Pößneck/Schleiz. Warum es immer schwieriger ist, für eine Sache einzutreten, als gegen etwas zu protestieren

Insgesamt 116 Kommentare und 87 Reaktionen zählte gestern ein Facebook-Beitrag der OTZ-Pößneck zur ersten Fridays for Future-Demo in Pößneck vor genau zwei Wochen. Unmittelbar vor den Sommerferien hatten sich dabei circa 50 Teilnehmer, darunter viele Schüler aus dem Orlatal, für mehr Anstrengung der Politik im Kampf für den Klimaschutz ausgesprochen.

Es war nach einer ähnlichen Demo in Schleiz die zweite im Saale-Orla-Kreis. Seither herrscht Sommerpause in Sachen Klima-Demo im Landkreis. Man wolle eine weitere veranstalten, hieß es von den Organisatoren der Aktion in Pößneck: „Es wird wohl nach den Ferien sein“, stand es am Folgetag in der OTZ. Es gilt, daran zu erinnern, dass weder im April in Schleiz, noch in Pößneck der Protest während der Unterrichtszeit stattfand.

Interessenkonflikt, Generationenkonflikt

Dennoch hatte die Berichterstattung damals den erwartbaren Effekt: Die Pößnecker OTZ-Facebook-Gemeinschaft streitet sich über den Sinn des Ganzen. „Geht lieber in die Schule. Für die Umwelt demonstrieren, sich aber von den Eltern zur Schule fahren lassen“, lautet etwa einer der harmloseren, ablehnenden Kommentare, während andere loben: „Gute Sache. Wenigstens einige mehr, die darauf aufmerksam machen, da unsere Politiker sich mehr mit den Interessen von Leuten, die 70+ Jahre alt sind, auseinandersetzen, anstatt die Interessen von den jüngeren Generationen mal anzusprechen.“

Geht es um die Fridays for Future-Demos, ist immer eine, gelinde gesagt, heiß geführte Diskussion die Folge. Das Reaktionsspektrum reicht dabei von alar­mis­tischer Weltuntergangs-Panikmache über eine gewisse Sachlichkeit bis hin zu teils aggressiver Ablehnung und der Verteufelung einer ­16-jährigen Schülerin aus Schweden – der Gründerin Greta Thunberg.

Meine Meinung:

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Viele Kommentare sehr respektlos: Drei Fragen an Karoline Jobst, Mitorganisatorin von Fridays for Future in Pößneck

Die Schülerin Karoline Jobst aus Krölpa hat die Fridays for Future-Aktion in Pößneck vor zwei Wochen mit auf die Beine gestellt. Im Kommentarbereich unter einem viel diskutierten Facebook-Beitrag der OTZ-Pößneck schrieb die ­16-Jährige: „Vielleicht sollte man mal darüber nachdenken, ob es wirklich sinnvoll ist, auf Facebook auf Jugendlichen rumzuhassen, die sich für etwas engagieren. Viele stecken da viel Zeit und Mühe rein. Ich empfinde viele Kommentare hier als sehr respektlos. Wie wär‘s mit einem konstruktiven Dialog? :) Wir hätten Bock, solange beide Seiten einander zuhören und von einander lernen wollen.“

Im Kurz-Interview am Telefon äußert sich die Schülerin zu ihrer Einschätzung der weiteren Chancen der Klima-Bewegung und den Hass-Kommentaren dazu in sozialen Netzwerken.

Befürchten Sie, dass die Bewegung Fridays for Future über die Ferien nun an Schwung verlieren könnte?

Das glaube ich nicht. Thüringenweit geht es auf jeden Fall weiter. Für September ist ja auch wieder eine bundesweite Demo geplant. Wir wollen uns auf jeden Fall weiter dafür einsetzen. Ich fände es gut, mit der Saalfelder Gruppe etwas ­zusammen zu organisieren. Das könnte man dann zum Beispiel auch in Saalfeld ­machen. Dort gab es ja auch schon zwei Fridays for Future-Demos. Wir stehen mit der Gruppe dort in Kontakt.

Was denken Sie über die ablehnenden Reaktionen in den sozialen Netzwerken zu den Schülerprotesten?

Ich finde es schade. Ich habe den Eindruck, viele wollen gar nicht mit uns über die Sache ­reden, sondern wollen einfach nur ihre Ablehnung unseres Einsatzes im Allgemeinen loswerden. Diesen Hass der Menschen auf Fridays for Future kann ich nicht verstehen. Auf Facebook entsteht auch keine wirkliche Diskussion. Es dreht sich immer im Kreis. Wenn du Argumente postest, antwortet irgendwer mit einem Foto von einem großen Geländewagen. Da findet keine inhaltliche Auseinandersetzung statt. Ich würde mich gern mal mit den Menschen an einen Tisch setzen und dann über die Schülerproteste und den Klimaschutz reden. Das würde bestimmt ­anders ablaufen als die immer gleichen Diskussionen auf Facebook.

Und was machen Sie jetzt in den Ferien?

Ich leiste Freiwilligenarbeit im Bereich der Kriegsgräberfürsorge.