Crossen. Noch bis Ende Januar bleibt die Hausarztpraxis von Ursula Reichenbacher geöffnet. In der Gemeinde sucht man nach Lösungen, um die ärztliche Versorgung auch in Zukunft im Ort sicherzustellen.

  • Die Allgemeinmedizinerin in Crossen im Saale-Holzland-Kreis geht in den Ruhestand.
  • Noch ist ungewiss, wie es in Zukunft um die ärztliche Versorgung in der Gemeinde steht.
  • Der Gemeinderat sucht nach Lösungen, um Crossen als Standort für einen Nachfolger attraktiv zu machen.

Seit 1987 ist Ursula Reichenbacher aus Eisenberg Allgemeinmedizinerin in Crossen. Noch bis zum 31. Januar bleibt ihre Hausarztpraxis in Crossen geöffnet, dann geht die langjährige Ärztin in Crossen in den Ruhestand. Noch gibt es für die 66-Jährige keinen Nachfolger. Einen interessierten Arzt habe sie zwar gefunden, wichtig sei es jedoch, dass die Gemeinde die Räumlichkeiten beschaffe, sagt Reichenbacher. Eigentlich habe sie vorgehabt, noch weiter zu arbeiten, doch nachdem ihre Arzthelferin gekündigt habe, sei sie seit Juli alleine in der Praxis. Zwischenzeitlich habe sie zwar eine Seiteneinsteigerin beschäftigt, sagt Reichenbacher. Doch durch den Weggang der Arzthelferin sei alles ins Rollen gekommen. Da das Thema bereits seit einiger Zeit auf dem Tisch liegt, hätten sich die meisten Patienten bereits einen neuen Hausarzt gesucht, sagt sie.

Gemeinderat möchte sich für dauerhafte Arztpraxis in Crossen einsetzen

„Wir hoffen, dass sich genug bewerben“, sagt Bürgermeister Herbert Zimmermann (BI Holzland) im jüngsten Haupt- und Finanzausschuss. Kürzlich habe VG-Chef Martin Bierbrauer die Kassenärztliche Vereinigung Thüringen kontaktiert, denn die Arztstelle müsse sofort ausgeschrieben werden. Auch einen Raum für eine vorübergende Praxis könnte die Gemeinde im Klubhaus Crossen zur Verfügung stellen, lässt Zimmermann wissen. Aber auch eine langriste Lösung versucht die Gemeinde zu finden. So habe unter anderem bereits eine Privatperson angeboten, Praxisräume ausbauen zu können. In jedem Fall sei es im Interesse des Gemeinderates, dass es in Crossen auch in Zukunft eine feste Arztpraxis für die Anwohner gibt, lässt Zimmermann wissen.

„Es braucht in Crossen eine dauerhafte ärztliche Versorgung“, pflichtet der Gemeinderatsvorsitzende Jens Lüdtke (CWV) bei. Auch zeigte er sich besorgt darüber, dass Patienten, die sich einmal eine neue Hausarztpraxis gesucht haben, womöglich nicht zurück nach Crossen wechseln würden. Auch für die Apotheke in Crossen, über die man heilfroh sei, könnte ein fehlender Arzt vor Ort zum Problem werden. „Mit der Arztstelle wird auch der Bestand der Apotheke gesichert“, sagt Lüdtke.

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„Wir kennen die Zahlen im Haushalt“, wirft indes Julius Stummhöfer (Die Linke) ein. Er frage sich, ob das Klubhaus nicht auch dauerhaft für eine Arztpraxis in Frage kommen könne. Jede Möglichkeit, eine Verbesserung der finanziellen Lage der Gemeinde zu erwirken, sollte genutzt werden. Auch der zweite Beigeordnete, Andreas Handwerck (AfD für Fraktion 24), zeigte sich offen für diesen Vorschlag. Es gebe die räumliche Möglichkeit und Sanitärräume, und das Geld bleibe in der Gemeinde. Bis Ende Februar soll nun im Bauausschuss kalkuliert werden, ob diese Option für die Gemeinde finanziell machbar sei.

Kassenärztliche Vereinigung: Attraktivität der ambulanten ärztlichen Versorgung ist gesunken

„Wir empfehlen Praxisinhabern, zwei bis drei Jahre, bevor sie vorhaben in den Ruhestand zu gehen, intensiv nach einem Nachfolger zu suchen“, sagt Matthias Streit, Pressesprecher der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen. Eine häufig erfolgsversprechende Option sei es zum Beispiel, den Nachwuchs selbst weiterzubilden, um so eine passende Nachfolge zu finden. Aber auch von Gemeinden, die sich selbst um Räumlichkeiten kümmern, habe er Kenntnisse. Dies sei ebenfalls eine Möglichkeit, um die Attraktivität für Ärzte, insbesondere im ländlichen Raum, zu steigern, weiß er. Generell sei die Attraktivität der ambulanten ärztlichen Versorgung gesunken. „Die Erwartungen der jungen Mediziner haben sich verändert“, weiß er. Auch dies seien Punkte, die es mittlerweile erschweren, eine Nachfolge im ländlichen Raum zu finden.

Weitere Hausarztpraxen in der Umgebung befinden sich demnach in Silbitz, Eisenberg und Bad Köstritz. Auch die Internetseite der Kassenärztlichen Vereinigung Thüringen helfe demnach bei der Suche nach einer Hausarztpraxis.