten nicht das Problem, blickt Klaus Hofmann zurück. Dafür die Baukapazitäten, wie es damals hieß. Mit dem Bandmaß wurde die Burg vermessen, denn es gab nur eine Skizze der Burg von 1938. Mit der Restaurierung wurde 1984 begonnen. Die PGH Aufbau Schmölln hatte das übernommen, hatte gute Leute. Die Handwerker haben da auch viel über Denkmalpflege gelernt. Frank Hübschmann erzählt, dass er mit Eberhard Kern, der dort damals als Zimmermann arbeitete, oft heute noch ins Gespräch über diese Zeit auf der Burg kommt. 1991 erfolgte die Wiedereröffnung, da war die Burg 800 Jahre alt und man konnte jetzt Konzepte verwirklichen, die früher vielleicht nicht möglich gewesen wären. Aktuell ist jetzt der Nordflügel für 4 Millionen Euro im Aufbau. Damals, in der DDR, hatte man Geld und kaum Baukapazitäten. Heute muss Geld aufgetrieben werden. Das Bauen ist weniger das Problem. So ändern sich die Zeiten. Ein langgehegter Wunsch geht endlich in Erfüllung. 2020 gab der Kreistag grünes Licht. 2026 soll der Nordflügel, der völlig neu entsteht, mit großer Party eingeweiht werden.

Behindertengerecht mit Fahrstuhl und multifunktionalem Saal. Der Förderverein der Burg wirbt für das Vorhaben Spenden ein. Die Kontonummer kann man im Internet erfahren. Vom Inhaber des Reussischen Hofes gab es für den Nordflügel übrigens zur Plauderstunde 100 Euro.

Neben den detaillierten baulichen Ausführungen, hatte Tochter Marlene einiges zum Thema Ausstellung und Marketing beizusteuern, die seit 2015 ihre Aufgaben sind. Die Burg als unverwechselbar zu machen, ist schon lange die Grundidee. Hinzu kamen dann die Salongeschichten und die Kulturgeschichte, also Personen und ihre Lebensgeschichte darzustellen. Mit Dorothea von Kurland und ihrem Salon in Löbichau hat die Herzogin, die 1821 in Löbichau starb, weltbekannte Persönlichkeiten in das kleine Dorf aus der weiten Welt geholt. Und gerade deshalb findet dieses Thema und die Salongeschichten, die mit dem Theater und der Burg neu geschrieben werden, ihre Fortsetzung. Aber auch für Kinder und Familien wurde die Burg dank ihrer Konzepte immer attraktiver. Historische Ausstellungen, die Geschichte des Altenburger Landes, europäische Salonkultur oder die Wismutausstellung derzeit, oder die über uralte Bäume, als auch die Ritterspiele erwarten die Besucher. Dies alles organisiert ein Team von nur vier Mitarbeitern voll Leidenschaft und Engagement. Andernorts ruft das kleine Team in der Museumsbranche oftmals Staunen hervor. Aber kurze Wege und Absprachen über den Schreibtisch haben eben Vorteile und zeigen, dass mit engagiertem Personal einiges zu stemmen und Ideen zu verwirklichen sind. 24.000 Besucher, davon 53 Prozent Familien mit Kindern, und 143 Veranstaltung, vier Ausstellungen und 51 Kindergeburtstage im Jahr 2023 sind Beleg, dafür, dass ein kleines Museum Besucher im Umkreis von 150 Kilometer stetig und viele auch regelmäßig anzieht. Zurecht wurde man als Top Ausflugsziel in Thüringen ausgezeichnet.

Das brisante Thema Burg und Kirche in Posterstein wurde auch angeschnitten. Es ist wie es ist, so Klaus Hofmann. 2017 wurde der Vertrag gekündigt. Seither gibt es Führungen nur noch seitens der Kirche nach Voranmeldung bei der Nöbdenitzer Kirchgemeinde. Früher wurden seitens des Museums zwei Führungen am Tag angeboten. Aber das Thema Posterstein und Nöbdenitz sei schon seit jeher ein spezielles, sagte er. Die Postersteiner Kirche gehöre zum Rittergut, erklärte er. Es sei ein unhaltbarer Zustand, der momentan nicht aus der Welt zu schaffen sei, fügte er an.

Die Plauderstunde kam wieder sehr gut an. Manche Besucher werden sich bestimmt in absehbarer Zeit mal wieder auf den Weg auf die Burg begeben, Ausstellungen ansehen oder den Baufortschritt am Nordflügel in Augenschein nehmen. Nächste Woche soll die Decke auf den Kellerbereich kommen.